@TrollsTime
Ich habs bei einem weiteren "Danke" belassen und konzentriere mich auf die folgenden Beiträge.
Nebenbei, in den Phantasy-Welten, die ich bespiele gibt es eher ein Schwarz-Weiß-Denken, also "Charakterhandeln" dient grundsätzlich dem Guten und ist somit "zulässig" und brauch auch kaum diskutiert werden - wenn ich auch grad in meiner SpliMo-Runde einer ganz anderen Art und Weise "belehrt" werde!
"Unulässig und böse" sind dann diese Einflußnahmen, wenn sie einen Spieler-Charakter treffen - und AB DA (!!!), da werde ich wütend und das paßt mir gar nicht mehr. Als SC "darf" ich alles zaubern und gegen jeden, ebenso jedwede Handlung (insb. Gewalt und alles was real als Straftat gilt) ausführen, aber die meisten Spieler kreischen schon bei der Androhung dieser Konsequenzen gegen ihre Spielfiguren laut auf, meist wird sogar ein Gruppenkonsens beschworen, darauf verwiesen, oder präventiv eingeführt um gar nicht erst daran denken zu müssen, sondern quasi per "Gesetz" das wegzubügeln..
Das will ich nicht, auch wenn ich jedesmal jammere, wenn's meinen Char trifft - aber es trifft halt mich, weil ich im Spiel zu meinem Char werde - die Rolle spiele und eben auch die Konsequenzen erleide und trage.
Das Hauptproblem im Diskurs mit realen Personen als auch im Rollenspiel bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Spielfigur, ist doch, dass viele dazu neigen,
alles einem Prinzip unterzuordnen vordergründig, ob gleich sie hintergründig oder zumindest tatsächlich sehr viel komplexere Wesen sind (jedfs reale Personen).
Wenn jemand zu mir sagt "Aus Prinzip" läuft in meinem Hirn eine Autokorrektur ab:
"Ersetze 'aus Prinzip' durch 'aus Trotz'!"
Politiker und sehr religiöse Menschen neigen - aus sehr unterschiedlichen Gründen - im Diskurs auch dazu ihre tatsächliche Meinung durch "das Prinzip" auszutauschen. [...]
Eben so gibt es gesellschaftliche "Non-Dos" die eine losgelöste Diskussion zB fürs Rollenspiel erschweren.
Das finde ich im ersten Schritt sogar richtig (Missbrauch o.ä.).
Dumm nur, dass manche hieraus auch "Non-Dos" in ähnlichen Bereichen oder gar auf der Meta-Ebene herleiten,
bzw die Folgerung vorwegnehmen, was dann zu solchen Stilblüten führt wie "Liebeszauber SIND im Grunde immer Vergewaltigungen (und DESHALB brauchen wir nicht mehr darüber zu diskutieren)!"
Nur damit ich mich nicht verrenne:
Du bist der Meinung, daß
- Sowohl real wie auch als Spielfigur/in der Rolle einer Spielfigur, die Menschen ein (imaginäres/unausgesprochenes/höheres/sonstwas) Prinzip in Diskussionen vorschieben?
- gesellschaftliche No-Go's die Diskussion erschweren?
- der Spieler diese gesellschaftlichen, begrenzenden Regeln unbewußt & Automatisch auf seine Spielfigur überträgt ("Liebeszauber SIND...")
Dann allerdings stimmt das mit dem Prinzip, aber aktuelle Erfahrungen zeigen mal wieder, daß die Spieler eher ein Handlungsschema in ihre Spiuelfigur legen und sich defacto für deren Handlungen entschuldigen oder ihre realen Defizite zu substituieren scheinen, bzw. dinge tun und darstellen zu denen sie real niemals in der Lage wären, wie z.B.:
- Holzhammer- oder Gewlat-Lösung bevorzugen
- Zauber und anderes "zweckoptimiert" einsetzen, meist "rücksichtslos" und unter Ausrufung und "Aneignung" eine Rechts oder "Prinzips" für die Spielfigut
- sich in der Rolle/ Als Spielfigur wie der sprichwörtlich Elefant im Porzelanladen benehmen aber nicht bereit sind die Konsequenzen (Reaktionen der Spielwelt) zu tolerieren...
- Kompensierend spielen - kann sehr befriedigend sein, mach ich auch ^^
- ...
Deshalb besser andersrum:
1.)95% unserer SCs haben ANDERE Moralvorstellung als wir selbst und das sollte uns stets bewusst sein.
