Nur bin ich halt auch der Meinung, dass jeder, der sich geschwurbelt ausdrückt, in der Bringschuld ist. Ein 'schlag nach' finde ich arrogant, ein Glossar finde ich eine nette Geste.
Ich bin der Meinung, dass es anmaßend ist, jemanden aufgrund der eigenen Unwissenheit eine Bringschuld anzutragen, weil man der Sprache des Gegenübers nicht mächtig ist. Unwissenheit ist kein Problem (betrifft einen ja auch immer wieder selbst), auf Nachfrage beantworte ich im Gespräch eigentlich immer, was ich meine. Im geschriebenen Text jedoch verweise ich gerne einmal auf eine entsprechende Quelle, wo der Frager sich informieren kann. Dies ist keine Arroganz, keine Geringschätzung, sondern zweierlei:
a) Lustlosigkeit. Andere haben keine Lust es nachzulesen? Nun, ich hab auch nicht immer Lust/Zeit es zu erklären!
b) Ermunterung zur Eigenverantwortlichkeit. Jeder Mensch ist selbst für sein Wissen und Unwissen verantwortlich, daran ändert auch kein Lehrer etwas. Dies möchte ich Menschen bisweilen in Erinnerung rufen.
Wenn jemand etwas dazu gelesen hat und dann immer noch sagt, er habe Schwierigkeiten beim Verstehen, nehme ich mir bei aller Lustlosigkeit trotzdem meist die Zeit es zu erklären. Und ich erkläre eigentlich recht gern. Für mich ist Wissensvermittlung eine Herzensangelegenheit und einer der wertvollsten Dienste an den Mitmenschen, ein Zeichen von Mitgefühl.
Der Vorwurf der Arroganz ist also meistens unangebracht und lenkt nur von der mangelnden Eigenverantwortung ab.
Man könnte es auch so formulieren: Wer mir vorwirft, geschwurbelt zu sprechen, um mich über den anderen zu erheben, hat ein Selbstwertproblem. Er fühlt sich mir unterlegen und macht mir dieses Gefühl zum Vorwurf. Mir wird die Absicht der Demütigung unterstellt, für mich eine Beleidigung.
Ich spreche nicht absichtlich und künstlich so, sondern nutze meine Sprache einschließlich Fremdwörter und Fachbegriffe, wie ich sie erlernt habe und sie mir fast immer ungefiltert in den Sinn kommen. Es wäre mir viel zu anstrengend, ständig darüber nachzudenken, wie ich sprechen sollte, anstatt einfach zu sprechen. Oder schreiben. Ich finde meine Sprache auch nicht besonders toll oder hochstehend, sie ist nur ein Konglomerat (Zusammenballung) aus den Einflüssen aller Texte und Gesprächspartner der letzten 30 Jahre und entwickelt sich durch dazulernen (und vergessen?) immer weiter. Viele Dinge an meiner eigenen Sprache nerven mich, aber ich kann sie nicht abstellen. Zum Beispiel wenn ich solche Kontraktionen wie "auf'n Sack" oder "inne Schule" sage... nicht gerade ein Musterbeispiel deutscher Sprachentwicklung, sondern Ruhrpott-Gewohnheit.
Und ich denke, dies geht den meisten anderen Menschen ebenso.
Als Autist mit nicht immer ganz einfachem Duktus habe ich den (an dieser Stelle) falschen Vorwurf der Arroganz schon häufiger ertragen müssen, deshalb schreibe ich mir das hier mal von der Seele
"Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus!" - Harald SchmidtP.S.
Glossare sind ziemlich nützlich. Wenn ich mich irgendwo in ein Thema einarbeite und auf unbekannte Begriffe und Abkürzungen treffe, versuche ich zuerst eines zu finden.