Autor Thema: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern  (Gelesen 3367 mal)

Gunloff von den Brinnen

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Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« am: 30 Mär 2021, 22:23:20 »
Ein warmes "Hallo" an die Runde!

Ich bin ein erfahrener Rollenspieler, und habe mir nun die Splittermond-Einsteiger-Box zugelegt, weil ich die Hoffnung habe, mit den schlanken Regeln auch meine Familie (Frau: wenig Erfahrung, Tochter (10 Jahre): kurz bei DSA reingeschnuppert, Sohn (8 Jahre): völlig unerfahren) für dieses tolle Hobby zu begeistern.

Abenteuer auf mittelmäßigem Niveau schreiben fällt mir nicht besonders schwer, für die Tochter hab ich auch schon ein Splittermond-Abenteuer aus dem Stegreif ("On-the-fly") hinbekommen. Nun wollte ich sie mit einem Solo-Abenteuer beglücken.

Das Ergebnis ist - wie beabsichtigt - recht überschaubar: Zehn Seiten, etwa 40 Textabschnitte. Hat drei Tage Arbeit gekostet und eine halbe Stunde Spaß gemacht. So weit, so gut.

Wenn ich nun ein größeres Abenteuer angehen will, wird es natürlich um einiges komplexer. Ich arbeite mit LibreOffice, nutze da die Funktion "Nummernkreis", um die Abschnitte einzufügen und dynamische Verweise bei Entscheidungen bzw. zufälligen Ereignissen.

Je umfangreicher das Abenteuer wird und je mehr sich die Erzähl-/Entscheidungsstränge verzweigen, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten.

Meine ersten Überlegungen waren, die weiterführenden Abschnitte farblich zu markieren oder mit einem bestimmten Begriff zu versehen, damit man offene Enden wiederfinden kann. Eine visuelle Darstellung mit den Ereignislinien auf Papier wäre vielleicht auch hilfreich.

Gibt es von Eurer Seite vielleicht Ideen, wie man das vernünftig organisieren kann? Für jeden Vorschlag bin ich sehr dankbar!

Ravenking

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Re: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« Antwort #1 am: 30 Mär 2021, 23:38:36 »
Erst mal vorab: generell muss man sich m.E fragen, ob das Schreiben von Solos sich wirklich lohnt, wenn nur eine sehr begrenzte Personenzahl das spielt - Aufwand des Schreibens gegenüber Länge des Durchspielens stehen oft in sehr schlechtem Verhältnis (vor allem, wenn man viele Entscheidungsmöglichkeiten einbaut, so dass ggf. ganze Teile des Abenteuers je nach Auswahl gar nicht gespielt werden und "umsonst" geschrieben wurden - die Alternative, immer fix alle Enden wieder in einen Strang zurückzuführen, hinterlässt beim Spielen auch oft eher das schlechte Gefühl, kaum eine wirkliche Wahl zu haben).
Daher könnte m.E. ein 1:1 Abenteuer mit SL vielleicht sinnvoller sein: weniger Aufwand bei vergleichbarem oder sogar größerem Spaß. Jedenfalls, wenn es einem vor allem um den Teil des Spielens geht, wenn du einfach Spaß am Schreiben hast, ist das natürlich etwas anderes  :D
Und falls es dir um den Einstieg für Anfänger mit z.B. vorgegebenen Entscheidungsmöglichkeiten geht: das kann man auch als SL in einem 1:1 Abenteuer leicht nachmachen, indem man Szenen spielt und dem Gegenüber konkrete Handlungsideen zur Auswahl vorstellt - meist ist so auch ein fließender Übergang ins "richtige" Spiel möglicht, weil irgendwann kommt: "Ok, aber eigentlich will ich nichts davon, ich würde stattdessen hier lieber dies und jenes tun..."

