Jetzt muss ich spaßeshalber aber trotzdem einmal nachfragen: glaubst du auch, dass man in Vollplatte auf einem Pferd einen Langbogen abschießen kann? Das Bild wird ja sogar in der Dokumentation gezeigt, aber ich sehe Herrn Loades nur in Hemd und Hose auf dem Pferd sitzen.
In anderen Dokus der Reihe trägt er einen vollen Plattenharnisch und beweißt, dass man damit nicht so unbeweglich war, wie man gerne behauptet. Zwar wurde das von Dir kritisierte Bild gezeigt, aber es werden auch andere Bilder gezeigt, in denen die Schützen leichtere Rüstungen (Brigantinen(?)) tragen. Ich bezweifle, dass berittene Schützen einen Plattenharnisch trugen, aber nicht weil man damit nicht schießen konnte, sondern weil diese Rüstung schlicht und einfach zu teuer ist. Plattenhanische kamen zudem erst später auf und waren für Pfeile undurchdringlich. Trotzdem war noch im früher 16. Jahrhundert der Langbogen die Standardfernkampfwaffe der englischen Armeen.
Du solltest doch wissen, dass mittelalterliche Illustrationen doch meisten genau sind. Man hat alles in der aktuellsten Mode dargestellt (leider auch dann, wenn man Ereignisse bebilderte, die Jahrhunderte früher stattfanden), was uns heute doch ermöglicht, die Mode und sogar die Militärtechnik der Entstehungszeit, kennen zu lernen. Wenn eine Illustration aus dem 15. Jahrhundert uns berittene Bogenschützen in PLattenharnischen zeigt, wird es diese wohl auch gegeben haben, denn die Illustratoren kannten sich zum einen damit doch auch aus und zum anderen hätten sie auch nicht gewagt, etwas darzustellen, was nicht möglich ist, denn die Kunden kannten sich ja auch aus und hätten Phantasiedarstellungen moniert.
Leider ist viel Wissen verloren gegangen, welches erst langsam wieder entdeckt wird. Leider haben so einige Historiker aus Unwissenheit oder aus Unglauben viel Schaden angerichtet. Und leider haben Pseudo-Historische Romane von Leuten, die sich nicht auskannten, Hollywood-Filme und D&D auch viel Schaden angerichtet.
Jetzt sind wir also zumindest einmal angekommen bei "die Illustrationen stellen nicht die Schlacht von Crecy dar, sondern die Zeit, in der sie entstanden sind (also das 15. Jahrhundert)". Das ist doch schon einmal etwas.
Jetzt müssen wir im zweiten Schritt schauen, wie glaubwürdig das für die damalige Zeit war und können uns Spekulationen über den Schlachtverlauf von Crecy erst einmal sparen.
Und dabei wird es jetzt interessant, aber auch sehr kompliziert. Im Grunde müssten wir uns dafür in einer wissenschaftlichen Bibliothek treffen und gemeinsam etwas recherchieren. Ich würde die der FU Berlin, der HU Berlin und der Potsdamer Universität anbieten.
Aber versuchen wir es erst einmal noch so. Auch hier muss man unterscheiden zwischen "was schien den Zeitgenossen denkbar" und "was praktizierten sie selbst". Nur weil einem Ritter des 15. Jahrhunderts berittene Langbogenschützen denkbar erschienen, heißt das nicht, dass er das auch praktizierte oder es für militärisch sinnvoll hielt. Gerade wenn eine Darstellung die Vergangenheit zeigt, bewegen wir uns meistens nur noch im Feld dessen, was denkbar erschien und nicht mehr im Bereich dessen, was auch wirklich praktiziert wurde. Ist ja bei unseren heutigen Actionfilmen oder auch beim PnP-Rollenspiel nicht viel anders. Das dargestellte soll uns plausibel erscheinen, aber es muss nicht unbedingt realistisch sein.
Es bleibt also bei einer fiktionalen Darstellung die - wie experimentalarchäologische Ansätze zeigen - durchaus plausibel war, aber deswegen trotzdem keine direkten Rückschlüsse auf die militärische Praxis des Mittelalters zulässt. Vor allem auch, da die Darstellungen extrem vereinzelt sind (der von dir genannte Schütze mit der leichteren Rüstung ist ja wahrscheinlich sogar der aus dem gleichen Bild wie der in Vollplatte) und wenn ich mich nicht irre auch größtenteils vom gleichen Illustrator erstellt wurden. Um von einer gängigen militärischen Praxis auszugehen, bräuchte man mehr Quellen und dabei bestenfalls auch welche, die nachweislich von Personen mit militärischem Hintergrund sind. Beides existiert leider nicht.