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Autor Thema: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen  (Gelesen 7078 mal)

Thallion

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Das Ganze ist im Uhrwerk Web-Shop als Buch erhältlich oder als PDF im .



Wiki-Artikel
Jenseits der Seidenstraße

Roman-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Spielhilfen:
https://rollenspiel-bewertungen.de/splittermond/romane/

Klappentext:
Die sogenannten Mondpfade durch die Feenwelten werden in Lorakis gern für Fernreisen genutzt – doch was geschieht, wenn man den sicheren Pfad verlässt und sich in die sich ständig verändernden Feenlande abseits des Weges begibt? Eine ungleiche Abenteurergruppe erfährt genau dies, als sie sich tollkühn von der gnomischen Pfadfinderin Mara in die Feenwelt hineinführen lässt. Jedes Gruppenmitglied hat das Ziel, sich eine wertvolle Ressource – das längst ausgestorben geglaubte Drachlingsholz – zu sichern. Doch wer wird es am Ende in den Händen halten?

Ein Wettlauf gegeneinander, gegen einen bizarren Feenfürsten und gegen unsichtbare Feinde beginnt …

Tena Breuer

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #1 am: 27 Apr 2019, 19:07:38 »
Danke!

Dieser Roman hat mir vor dem Hintergrund die Spielwelt besser kennen lernen zu wollen am besten gefallen.

Der Einstieg: - hat mich nicht voll gepackt, ist für die Einführung und das erste Interesse an den Charakteren aber gut gelungen.

Die Charakterbeschreibungen: - erzeugen recht klare Bilder, es wird sich auf die Charaktere konzentriert, die recht unterschiedlich sind. Es wird mit ihren Hintergründen gearbeitet, so dass die Motivationen der meisten Charaktere spätestens zum Ende hin klar sind. Einiges daran fand ich zu „geheimniskrämerisch“ fast nervig, anderes interessant und für das Gesamtkonzept der Reise sehr geschickt zurechtgelegt.

Weltbeschreibung: - Es gibt in der relativ langen „Anreise“ ein paar stimmige Bilder und Begegnungen aus Wintholt und Selenia die ich recht passend gewählt finde, der Schwerpunkt liegt klar in der magischen Domäne und ist dort in meinen Augen überzeugend gelungen!

Die Magie: - ist für mich recht passend zu Welt und Regeln dargestellt und eingebunden, die Charaktere nutzen sie in meinen Augen in einem für Spielgruppen recht plausiblen Rahmen. Der Einfluss von Umgebung und Energiereserven ist finde ich sehr anschaulich dargestellt und die Nutzung von Gestik und Sprache werden auch abgebildet. Die Schankmaid im Einstieg wirkt etwas übertrieben und könnte in meinen Augen eine Gottgesandte sein, aber dazu wären dann noch ein paar Verknüpfungen günstig gewesen.

Die Domänen: - Die Geisterwelt wird lediglich in Verknüpfung mit dem Leben nach dem Tod erwähnt, ist für den Schwerpunkt aber auch passend.
Die magische Domäne wird toll mit Ideen unterfüttert: Choatisch, sehr treffend „unrealistisch“, surreal, scheinbar unscheinbar und toll im Abwechslungsreichtum - sehr anregend! Macht wirklich Mut der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und in Abenteuern ein paar eigene Akzente zu setzen.
Der Glaube der Charaktere spielt eine Rolle, es ist gut dass sich einige Charaktere hier unterscheiden, wird insgesamt aber eher nebensächlich behandelt (die mythische Domäne kommt nicht vor). Ich hätte mir noch etwas göttlichen Einfluss in der Zusammenstellung der Gruppe gewünscht. Z.B. hätte man Maras Charakter diesbezüglich etwas abrunden können, ihre Motivation die Gruppe auf diese Art und Weise zusammenzustellen erscheint mir noch immer unklar. (Oder auch die Schankmaid s.o.).
Sowohl die Welt, als auch der Schwerpunkt der Geschichte haben für mich hier noch Potential, was das Mit- bzw. eher Gegeneinander von Feen und Göttern angeht.