Wenn man Solos schreibt (hab ich auch schon gemacht), würde ich auf jeden Fall die offenen Zahlen solange farbig markieren, bis sie jeweils mit einem Abschnitt "abgearbeitet" sind, um nichts zu übersehen. Ich fürchte, eine visuelle Darstellung der Struktur könnte schnell sehr umfangreich und unübersichtlich werden, aber zentrale Wiedereinstiegspunkte (wo Stränge zusammenlaufen) habe ich mir in Listen abgelegt, um sie bei Bedarf schnell zur Hand zu haben (hier kann man auch vor dem Beginn des Schreibens sich grob bereits die Struktur überlegen, welche größeren Entscheidungen es geben wird und wo das Spiel wieder zu einem "Flaschenhals" zusammenfinden soll).
Wichtig ist auch, die Stellen des Zusammenführens immer von allen Wegen, die hinführen, zu betrachten. Oft genug (selbst bei professionellen Solos) findet man in solchen Abschnitten Vorannahmen, die nur bei einem Teil der Wege erfüllt sind und dann stark irritieren.
The rain made a door for me and I went through it, the stones made a throne for me and I sat upon it.
[Jonathan Strange & Mr Norrell]

Gunloff von den Brinnen

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Re: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« Antwort #2 am: 31 Mär 2021, 20:47:38 »
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.  :)

Es stimmt natürlich, dass Solos für unter wirtschaftlichen (Nutzen/Aufwand) Gesichtspunkten nicht per se lohnenswert sind. Im konkreten Fall kommen aber pädagogische Aspekte hinzu: Tochter hat was in der Hand, "was Papa nur für mich gemacht hat" (die der Box beiliegenden Solos will sie nicht spielen, auch nicht per App) und es stärkt die Lesekompetenz der jungen Dame. Und letztlich lerne ich auch für mich selbst etwas über's Schreiben, Organisieren, Layouten etc.

Der Tipp mit den Listen ist prima, das werde ich mal für mich in Erwägung ziehen. Falls ich es hinbekommen sollte, ein einigermaßen herzeigbares Solo-Abenteuer zu basteln, teile ich es gerne.

Belfionn

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Re: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« Antwort #3 am: 02 Apr 2021, 11:54:23 »
In den Folgen 159 und 160 beim https://www.eskapodcast.de/ geht es um Soloabenteuer. Ob es so richtig konkrete Tipps fürs Schreiben und die Arbeitsorganisation gab, weiß ich nicht genau, aber vielleicht kannst du ja trotzdem Inspiration für dich daraus ziehen.

Und wenn du ein fertiges oder auch nur halbfertiges Soloabenteuer hier präsentierst, fände ich das super!

Schattenspringer

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Re: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« Antwort #4 am: 02 Apr 2021, 19:29:28 »
Ich hab mal das Programm yEd genutzt. Ich weiß nicht, ob es Vorteile gegenüber LibreOffice hat, aber für mich fand ich es mal ganz nützlich. Zumindest damals war es kostenfrei.  :)

Gunloff von den Brinnen

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Re: Arbeitsorganisation bei Solo-Abenteuern
« Antwort #5 am: 04 Apr 2021, 22:33:28 »
@Belfionn:

Herzlichen Dank für diese Podcast-Empfehlung! Ob die genannten Folgen für mich nützlich sind, kann ich erst nach dem Anhören beurteilen. Auf jeden Fall hab ich meinen Podcatcher nun um einen Eintrag erweitern können, der erste Blick in die Titel und Themen der Folgen sieht vielversprechend aus. Keine Ahnung, wie der Eskapodcast bisher meiner Aufmerksamkeit entgehen konnte (Den "Rollenspiel-Podcast" und "Dungeon Starter" verfolge ich schon länger, der "Rollenspiel PrepCast" ist frisch dazu gekommen).

@Schattenspringer:

Auch das ist ein guter Tipp, vielen Dank! Das Tool scheint ganz anders zu funktionieren als eine Textverarbeitung, dient aber sicher dazu, den Überblick zu behalten und Erzählstränge zu strukturieren. Werde ich auch mal ausprobieren.

Wirklich, vielen lieben Dank an Euch! Fühle mich gleich wohl hier im Forum und werde hoffentlich künftig auch mal anderen helfen können :D