Hallo!
Grundsätzlich sollten die Spieler natürlich verstehen, dass Regelmechanismen eine (je nach System mehr oder weniger) abstrakte Darstellung der Realität liefern. Grundsätzlich gilt: Der Charakterhintergrund dient nicht als Ersatz für Spielwerte, sondern als Basis dafür. Wenn der Spieler einen mutigen Streiter des Wächterbundes spielen will, sollte er ihn auch mit entsprechenden Werten (GW, Entschlossenheit, etc.) ausstatten, damit er die entsprechenden Proben auch schaffen kann. Ein Wächterbundler mit niedrigem GW und kaum Entschlossenheit ist dann eben nicht mutig und ihn entsprechend darzustellen wäre (in meinen Augen) verfehlt (als verzerrte Selbstwahrnehmung des Schissers als "größter Held aller Zeiten" wäre das natürlich okay und ggf. sogar wünschenswert). Das kannst du in jedem Fall schonmal als Argumentationsgrundlage verwenden, um solche Diskussionen gar nicht erst aufkochen zu lassen.
Wenn es dann trotzdem im Spiel dazu kommt, dass Spieler Wirkungen auf ihren Charakter nicht verstehen, dann gehen vermutlich das Bild, das der Spieler von seinem Charakter hat und das am Spieltisch entstehende Bild auseinander. Da kann man dann als Spielleiter ein paar Punkte anbringen, um das "gerade zu rücken":
- Im Allgemeinen fängt man eine Runde ja mit neu erschaffenen Charakteren an, die praktisch kaum Lebenserfahrung haben. Zwar gibt es meistens keine Vorgaben bezüglich des Alters eines Charakters, aber wenn man nicht explizit als Veteranen-Trupp anfängt, ist man (unabhängig vom Alter) eben grün hinter den Ohren. Der Charakter hat beim Wächterbund bestimmt schon schlimme Dinge gesehen, die den meisten anderen Lorakiern Alpträume bescheren würden, aber er ist noch lange nicht so gefestigt, dass er widerliche Fratzen und nebulöse Geisteskräfte einfach abschütteln könnte, wie die Wächterbund-Veteranen, bei denen er gelernt hat.
- Jeder hat mal einen schlechten Tag: Gerade wenn er darauf geachtet hat, entsprechende Werte einigermaßen hoch zu besitzen, ist es natürlich mies, gegen einen lächerlichen Wurf von 15 zu versagen. Auf der anderen Seite kann das ja immer passieren. Auch ein legendärer Schwertkämpfer kann daneben schlagen, zum Beispiel wenn der Spieler einen Patzer würfelt. Vielleicht ist der Charakter abgelenkt, vielleicht denkt er gerade an etwas anderes, oder die Wunden vom letzten Kampf brennen noch zu sehr, vielleicht ist er auch zu überrascht, um schnell genug "geistig dicht" zu machen. Hier kann man sich an den Ausreden orientieren, die die Spieler deiner Runde normalerweise bei unwahrscheinlichem Versagen benutzen (oder die du benutzt, wenn du das normalerweise tust).
- Fehlende Kenntnisse: Um sich auf einen furchterregenden Anblick vorzubereiten, muss man natürlich wissen, womit man es zu tun hat. Wenn man noch nie eine Frostbestie gesehen hat, kann man es sich leicht erklären, dass einen der Anblick erstmal schockiert. Denn nur weil ich Der Exorzist rauf und runter gesehen habe, heißt das nicht, dass ich mich nicht grusel, wenn ich Paranormal Activity gesehen habe.
LG
Loki