Das macht manche Herangehensweisen leichter ("Mein Beherrschungsmagier sieht das nicht so wie du oder ich!" "Freundschaftsmagie ist für einen Elfen was normales!" "Liebeszauber gehören für meine Hexe/Alchimistin/Whatever zum Geschäft!"),
2.)hinzukommt die Tatsache, dass wir bei unseren Spielfiguren mit der Anwendung von körperlicher Gewalt viel freizügiger sind, als wir es selbst wären. Das ist "Rollenspiel-Recht" und lässt sich auch auf andere "Tätigkeiten" übertragen. NAtürlich mit der gleichen "Heiligt der Zweck die Mittel?-Maxime, die der Char auch im Kampf machen würde
3.) Spricht doch überhaupt nichts dagegen, dass auch der SC seine Tätigkeit unter Gewissensbissen durchführt. Muss man das Ausspielen? Nein! Man darf!
4.) Ebenso ist es ok, ein Thema aus Sensibilität, Schüchternheit oder political Correctness (im nicht verbrannten Wortsinn) nicht zu vertiefen/zu erörtern.
5.) Wie 4.) nur "Spielspaß", so zynisch das jetzt klingen mag.
Da gehe ich idR bei manchen meiner Settings wie Charaktere weiter. Das ist stark von der Spiewelt abhänig und geht mMn nicht in den meisten Phantasy-Settings und schon gleich gar nicht mehr wenn man gekaufte Abenteuer in diesen Welten spielt. Die Kaufabenteuer spiegeln den "Welten-Tenor" wieder (idR den "Gut-Mensche-Char", auch wenn es Gesinnung gibt oder mit bestimmt Handlungswiesen freizügig umgegangen wird).
Bsp. wie ich das umzusetzen versuche und hier versuche meinen Denkweise "freien Lauf" zu lassen:
* SR4: ein Non-Social Char, der nur bestimmte "Leitplanken" kennt
* Gegenbeispiel aus gleicher Runde: ein Pärchen, daß immer Exot & Optimat-Char spielen
* Gegenbeispiel: Exot & und Optimat berufen sich auf "das Char-Konzept" (= das Prinzip)
* Gegenbeispiel Phantasy-Chars (z.B. aus SpilMo/Avent.) bauen auf die Weltenordung auf (auch ein Prinzip), so wie ich sie verstehe
* Es ist mir im System mit den 3 Buchstaben bis heute NICHT gelungen, daß Spieler eine "böse" Gruppe/"Böse Charakter" spielen, also diejenigen, die normal die Widersacher dern Helden sind - das hat noch keine Gruppe hinbekommen!
* Viele meiner Szenarien sind Aufgaben- und ergebnisoffen. Ich erzähle als SL einfach eine Geschichte, die ein paar Ereignisse beinhaltet, mehr nicht.
* Das kriegen Spieler idR nicht gebacken! sie kommen einfach weder dazu sich einer Aufgabe anzunehmen, noch sich ein Ziel zu suchen!
* Es scheint für nahezu alle Spieler, die ich als SL in den letzten Jahren begleitet habe eine Katastrophe zu sein, wenn die Story keinen Erfolg vorsieht.
* Es ist für sehr viele Spieler leichter zu ertragen, einen FAil zu produzieren als ein selbstgesetztes und erreichtes Ziel als Erfolg zu sehen.
Denke das sind so ein paar Konsequenzen davon...
Du tust hier gerade so, als wäre der kritische Umgang mit Herrschaftsmagie der Standard in Rollenspielgruppen und diese unterdrückende Mehrheit soll doch bitte der armen Minderheit ihre Freiheiten lassen. Die Sache ist nur die, dass es genau anders herum ist. Ein Angriff auf den menschlichen Geist wird meiner Erfahrung nach von fast keinem Spieler auch nur ansatzweise kritisch gesehen und die Frage ist, ob diese totale Akzeptanz in jede Kultur der Hintergrundwelt und zu jedem einzelnen Charakter passt.
Und wie ich bereits sagte: natürlich muss man das nicht ausspielen. Natürlich kann man auch sagen, dass der eigene Charakter das genauso akzeptiert oder es ihm genauso egal ist wie einem selbst. Aber diese Diskussion kann vielleicht als Denkanstoß dienen, damit der eine oder andere sich überlegt, ob das auch wirklich zu seinem eigenen Charakter passt.
