Prolog
Die Nacht war kühl und sternenklar. Da oben-die Sterne. Von hier unten aus betrachtet ergaben sie bei längerer Betrachtung das Bild eines Teppichs, der je nach Blickwinkel verschiedene Muster aufwies. Während das eine Muster das gerade zu sehen war,eher sichelförmig aussah, war das ovale Muster just zuvor mittlerweile schon wieder Vergangenheit. Die Person am Fenster seufzte kurz aber tief. Der Blick ging für einen kurzen Moment vom Himmel zur Erde, von den Sternen auf den Boden des Raumes. Mustergültig suchten die Augen den Boden des dunklen Raumes ab, der nur durch das Mondlicht partiell schwach erleuchtet war. Die Person zuckte kurz mit den Schultern und der Blick ging wieder langsam nach oben. Ganz behutsam. Dann plötzlich stoppte der Blick. Und blieb an der kleinen, zersplitterten Scheibe des Fenster hängen. Der fahle Schatten des Mondlichts offenbarte dabei eine raue Normalität: Die Scheibe war beschlagen. Erst da wurde der Person bewusst, dass das Fenster die ganze Zeit über angelehnt und nicht geschlossen gewesen war. Zielsicher griff die Hand zum Rahmen des Fensters. Mit einem leichten Drall schwang es auf. Sie schloss die Augen und sog für einen kurzen Moment einen Teil der kühlen,frischen Luft,ein. Sie genoss es. Und die Stille um sie herum. Für einen Moment war es so, als würde die Zeit still stehen. Dann öffnete sie die Augen wieder. Auch wenn es nur ein kurzer Moment gewesen war, so fühlte es sich doch irgendwie so an, als ob sie eine halbe Ewigkeit in dieser Position verharrt hätte. Fast so, wie wenn sie aus einem Winterschlaf erwachen und ganz allmählich wieder auftauen würde.
Dann ging sie behutsam wieder zum Fenster und sah abermals nach oben. Zu den Sternen. Dieses Mal versuchte sie kein Teppichmuster zu erkennen, sondern die Sterne zu zählen und einfach in ihrer Ganzheit zu betrachten. In ihrer Schönheit und Vollkommenheit. Es waren so viele...
Zu den Monden. 3 an der Zahl...hastig ergriff sie den Rahmen des Fenster und zog es zu. Dann sah sie sich nochmal in dem Raum um. Der Mond war inzwischen weiter gewandert, und der kleine Platz, der soeben noch durch das fahle Mondlicht schwach erleuchtet gewesen war, war inzwischen genau so verdunkelt wie der Rest des Raumes. Also gehörte auch das der Vergangenheit an. Plötzlich wurde sie von einer inneren Unruhe ergriffen. Hastig sah sie sich um. Hier war doch keiner außer ihr. Hier konnte doch niemand anderes sein, außer ihr. Hier gab es doch nur sie, den Mond und die Sterne. Oder?
Sie ging zu dem Kamin im Raum. Oben auf dem Kamin, am Fuße der Drachlingsstatue stand ein Spiegel. Sie ergriff ihn und mit einem leichten Hauch gehörten Staub und Spinnenweben auf dem Spiegel ebenfalls der Vergangenheit an. Sie nahm ihn mit. Auf dem Weg zum Fenster betrachtete sie sich die ganze Zeit darin. Derart auf den Spiegel, und was sie darin sah, konzentriert, übersah sie das kleine Loch im Boden und stolperte. Sie fiel. Der Spiegel entglitt aus ihren Händen. Währen der Spiegel vor ihren Augen durch die Luft trudelte und langsam nach unten segelte , fasste sie sich mit einem Arm an das Bein. Auch wenn der Fuß schmerzte rappelte sie sich mit letzter Kraft auf und sprang nach Vorne. Eine dicke Staubschicht wirbelte empor, und als sie wieder einigermaßen klar sehen konnte, hielt sie in der einen Hand den Spiegel. Der andere Arm lag auf den Boden und schmerzte ebenfalls. Sie zog den Spiegel etwas näher zu sich und betrachtete ihn kurz. Dann glitt ihr Blick an dem Arm entlang, der auf dem Boden lag. Sie seufzte tief. Ihr war wieder bewusst geworden, dass nicht nur Spiegel zerbrechen können...
Ausgangssituation:Es ist Winteranfang in der Region Wintholt. Auch wenn vereinzelt ein paar grüne Flecken zu sehen sind, ist doch der Großteil der Region von einer weißen Schneeschicht überzogen. Morgens ist es frisch, tagsüber wird es etwas wärmer, nachts ist es relativ kalt. Dieser Winter wird wie auch all die Winter zuvor wieder ein rauer Winter werden. Aber vielleicht kein so ein ganz strenger Winter wie früher, dafür sind die Temperaturen tagsüber (noch) nicht tief genug.
Ualda,Kai,Pacak,SiraundBerjast.
Der Zufall hat euch in der jüngsten Vergangenheit zusammen gebracht, und so reist ihr schon seit geraumer Zeit zusammen durch Lorakis. Auf eurer Rund-und Entdeckungsreise hat es euch über Selenia nach Wintholt verschlagen. Über Wallberg(ganz im Süden, an der Grenze zu Selenia) habt ihr einen Abstecher nach Albronnender größten und Königsstadt in Wintholt gemacht. Beeindruckt von ihrer einzigartigen Insellage, der großen, alten Flutmauer und einfach der Tatsache, dass ihr wohl selten zuvor eine Stadt gesehen habt, in der das Erbe der Drachlinge noch so präsent ist, habt ihr hier einige Tage verbracht, um euch die Stadt und ihre Pracht in aller Ruhe anzusehen. Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, habt ihr von einem alten Bettler in Erfahrung gebracht, dass es im Norden von Wintholt, genauer gesagt in der Grafschaft Schneehag, irgendwo an der Grenze zu Grauwasser den Gefallen König geben soll. Eine Drachlingsstatue von monumentalem Ausmaß, die früher wohl mal die Nordgrenze und zudem eine alte Drachlingsruine markiert haben soll.
Es ist jetzt bereits 3 Wochen her, seit ihr euch von Albronnen auf gemacht habt, in Richtung Norden. Das raue, unwirtliche und strenge Klima von Wintholt macht sich dabei nicht nur durch seine Kälte einen Namen, sondern auch dadurch, dass ihr immer mal wieder auf abgelegene Gehöfte und Siedlungen gestoßen seid-und dazwischen immer mal wieder Abschnitte von 4-5 Tagesreisen ohne ein Anzeichen von Zivilisation. Nur die raue, kalte Wildnis und ihr. So unbarmherzig das Klima hier auch sein mag, hat das Ganze auch etwas für sich: Wo wenig ist, ist nichts oder nur wenig zu holen. Dementsprechend seid ihr bei eurer bisherigen Reise von Überfällen oder anderen Gefahren verschont geblieben. Das Klima ist hier wohl offensichtlich Gefahr genug.
Am späten Vormittag gelangt ihr in die Nähe eines kleinen Waldstücks. Von der Ferne schon gut zu erkennen ist, dass es einen Weg durch den Wald gibt. Offensichtlich wurde da mal vor Jahren eine (Künstliche) Schneise in den Wald geschlagen, um einen Weg für Reisende zu ebnen. Am Anfang des Weges seht ihr einen kleinen Planwagen stehen,der irgendwie etwas schräg bzw. abseits des Weges steht. Neben bzw. hinter dem Planwagen steht ein Mann. Er steht mit dem Rücken zu euch und scheint sich dort am Planwagen etwas genauer umzusehen.