Gesamtplot: - Der Plot hat einen deutlichen roten Faden und ist gut nachvollziehbar. Ich hätte mir am Ende noch etwas mehr Klarheit/Erkenntnis für die Botschaft Tenkuris an die Charaktere gewünscht (den Fokus mehr auf den immateriellen Wert der Reise zu legen). Die Ausblicke am Ende sind toll, das letzte Ende ist aber fast etwas frustrierend, wenn auch nicht unstimmig. Und letztendlich erzeugt es dadurch sogar bei mir Lust auf mehr - ich würde mich gerne an einer Fortsetzung beteiligen.

Fazit: - Der Anfang hat vielleicht ein paar Längen, aber der Hauptteil mit den Erlebnissen in der Feenwelt stellt für mich eine hervorragende Ergänzung zu den bisherige diesbezüglichen Regelwerken dar. Jedem der sich vorstellen kann Splittermond zu meistern kann ich es nur wärmstens ans Herz legen!
« Letzte Änderung: 04 Mai 2019, 12:28:15 von Tena Breuer »
Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. (Goethe)

Dim Lovac

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #2 am: 29 Apr 2019, 19:51:57 »
Leider kann ich dem Roman nicht so viel abgewinnen wie Tena. Dabei habe ich mich seit der Ankündigung sehr auf dieses Buch gefreut! Daher wiegt meine Enttäuschung umso schwerer …

Ein Umstand, der teilweise in meine Bewertung einfließt, ist, dass Jenseits der Seidenstraße im Schatten eines der besten Rollenspielbücher der letzten Jahre steht: Jenseits der Grenzen. Schon im Titel zeigt die Verwandtschaft zu der großartigen Spielhilfe über die Feenlande. Doch während das eine Buch ein schier unermesslicher Quell der Inspiration ist, ist dieser Roman allenfalls mittelmäßig. Als ich nach der Lektüre noch einmal in der Spielhilfe geblättert habe, wurde mir das noch mehr bewusst. Was doch alles möglich gewesen wäre!

Aber auch für sich alleine betrachtet habe ich meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Einzelheiten mit leichten Spoilern!

Die Figuren sind durchweg Klischees, was okay wäre, wenn auf diesen nicht so herumgeritten würde. Mara muss gefühlt alle zwei Seiten an dem Flachmann nuckeln, damit man nicht vergisst, dass sie ein Alkoholproblem hat. Drohann muss sich alle paar Seiten an die Verheerten Lande erinnern, damit man nicht vergisst, wie schrecklich es dort ist und was für ein harter Bursche er ist. Der Alb muss 1W6 mal pro Kapitel eine Anspielung machen, damit man nicht vergisst, dass er schwul ist. Norlind muss schon wieder an den stattlichen, nackten Kriegerarsch denken (weil der stattliche Krieger natürlich 2/3 des Buches ohne Hose herumlaufen muss, damit die scheue Priesterin und der schwule Alb daran ihre Freude haben). Und bei Birk wird ebensowenig an Anspieliungen auf Moschusziegen und Eis gegeizt, damit man nicht … Ich denke, ihr versteht mein Problem. Irgendwann habe ich das Buch förmlich angeschrieen: Ich habe es verstanden!

Eigenheiten von Figuren sind toll, aber wenn man sie permanent an die Stirn getackert bekommt, wird es nervig, und dann nerven die Figuren, und das ist tödlich für mein Interesse an ihnen.

Dazu machen sie kaum eine nennenswerte oder glaubwürdige Entwicklung durch, sondern bleiben fast durchgängig in ihren Stereotypen gefangen. Dass sie am Ende eine eingeschworene Gemeinschaft sein sollen, habe ich dem Buch nicht abgekauft.

Leider wirkte zudem kaum jemand in der Gruppe wirklich kompetent, zumindest nicht die beiden Hauptfiguren und Mara, die eigentlich nichts zur Handlung beigetragen hat, außer aus ihrem Flachmann zu trinken.

Richtig schlimm fand ich die einzelnen Motivationen der Figuren. Es ist wie bei einem schlecht vorbereiteten Abenteuer: Eigentlich haben wir keine richtige Motivation, aber egal, der Plot will es, und lass uns lieber losspielen, als weiter darüber nachzudenken. Birk macht für mich am meisten Sinn – es ist zwar ein Klischee, aber es gibt einen nachvollziehbaren, emotionalen Grund. Aber die anderen … Irgendwie geht es um nichts, zumindest um nichts, bei dem ich mitfiebern will.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Da ich nie das Gefühl hatte, dass es ungemein wichtig ist, dass die Gruppe das Ziel erreicht, habe ich auch nicht mitgefiebert.