JA genau das hab ich mal grad wieder, und ich bin echt frustriert drüber.
Du führst im weiteren aus, dass du die ingame-Thematisierung von den moralischen Grenzen der Herrschaftsmagie dann thematisieren würdest wenn entweder das vom Spieler kommt oder es einen dramaturgischen Mehrwert hat. Das sind beides gute Ansätze, aber ich würde noch einen dritten Punkt hinzufügen: den atmosphärischen Mehrwert. Ich habe in meiner Zeit schon echt viele ingame-Diskussionen über Ehre im Kampf erlebt. Erst vor ein paar Tagen wieder unter den Spielercharakteren, oft durch diese begonnen, manchmal aber auch durch mich initiiert. Solche Gespräche tragen meistens wenig direkt zur Dramaturgie bei, aber sie bieten vielfältige andere Möglichkeiten. Zum einen wirken sie sich direkt auf den folgenden Handlungsverlauf und die Handlungen der Spielercharaktere aus. Zum anderen tragen sie extrem viel zur Atmosphäre der Spielwelt bei, die dadurch (gerade auch wenn NPCs in solchen Diskussionen mitmischen) lebendiger und vielfältiger wirkt. Zuletzt bieten sie den Spielern auch die Möglichkeit, ihre SCs differenziert darzustellen und mir als Spielleiter geben sie die Möglichkeit, die NPCs zu charakterisieren. Genau diese drei Funktionen erfüllt auch eine ingame-Diskussion über Herrschaftsmagie, egal ob sie von einem der Spieler oder dem Spielleiter eingeleitet wurde. Natürlich ist es dabei für die Spieler schwerer, sich in verschiedene Positionen hineinzudenken, aber meistens geht das dann doch überraschend gut, denn mit Moralvorstellungen der verschiedenen Glaubensrichtungen oder Prinzipientreue hat man eigentlich genug Anhaltspunkte, um sich für den eigenen Charakter eine interessante Meinung zu dem Thema zu bilden.
Schön wärs! beschreibt irgendwie einen "Idealzustand" für mich. Es ist denke ich auch leichter "in-Character" solche diskussionen zu führen als außerhalb. Da läuft das gerne auf "dasPrinzip" und ein Regelinterpretation hinaus...
@ jeongjeong
Du irrst, ich bin viel näher bei dir, als du denkst:
Das Problem sind zwei Extreme:
1.) Die ersten, die nie hinterfragen und einfach drauf los spielen, ohne sich Gedanken zu machen. Ich nenne sie mal -abwertend, sorry- die anspruchslose Gruppe
2.) Das andere Extrem, das dauernd hinterfragt, insbesondere bei anderen Spielern - die arrogante Gruppe
Und ja: 2.) ist nerviger!
[Nevym: ]
Schön wird es dann wenn man das eigene hinterfragen hinterfragt.
Ich nenne es mal polemisch die "selbstkritische Gruppe"
oder so wie bei dir, wenn man Gewissensbisse und Kritik an anderen Prinzipien ingame ausspielt, ich nenne das mal die "interaktiv-konstruktive Gruppe".
Ihr habt da offensichtlich andere Erfahrungen gemacht, die ich nun eher positv sehen würde...
[...]
Ich habe in anderen Foren sehr schlechte Erfahrung mit der Erörterung von Herrschafts/Einflussmagie gemacht, weil dort - kein Witz - gleich vergewaltigungsähnlicher Aspekt unterstellt wurde.
Unglaublich, ist mir echt noch nicht untergekommen...
Und da sage ich "Nein, das muss man nicht zusehen, zumindest muss das die Spielfigur oder der NSC nicht so sehen!"
Dein Beispiel finde ich also im Gegenteil sehr gut!
Es drückt aus, wo ich die Diskussion hinhaben will: "In bzw zwischen die Charaktere" und dann ergebnisoffen auf Basis der Charaktere diskutieren.
Die zweite Alternative ist - übertragen - diese ganze Forumsdiskussion in den Kopf des Beherrschungszauberers zu implantieren.
Vielleicht hat der ja durchaus Gewissensbisse, bei dem was er tut.
[...]
Ja, dort sollten eigentlich alle Dipute und Diskussionen über die Spielwelt hin - in die Köpfe der NSC's und SC's - und nur aus deren Sicht sollten diese selbst ihre Handlungen (und Möglichkeiten) hinterfragen.