Mir sind die Spekulationen über die Essgewohnheiten der Varge in diesem Forum aufgefallen. Dabei war immer wieder von Fleisch die Rede, konkret sogar von Gnomen- oder Ork-Fleisch. Sogar über Kannibalismus bzw. das Essen der eigenen Toten wurde gemutmaßt! Solche hanebüchenen Behauptungen sind doch am Fell herbei gezogen!
Ich kann natürlich verstehen, dass den interessierten Foren-Mitgliedern mangels offiziellem Statement der Autorenschaft eine solide Diskussionsgrundlage für dieses leckere Thema fehlt. Problematisch wird das aber, wenn unbelegte Hypothesen als allgemein gültig betrachtet werden. Diesen Eindruck gewann ich jedenfalls bei der einen oder anderen Mitteilung in diesem Webforum.
Da ich selbst nicht den Anspruch erhebe, ein profunder Kenner der Vargen-Rasse (korrekter müsste es Art oder Spezies heißen) zu sein, habe ich nach verlässlichen Quellen gesucht. Tatsächlich wurde ich fündig und möchte zur Erhellung der geneigten Leserschaft in diesem Forum mein Wissen teilen, auf dass jegliche Gerüchte über die vargische Esskultur hoffentlich aus der Welt geräumt werden können.
In den Bibliotheken von Ioria stieß ich auf einen gepfefferten Aufsatz des berühmten Kynekephalologen und Kochs Prof. Dr. H. Veargerly. Da es mir leider nicht möglich war, Veargerly persönlich zu sprechen - er ist von seiner Studienreise über die "stereotyposierten Verhaltensweisen bei der Auswahl und Aufnahme von Nahrung beim gemeinen Ork" immer noch nicht aus der Blutgrasweite zurück - zitiere ich im folgenden auszugsweise aus seinem Werk:
Fischfang (...) [ist ein] wichtiger Faktor der vargischen Kultur. So stellt Fisch auch das Grundnahrungsmittel dar. Selbst zum Frühstück gibt es bereits einen Happen Fisch.
Verwendet wird neben frischem Fisch meist Stockfisch. (...) Er wird roh gegessen, mariniert, gegrillt, gekocht, man verarbeitet ihn in Suppen, Salaten, Vorspeisen, Hauptgerichten und sogar Desserts.
(..) haben die Vaigarr die raffiniertesten Rezepte [für Zubereitung von Trockenfisch]. Ein Sprichwort der Vaigarr sagt, dass es 365 verschiedene Rezepte gäbe – für jeden Tag des Jahres eines.
Die Esskultur der Tarr ist nachhaltig von der Verwendung dieses Fisches [Stockfisch] geprägt. Vor allem die inländische Bevölkerung fernab fischreicher Gewässer ist stark auf leicht konservierbaren Fisch angewiesen. So nimmt auch der Handel mit Stockfisch einen wichtigen Teil im Handelsvolumen der Tarr ein (...).
Bei den Raugarr werden Trockenfische meist roh und ungewässert genossen. Der getrocknete Fisch wird in mundgerechte Stücke zerteilt und ohne weitere Zutaten als Zwischenmahlzeit gegessen. (...) Frisch gefangenem und rohem Fisch wird dort allerdings der Vorzug vor getrocknetem gegeben.
Zum Essen von Fleisch berichtet der Vargen-Experte und Ernährungswissenschaftler Veargerly:
(...) verzichten Vargen nicht nur aus Geschmacksgründen, sondern auch wegen der Knochen auf den Verzehr von Fleisch. Selbst sogenannte "Fliehknochen", die jeder Alb herunterschluckt, lassen ihren Hals schon beim Anblick eng werden.
[Zitierte Quelle: "Köstlich essen mit den Vargen - Mahlzeitenrhythmus, Körperwahrnehmung und Essgewohnheiten der Vargen von Surmakar bis Zwingard"; Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. H. Veargerly, Ioria]
Noch ein Wort zur "Gnomensuppe":
Dieses Gericht ist kein Gerücht. Es gibt diesen Eintopf tatsächlich und er stammt sogar aus der traditionellen Vaigarr-Küche. Allerdings hat das nichts mit Gnomen zu tun, diesen putzigen, behörnten Kerlen. Der Name stellt eine Verballhornung des vargischen Ausdrucks "Gnurmre" dar. Der Hauptbestandteil dieser Speise, die bei den Zwergen übrigens "Ladrisch" heißt, ist, wie der vargische Name schon sagt, getrockneter Kabeljau. Weitere Zutaten sind Sardellen (oder auch Hering), Zwiebeln und Kapern. Fleisch sucht man in diesem Eintopf (wer hätte bei einem Vargen-Gericht auch etwas anderes vermutet?) vergebens.
In diesem Sinne: Guten Appetit!