Hier sind ein paar Gedanken zum Thema Splittermond und Lizenzen.
Sie beruhen auf persönlichen, subjektiven Erfahrungen und Betrachtungen.
- Das Regelsystem von Splittermond ist robust und anpassbar. Es hat für römische und fernöstliche Szenarien funktioniert sowie fürs klassische Mittelalter.
- Das Regelsystem unterstützt Spieler deutlich besser als Spielleiter. Der Aufwand, gute Charaktere und Herausforderungen auf HG3 und HG4 zu schaffen sind sehr aufwändig, für Spieler ergibt sich eine schier unendliche Liste von Möglichkeiten um Charakterkonzepte stimmig umzusetzen.
- Die Veröffentlichungspolitik des Uhrwerk Verlags hat zu einer starken Fragmentierung von "Lore and Rules", also Hintergründen und Regeln geführt. Wer sich zum Beispiel umfassend über Zwingard informieren will, muss auf Die Welt / Ungebrochen, Götter, Diener der Götter, Magie, Banden und Orden, Bestien und Ungeheuer, ... zurückgreifen.
- Die Welt von Lorakis ist groß, bunt, und bietet auch jetzt schon für fast jeden Geschmack etwas. Auch wenn einige Regionalbände sehnlichst erwartet werden, an der Spielbarkeit und Vielseitigkeit dieser Welt ändert das erst einmal nichts.
- Es gibt einige Abenteuer, verteilt über große Bereiche von Lorakis. Mit der Ausnahme der Hexenkönigin gibt es keine veröffentlichten Kampagnen, auch wenn sich einige Abenteuer eignen, um sie lose zu verknüpfen. Eine durchgehende Kampagne gibt es überhaupt nicht (die Hexenkönigin hat nach dem ersten Abenteuer eine zeitliche Lücke und eine, was Erfahrungspunkte angeht. Das ist den jeweiligen Veröffentlichungszeiten geschuldet, und soll hier keine Kritik sein: Dies ist lediglich eine Bestandsaufnahme).
- Es gibt die Einsteigerbox, die vereinfachte Regeln präsentiert, und die Standardregeln, die sicherlich als komplex gelten dürfen. Die "Mondsplitter" sind Kompaktabenteuer, die sich sowohl mit der Einsteigerbox, als auch nach ein paar Anpassungen mit den Standardregeln spielen lassen.
- Die Anzahl an Splittermond-Werken durch den Uhrwerk-Verlag ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen (aber nicht auf Null gesunken).
Fans, Spielleiter und Spieler sehnen weitere Veröffentlichungen herbei, aber bei Licht betrachtet gibt es wirklich schon eine ganze Menge. Was also könnte fehlen, und wie passt das mit einer
möglichen Lizenzvergabe nach dem Vorbild von ORC und ELF zusammen?
- Splittermond-Spin-Offs: Gleiche oder leicht modifizierte Regeln, andere Welt: Das sollte sich über die Lizenzen abbilden lassen, und dass es technisch funktioniert, haben wir in unserer Runde hinlänglich bewiesen. Die Regeln sind nicht so mit Lorakis verflochten, dass sie nicht anderswo funktionieren könnten. Problematisch: Das Regelsystem ist komplex, die vielen Optionen oft nicht wirklich ausbalanciert, der Einstiegsaufwand hoch. Für Splittermond-Regel-Fans könnte es attraktiv sein, eine Welt nach dem Vorbild des Rollenspiels "Symbaroum oder dem Splittermondabenteuer "Die Seidene Stadt"zu kreieren: Das Abenteuer skizziert und erweitert die neue Welt.
Einschätzung: In einer Nische eine Nische zu schaffen dürfte zu viel des Guten sein ... eine mögliche Variante wäre jedoch "der neue Kontinent im Westen von Lorakis". Wem das bekannt vorkommt: Die Idee ist nicht gaaaaaanz neu...