Somit begibt man sich als Leser halt mit ein paar austauschbaren Figuren ohne wirklichen Anlass auf eine Sightseeing-Tour, die irgendwann zu ende ist. Der Mondpfad und die Domänen, auf die ich mich gefreut haben, kommen dabei eher putzig und neckisch daher statt mysthisch, gefährlich oder surreal. Man muss nur die düster-magische (und auch sprachlich köstliche!) Beschreibung des Feenmarktes aus Nacht über Herathis oder dem Abenteuer Die seidene Stadt daneben legen. Oder eben in Jenseits der Grenzen blättern.

Aber egal, schmunzeln wir doch nochmal über den halbnackten Krieger und gönnen uns dabei einen Schluck aus dem Flachmann!

Einen weiteren Minuspunkt gibt es für die Umwege am Anfang. Norlind reist mal eben von Selenia nach Wintholt und von dort nach Sarnburg. Alleine von der Südgrenze Wintholts nach Sarnburg sind es 500 Meilen Luftlinie. Ebenso könnte man sagen: Und dann ritten sie mal eben von Berlin nach München. Leider vermittelt der Roman kein Gefühl von der Entfernung, es fühlt sich eher an, als würde ich in Berlin in den IC steigen, um meine Eltern in Hamburg zu besuchen.
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Über das Ende breite ich den Mantel des Schweigens. Es musste wohl nochmal ein böser Schurke aus dem Hut gezaubert werden, der so unerheblich ist wie die Motivation der Hauptfiguren, um dann für eine tragische Wendung zu sorgen, die man von weitem kommen sehen kann. Das ergab sich für mich nicht schlüssig, sondern kam sehr gewollt daher.

Fazit ohne Spoiler
Immerhin ist Jenseits der Seidenstraße besser als die schlechteren Splittermond-Romane, aber ebenso weit entfernt von den guten Büchern der Reihe. Daher gibt es von mir die Note 3 für ein Buch der verpassten Gelegenheiten.

Nebensächliches: Zwei Romane habe ich noch nicht gelesen, aber ein Splittermond-Roman ohne Feen wäre eine erfrischende Abwechslung.
« Letzte Änderung: 01 Mai 2019, 10:14:40 von Dim Lovac »

Tena Breuer

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #3 am: 29 Apr 2019, 22:30:12 »
Ja stimmt, ich kann die Kritik an den häufig wiederholten Klischees der Figuren nachvollziehen, wobei Maras aufgebaut ist und die Ursache zumindest versucht wird zu erklären, wenn mich die Erklärung in dieser Welt auch nicht voll überzeugt. Mich hat zwischendurch auch gestört, dass sich niemand bemüht ein neues Beinkleid zu finden/herzustellen (Sollten wir das nicht auch alles lieber wegspoilern Dim?). Birk fand ich in Ordnung er sehnt sich halt nach zu Hause, aber das Elfenklischee war mir zu viel, auch wenn sich daraus eine für uns relativ aktuelle Diskussion ergibt habe ich es schnell verdrängt.

Bei den Motivationen fand ich Morkai am stimmigsten (etwas nur um des Findens wegen, nur für das Wissen ohne praktischen Nutzen zu finden, ist absolut Morkai, wobei am Ende ja tatsächlich noch ein paar Andeutungen kommen) bei Drohan habe ich mich auch oft gefragt was er sich vorstellt zu finden und bei Mara hätte ich eine alte Rechnung mit eben jenem Feenfürsten eingefügt, dem sie eins auswischen bzw. einen Pakt loswerden will etc.. Vielleicht wäre die "Originalquelle" zu beginn interessant gewesen, dort könnte das Potential der Wurzel angedeutet werden.

