Ganz ehrlich: Eigentlich bin ich, wenn man hier Ausdrücke wie Barbiespieler oder Fanboy unbedingt strapazieren möchte, obwohl die tendenziell im negativen Sinn verwendet werden, Pathfinder-Fanboy und Earthdawn-Fanboy. Das sind die Systeme, die mich in den vielen Jahren, in denen ich die unterschiedlichsten Rollenspiele ausprobiert habe, am meisten in ihren Bann ziehen konnten. Und ich habe das Gefühl, dass Splittermond auch in diese Richtung gehen könnte. Zumindest entdecke ich immer wieder Details, die mich an diese Systeme erinnern. Und somit drücke ich beide Daumen, dass das Projekt gelingt und die vielen interessanten Teile zu einem gelungenen Gesamtwerk vervollständigt werden können, was zugegeben im QS noch nicht überzeugend gelungen ist.
Vielleicht stellt sich dann noch die Frage, warum ich nicht einfach die oben erwähnten RPGs spiele und Splimo links liegen lasse. Einerseits finde ich es wie einige Vorredner hier spannend, bei der Geburt eines neuen deutschsprachigen (!) Rollenspiels dabei zu sein und andererseits scheinen einige der Kritikpunkte die ich zB bei Pathfinder sehe (starres Klassensystem, starres Stufensystem, in die Jahre gekommenes Magiesystem, inkonsistente Welt) hier tendenziell besser angegangen. Dabei sehe ich vieles bisher über Splimo bekannt gewordene sehr kritisch, vieles gefällt mir aber auch sehr gut. Das perfekte RPG wird es wohl nie und für niemanden geben, aber was die verwendeten Grundbausteine betrifft habe ich einfach ein gutes Gefühl bei Splittermond.
Das heißt aber natürlich noch nicht viel, weil ich das Endprodukt nicht kenne. Ich möchte zB gut strukturierte und ausführliche Regeln, an denen man sich festhalten kann. Keine Handwedelei, kein über den Daumen peilen, keine Meisterwillkür. Wenn ich mir ein Regelbuch kaufe, dann möchte ich, dass es für die in Rollenspielen relevanten Situationen Regeln gibt und nicht, dass ich mir dauernd selbst etwas aus den Fingern saugen muss, weil nicht angegeben ist wieviel ich würfeln muss um zB mit Anlauf eine 4 m breite Schlucht zu überwinden, um nur ein ganz banales Beispiel zu nennen.
Wenn es Splimo nicht schafft, ein für mich gut ausformuliertes Regelwerk zusammenzubauen (weil es plötzlich ausschließlich auf die Zielgruppe der Rollenspielneueinsteiger umschwenkt oder sich doch breitschlagen lässt ein Storytellingsystem zu werden), dann bin ich aber sofort weg. Ich habe absolut nichts gegen stundenlanges kooperatives Erzählspiel von Spielleiter und Spielern ohne dass auch nur ein Würfel in die Hand genommen werden muss und das soll in jedem Rollenspiel seinen Platz haben aber ich mag auch ordentlich durchdachte Kampf(sub)systeme die dann eher taktisch als ausschließlich erzählerisch ablaufen.
Abschließend: Ich kenne niemanden, der nur hemmungslos begeistert ist. Jeder stimmt eben zu, wenn etwas seinem Geschmack entspricht und äußert Kritik, wenn er von einer Idee nicht so überzeugt ist. Dass manchen dabei mehr von dem was die Entwickler bekannt geben gefällt und manchen eben weniger ist doch völlig legitim. Nur weil es jemandem nicht gefällt, dass man etwas gut findet, was er selbst nicht mag, heißt das nicht, dass man willenlos alles toll findet, sondern einfach, dass man in diesem oder jenen Bereich einen anderen Geschmack hat als der Nörgler.