- Splittermond 2.0: Die neuen Regeln: Ein sanft entrümpeltes, standardisiertes Regelwerk mit einer Komplexität zwischen Einsteigerregeln und aktuellen Standardregeln wäre wünschenswert. Idealerweise würden die neuen Einsteigerregeln einfach um komplexere Regeloptionen ergänzt.
Einschätzung: Hier geht es ums Eingemachte, eine Freigabe ist weder wahrscheinlich, noch eine Implementierung durch eine andere Partei. Ob das überhaupt sinnvoll für die Spieler und den Verlag wäre, wage ich zu bezweifeln.
- Sammlungen: Es gibt vieles, was in den Regelwerken und Regionalbänden verstreut ist. Eine Sammlung von Zaubern, Meisterschaften, Ausbildungen, Abstammungen und Kulturen, und ähnlichem wäre sinnvoll.
Einschätzung: Solche Sammlungen fallen automatisch in den Bereich "Sammeln und Kopieren", etwas was dem Uhrwerk Verlag schaden könnte, wenn die Lizenzen nicht entsprechend ausgelegt sind.
- Neue Regionalbände: Regionalbände sind "Setzungen" des "Kanon-Lore". Sie aus der Hand zu geben, würde den Uhrwerk Verlag "Kontrolle kosten", und eventuell Verkaufszahlen.
Einschätzung: Es wäre trotzdem eine sinnvolle Option, wenn bestimmte Regionen freigegeben würden, und je nach Lizenz käme es dann doch zu einer Erweiterung des Kanon, und nicht einer "Aufteilung in viele Wahrheiten", je nach Autorenteam.
- Neue Abenteuer: Abenteuer oder gar Kampagnen können auf vorhandenem Material aufbauen - wenn die Lizenz nicht zu restriktiv ist, was Kopien und Zitate angeht. Ein vollständiges Abenteuer kann nicht nur aus Referenzen bestehen.
Einschätzung: Eine wirklich interessante Option, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. Der Detaillierungsgrad könnte von Plot-Skizzen bis hin zu komplett ausgearbeiteten Abenteuern gehen. Der Bedarf für beides könnte da sein.
- Neue Städte im bestehenden Kanon: Lorakis ist riesig, und auch die "detaillierten" Karten enthalten soviel "Freifläche", dass man gar nicht auf Weiße Flecken zurückgreifen müsste. Eine gut gemachte Stadt kann viel an Plot-Potential, Charaktere und Hintergründe liefern.
Einschätzung: Solche Orte zu erlauben, wäre ein Kunstgriff, der eine allgemeine Setzung in einer Region nicht über den Haufen wirft, die Region aber sinnvoll ergänzen könnte. Je nach Lizenzart würde das den Kanon erweitern oder wahlweise ergänzen. Eine durchaus interessante Variante wären "generische Städtemodule" mit Anpassungen für verschiedene Großregionen.
- Neue Banden, Nichtspielercharaktere, Sprüche, Meisterschaften, Waffen, Materialien, Stätten, Rassen (a la Rattlinge) ...: All das gibt es schon im Fan-Bereich, und mehr könnte kommen, wenn der entsprechende Rahmen geschaffen würde.
Einschätzung: Vielleicht nicht der Bringer für Splittermond, aber eine Einstiegsmöglichkeit mit niedriger Schwelle, und eine Quelle der Kreativität.
All diese Überlegungen kommen erst einmal von der "Konsumentenseite", auch wenn ich versucht habe, mögliche Auswirkungen auf den Verlag mit aufzunehmen. Die Liste ist natürlich nicht vollständig, noch ist die Art der Darstellung die einzig mögliche, um Abwägungen zu treffen.
Für den Uhrwerk Verlag sind die Überlegungen zu den Lizenzen ja keinesfalls neu. Trotzdem könnten die Punkte in diesem Post dabei helfen, ein allzu krasses "Schwarz" oder "Weiß" zu vermeiden.
Insgesamt empfände ich diese mögliche Öffnung als sehr positiv. Sie könnte sowohl dem Verlag als auch den Spielern zu Gute kommen.