Und mit den Wegen bzw. der Reisezeit am Anfang hast Du recht, wobei tatsächlich viel Zeit dafür hat vergehen können, aber das wäre durchaus erwähnenswert, bzw. vielleicht hätte man den ganzen Anfang entsprechend mehr einkürzen können. Zumal reisen allein oder zu zweit echt gefährlich ist und auch ein paar mehr Worte zur Sicherheit plausibel gewesen wären. Und am Ende stört mich der noch nicht angedachte Transport einer entsprechend heiklen Fracht über eine so große Distanz, trotzdem hätte ich Lust diese Reise weiter zu erzählen und ich würde die Charaktere weiter nutzen (vielleicht mit Ausnahme von Mara) die Klischees kann man ja variantenreicher abwandeln  8)

Aber das was mich an dem Roman voll abgeholt hat und mich über all das hat hinwegsehen lassen ist das Reisen in den Feenwelten mit den überraschenden Übergängen der Domänen (nicht die Domänen selbst), die Merkwürdigkeiten in Raum und Zeit, die überraschenden Wechsel und die Möglichkeit trotzdem zu bestehen.
« Letzte Änderung: 29 Apr 2019, 23:32:14 von Tena Breuer »
Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. (Goethe)

Sturmkorsar

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #4 am: 30 Apr 2019, 18:47:08 »
Ich schließe mich hier Dim Lovac an. Der Roman schöpft sein Potenzial nicht aus.
Die Charaktere fand ich noch einigermaßen in Ordnung. Teilweise etwas klischeehaft und wenig vielseitig, aber ok. Mit der Motivation kann ich auch noch leben.
Man hat schnell gemerkt, dass der Weg und die skurrilen Feenwelten die Geschichte sein soll, die erzählt wird.
Hier muss ich aber sagen, die Feenwelten waren mir deutlich zu harmlos. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Reise scheitern oder gar einer der Charaktere sterben könnte. Wenn es einen Angriff von außen oder Streit innerhalb der Gruppe gab, wurde das innerhalb weniger Sätze wieder gelöst.
Das Ende hat dann den Erfolg der Reise in meinen Augen auch noch abgewertet.
Warum Mara an diesem Abenteuer teilgenommen hat weiß ich bis jetzt nicht. Ihre Motivation war nicht vorhanden und ihr Hintergrund nicht im Ansatz beleuchtet, einerseits die Unzuverlässigkeit in Person und andererseits wusste sie immer wo es lang geht, obwohl immer der Eindruck entstand, sie sie noch nie an diesem Ort in den Feenwelten war.
Ich gebe eine 3.

Ulex

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #5 am: 03 Mai 2019, 10:50:32 »
Nach "Nacht über Herathis" wollte ich nie wieder einen Splittermond-Roman lesen. Jetzt habe ich es doch getan. Immerhin war dieser etwas besser. Trotzdem habe ich mich stellenweise wirklich durchgequält.

Die Findungsphase war mir viel zu lang. Danach wurde das Ganze zu einer Achterbahnfahrt durch die Feenlande. Gefahr gebannt? Okay, nächste Station. So ging das weiter und weiter. Mir fehlten durchweg Bezüge, die die Geschichte dichter machen. Stattdessen kam dann die nächste Gefahr und die Figuren konnten es  - wieder mal! -, kaum glauben, wie verrückt doch diese Feenlande sind (nur, um dann beim nächsten verrückten Hindernis wieder komplett überrascht zu sein). Da waren durchaus gute Ideen dabei. Aber da alles nur eine lange Reihe von Stationen war, wurden diese bedeutungslos. Und der Rückweg ging dann plötzlich ganz schnell.
Auch der Spagat zwischen Todesgefahr und Witz hat für mich nicht funktioniert. Das Hin und Her von Mara war eine Katastrophe zu der leider auch keine Pointe mehr kam.

Als Inspiration für SL ist das Buch in Ordnung. Als Geschichte in sich ist das Romanwerk eher schwach, linear und die Motivationen wirken verzweifelt herbeigeschrieben. Ich gebe, wenn auch knapp, eine 3.

Anguisis

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #6 am: 06 Mai 2019, 12:24:50 »
Was mir am Buch richtig gut gefallen hat, war der "lorakische Flair".
In den anderen Bücher - abgesehen von Nacht über Herathis und evtl. noch Kalt wie Eis - kam mir zu wenig Background zur Welt hinzu.
Als Spielleiter finde ich es immer schön, wenn ich in den Romanen etwas Anregung bekomme und interessante Orte / Personen / Dinge, die ich noch nicht kenne, beleuchtet werden bzw. bei Orten / Personen / Dingen, die ich kenne, bestätigt werden.

Sehr schön fand ich die Darstellung der alltäglichen (niedrig-gradigen) Magie.
Und auch, dass die Charaktere eigene Sprachstile genutzt haben (ohne dabei so verdreht zu sein wie bei "Alles zum Schein").

