Wie gesagt - man muss natürlich gut sein, in dem, was man tut; Das gilt natürlich auch für kreative Berufe wie etwa Redakteur oder Zeichner. Aber - und das ist eine Meinung, die ich mit erfolgreichen Künstlern (in dem Sinne, dass sie von ihrer Kunst nicht nur leben, sondern gut leben können) aus meinem Bekannten- und Freundeskreis teile - auch Schreiben und Zeichnen sind letztlich ebenso Handwerke wie Kochen, Schreinern oder Feinmechanik. Und obwohl - da stimme ich dir zu - die allerwenigsten das Zeug zu einem Terry Pratchett oder Amedeo Modigliani haben, sollte man kreativen Köpfen nicht gleich jegliche Motivation nehmen, in dem man ihnen die Unmöglichkeit eines Lebens als erfolgreicher Künstler suggeriert, weil das einfach nicht wahr ist. Talent ist absolut nicht notwendig, um gut zu sein, lediglich um brillant zu werden.
Schließlich muss man ganz klar sagen, dass die Nachfrage nach Meisterkünstlern sehr viel geringer ist als nach guten Künstlern. Wenn man diverse Blogbeiträge aus der Rollenspielbranche bezüglich der Verlags-Finanzen liest (
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[3]), bekommt man ein ungefähres Bild darüber, mit welchen Preisen man zum Beispiel als Künstler im Rollenspielbereich rechnen darf. In anderen Bereichen der freien Wirtschaft gelten natürlich andere Preise - als Grafikdesigner bei einer großen Computerspielfirma braucht man sich selbst im Vergleich mit den Kollegen aus der Anwendungsentwicklung gehaltstechnisch oft überhaupt nicht verstecken. Aber der Punkt ist: Ein Modigliani würde kein vollfarbiges DIN A4-Bild für 100 € produzieren und ein Terry Pratchett würde nicht für 0,05 € pro Wort schreiben.
In der Schnittmenge aus guten (aber eben nicht superguten) kreativen Köpfen und anspruchsvollen (aber eben nicht zu anspruchsvollen) Firmen kann man meiner Meinung nach als Kreativer gut leben. Natürlich bestreite ich nicht, dass man dafür ein bisschen was tun muss. Allerdings macht das Internet mit Seiten wie DeviantArt, Newgrounds, YouTube und Facebook das Netzwerken erheblich leichter als es noch vor vielleicht 20 Jahren war. Es ist relativ leicht, zu einer gewissen Bekanntheit zu gelangen, wenn man Können und eine gewisse Kommunikationsstärke (als Mittel der Selbstvermarktung) besitzt. Und dass guter Service sich rumspricht, ist ja auch weder ein Geheimnis noch ein rein-kreatives Phänomen.
Ich würde also eher dazu tendieren, jungen Nachwuchskünstlern die Mittel an die Hand zu geben, selbst in so einem umkämpften Bereich erfolgreich zu werden, indem ich sie mit den Möglichkeiten der modernen Technologien vertraut mache, als ihnen gleich von einer Vollzeitbeschäftigung als Kreativer abzuraten, wenn es doch genau das ist, was sie machen wollen (denn wenn das so ist, werden sie auch entsprechend dafür arbeiten).