Die Story war halt typisch für Reiseabenteuer: Eine Aneinanderreihung von einzelnen fantastischen Begegnungen á la LotR.
Hier hätte ich mir etwas mehr Gesamtplot oder tiefergehende Zusammenhänge gewünscht.
 
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Fazit:
Der erste Roman, der wirklich "in" Lorakis spielt.
Story und Finale haben m.E. dramaturgisch noch Potenzial.
Insgesamt Note 2
I am The Ancient, I am The Land

Weltenwanderer

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #7 am: 06 Mai 2019, 17:30:58 »
Liebe Lese-Rattlinge,

meine Vorredner haben ja schon viel zum Buch gesagt, dem ich nicht groß widersprechen würde. Deshalb nur einige kurze Anmerkungen (Mini-Spolier):
Richtig gut gefallen haben mir:
- die Szene am Mondportal in Sarnburg (sehr atmosphärisch, das Gedränge der Reisenden, das Auftreten der Gnomengilde etc.)
- die Beschreibung des Morkai-Ordens
- die  Feendomäne des Vogelmanns (exotisch, bedrohlich, geheimnisvoll)
--> alles drei Abschnitte, die mir einen guten Einblick in die lorakische Welt erlaubt haben. Ich habe gleich gedacht: Da muss ich meine Spieler auch mal hinschicken :-)

Der Roman hat aber bei dem Handlungsteil in der Feenwelt mit einem Problem zu kämpfen, das ich vom Spieltisch kenne: Es ist nicht immer klar, welche Gefahren wo lauern und welche Konsequenzen manche Handlungen haben. Z.B. die verrückte Wildwasserfahrt: Woher soll ich denn wissen, was passiert, wenn das Schiff abstürzt? Vielleicht landet es ja in einem großen buntem Bonbontopf? Wenn in der Feenwelt andere Naturgesetze gelten, ist alles schwieriger berechenbar - darunter leidet aber die Spannung, finde ich.

Schließlich noch eine Kleinigkeit: Auf dem Klappentext wird das Buch als ein "Wettlauf" gegen "unsichtbare Feinde" beschrieben - das stimmt zwar faktisch, aber so fühlt sich die Geschichte nicht an. Echtes Wettlauf-Flair kommt z.B. bei der "Phileasson"-Saga auf (Hennen/Corvus), bei der die Geschichte aus Sicht beider Kontrahenten erzählt wird. Das Hauptthema von "Jenseits der Seidenstraße" ist stattdessen die Gruppendynamik in der Abenteurergruppe (unterschiedliche Motivationen und unterschiedliche Charaktere müssen miteinander klarkommen).
So war ich etwas fehlgeleitet und hatte mir anderes erhofft.
Achja, noch etwas: Warum müssen eigentlich so viele Fantasy-Geschichten die Suche nach einem "MacGuffin" sein (also: angeblich toller Gegenstand, der aber nix anderes kann, als die Handlung anzustoßen)? Finde ich etwas ermüdend.

Kurz gesagt: Würde ich das Buch weiterempfehlen? Mit Einschränkung ja, z.B. an Spielleiter, die Feenweltabenteuer planen. Dann wäre aber das großartige Quellenbuch "Jenseits der Grenzen" meine erste Wahl. Also gebe ich eine 3.

Sindaja

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #8 am: 14 Jul 2019, 14:29:41 »
Kritikpunkte an dem Buch wurden ja von den Vor-Rezensenten zur Genüge geäußert. Vielem kann ich zustimmen, aber schlecht fand ich es trotzdem nicht.
Gefallen hat mir, daß es eine für Spielleiter reale Situtation aufgriff - eine Cast mehrere "Hauptpersonen", die oft an unterschiedlichen Tischen erfunden wurden und einen Grund brauchten miteinander klar zu kommen, um eine gemeinsame "Queste" zu bestreiten. Einerseits führt diese Konstellation zu vielen der kritisierten Punkte, aber andererseits fand ich sie eine Mischung aus hilfreich und amüsant für meine eigenen SL-Bemühungen meine doch recht disparaten SCs zusammen zu bringen und zu halten. In gewisser Weise las sich der Roman im Gegensatz zu seinen Vorgängern also wie ein "romanisiertes" Gruppenabenteuer und nicht wie ein klassischer Fantasy-Roman. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber als Abwechselung hat mich dieser Aspekt gut unterhalten.
Ich fand die Pfade "Jenseits der Seidenstraße" manchmal fast noch zu brav, auch wenn sie einiges an Inspiration für die Reise in Feenwelten bieten.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Interessant hätte ich gefunden, wenn die Geschichte aus mehr Blickwinkeln beleuchtet worden wäre. Es hätten sich ja noch 2-3 weitere angeboten. Dies ist auch primär in dem Rahmen zu sehen, daß mir die Protagonisten wie eine Abenteurergruppe vorkamen und ich dann auch jedem Gruppenmitgleid eine eigene Stimme gewünscht hätte.
Von mir gab es mal wieder eine 2.

Belfionn

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Re: Jenseits der Seidenstraße / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #9 am: 24 Okt 2020, 18:06:30 »
Jenseits der Seidenstraße hat mir insgesamt gut gefallen.

Ja, man kann ein paar der schon angesprochenen Dinge kritisieren.
   - Der Einstieg ist in der Tag etwas wenig zwingend und die Motivation mancher Figuren bleibt unklar. Norlind als Protagonistin und ihr Begleiter Yorick scheinen mir am ausgereiftesten zu sein. Bei Drohann ist es schwammig und bei Mara bleibt es leider auch im Dunkeln, warum sie unbedingt diese Mission auf sich nimmt.
   - Etwas schade fand ich, dass Norlind ihre Aufzeichnungen verliert. Dass man in der Feenwelt sein Gedächtnis verliert finde ich okay, und die Figuren hätten auch ruhig unter dem Gedächtnisverlust leiden können. Aber dann hätten die mühsamen und im Verlauf der Geschichte oft erwähnten Aufzeichnungen helfen können. Das hätte mir besser gefallen, als Norlinds spontane Lösung. Es hätte ja auch innerlorakisch keine Auswirkungen, wenn die Aufzeichnungen existierten.
   - Das Ende passt grundsätzlich zu dieser Art Geschichte. Leider bleibt aber auch hier unklar, warum diese dramatische Wendung so passieren musste. Dass eine Figur stirbt, dass der Erfolg der Mission also Opfer fordert, ist schon plausibel. Woher aber Tenkuri (in der Feenwelt) von der zukünftigen Gefahr (in Sarnburg) weiß und warum er die Helden vor eine solche Entscheidung stellen kann, obwohl er mit den folgenden Ereignissen und Gegenspielern überhaupt nichts zu tun hat, finde ich merkwürdig und unrund. Da wäre eine fantastische und feenweltliche Gefahr wesentlich passender gewesen als ein paar mordlüsterne Schläger.

Insgesamt finde ich mich aber eher bei Tenas Rezi wieder.
   - Besonders gut gelungen und fantasievoll fand ich die Beschreibung der Feenwelt mit ihren Gefahren und Hindernissen. Die Achterbahnfahrt auf dem Fluss, die schmelzenden Steine, und vor allem die Hasen haben mir echt gut gefallen. Dem oben geäußerten Wunsch nach mehr Gefahr kann ich mich nicht anschließen. Ja, die Gruppe bewältigt alle Herausforderungen, aber sie müssen schon kämpfen. Wäre es noch gefährlicher, wären Reisen in die Feenwelten nur für völlig Lebensmüde zu empfehlen, und so soll es in Lorakis ja auch wieder nicht sein.
   - Die Darstellung der Magienutzung durch die Figuren entspricht gut meinen Vorstellungen. Jeder hat sein Spezialgebiet, manche können mehr zaubern als andere, die Nutzung der Umgebungsmagie wird erwähnt. Das passt so!
   - Die Figuren sind zwar etwas klischeehaft, aber doch auch irgendwo sympathisch. Dass Drohann halb nackt herumläuft, fand ich nicht nervig oft beschrieben. Im Gegenteil, es stellte die Absurdität der Feenwelten etwas heraus. Und Yoricks sexuelle Orientierung fand ich auch nicht überstrapaziert. Im Gegenteil - ich fand es gut, dass er nicht alleine dadurch charakterisiert wurde ("der schwule Alb"), sondern gleichzeitig auch als Beschützer für Norlind auftrat.
   - Die Reise als Plot ist natürlich nicht sonderlich innovativ, aber in dieser Art meiner Meinung nach stimmig umgesetzt. Tatsächlich hätte ich wie Tena Lust, eine Fortsetzung der Reise zu lesen.