Autor Thema: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten  (Gelesen 6468 mal)

Jeong Jeong

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Um den Nachbarthread nicht mit dem Thema zu überschwemmen, ich das Thema aber sehr interessant finde, hier ein extra Thread dafür. :)

Ich finde, man muss da auch Spielercharaktere von den NSC unterscheiden. Ich finde es gut, dass man nicht benachteiligt wird, eine Frau zu spielen, da Spieler ja meistens einen Charakter desselben Geschlechts spielen und niemand benachteiligt werden soll. Andererseits werden NSC ja nicht nach den Regeln für SC gebaut und daher gehe ICH immer davon aus, dass Frauen wie bei echten Menschen durchschnittlich deutlich schwächer sind und einen höheren Körperfettanteil haben. Eben so wie man es aufgrund der Abbildungen auch vermuten kann, also die Varge-Frau ist zwar dürr und nicht wohl gerundet wie die Zwergen-Frau, aber die ist ja nun mal deutlich weniger muskulös und daher stelle ich mir die Varge-Frauen im Allgemeinen auch als körperlich den Männern unterlegen vor. Nur wenn man einen SC erschafft kann die Varge-Frau natürlich genauso stark wie jeder Varge-Mann sein (ist dann aber etwas besonderes).

Diese Darstellung von Weiblichkeit als das schwächere Geschlecht empfinde ich persönlich als extrem negativ. Spielercharaktere als Ausnahme von der Regel zuzulassen, macht es dabei meiner Meinung nach nicht besser. Denn die starke, den Männern ebenbürtige Spielercharakter-Frau als etwas besonderes zu klassifizieren, zementiert nur noch weiter die als Normalfall gesetzte Schwäche von Frauen.

Aber ich will nicht nur an dem Zitat hängen, sondern eigentlich allgemeiner etwas zu diesem Thema schreiben:

Als Argumente für solche Darstellungen von Frauen als das schwächere Geschlecht werden meiner Erfahrung nach meistens zwei Punkte angeführt: 1. "das ist biologisch in echt so" und 2. "das kann man sich anders nicht gut vorstellen".

Das biologische Argument spricht dabei in meinen Augen für eine extreme Überbewertung der biologischen Körperkraftunterschiede. Diese geht meiner Einschätzung nach oft auf Erfahrungen aus dem Sport-Schulunterricht zurück. Doch dieser misst wohl eher unterschiedliche Freizeitgestaltung von Jungen und Mädchen, unterschiedliches zuvor vorhandenen Training, verschiedene in Sozialisationsprozessen erlernte Bewegungsmuster und von den Lehrern unterschiedliche verstärktes und gefördertes Leistungsdenken. Was der schulische Sportunterricht aber wohl weniger misst, sind tatsächliche Unterschiede in der Körperkraft von Jungen und Mädchen, denn diese sind einfach nicht so extrem groß. Ich kann mich noch erinnern, dass in einem DSA-Forum sich mal jemand ausgerechnet hat, wie hoch der reale, durchschnittliche Körperkraftunterschied von Männern und Frauen auf der Skala von DSA wäre. Es war irgendwas zwischen 0,2 und 0,4 und die Skala von DSA reicht bei Menschen von 7-ca.24. In der Skala von Splittermond, die bei Menschen von 1-8 reicht, wäre der Unterschied noch kleiner und ist komplett zu vernachlässigen. Splittermond ist halt keine Simulation der Realität und das soll es auch nicht sein.

Wenn man jetzt aber sogar beginnt, das "Frauen sind körperlich schwächer als Männer" auch auf nicht-menschliche Fantasyrassen zu übertragen, dann löst man sich komplett von der biologischen, als sachlich wahrgenommenen Argumentation. Denn es gibt hunderte realer Tierarten, bei denen die Weibchen wesentlich stärker und/oder größer sind als die Männchen und es gibt einfach kein Naturgesetz, welches Geschlecht das stärkere ist. Was man in diesem Fall macht, ist also keine Anwendung biologischer Tatsachen, sondern die Übertragung eines bestimmten Geschlechterbildes auf Fantasyrassen und damit macht man den ersten Schritt in Richtung einer diskriminierenden Darstellung von Frauen. Das geschieht vermutlich komplett unreflektiert und unbewusst, aber es ist dennoch der erste Schritt in diese Richtung. Man muss sich im Gegenbeispiel nur einmal eine Fantasywelt vorstellen, in der alle Männer schwächlich sind und alle Frauen super stark. Das wäre auch diskriminierend, nur halt gegenüber Männern. Denn Frauen sind halt nicht grundsätzlich schwach und Männer sind nicht grundsätzlich stark, aber wenn man selbst bei Fantasyrassen Frauen immer als das schwächere Geschlecht und Männer immer als das stärkere Geschlecht darstellt, dann erhebt man damit ein bestimmtes Geschlechterbild zum Naturgesetz und stärkt es damit. Und da dies ein Geschlechterbild ist, dass in der realen Gesellschaft die Lebenswege vieler Menschen sehr stark und oft auch sehr negativ eingeschränkt hat, ist das nichts gutes, ganz im Gegenteil.

Natürlich heißt das nicht, dass man deswegen Leuten verbieten sollte, so zu spielen. Das geht ja auch gar nicht. :) Aber wenn man es macht, sollte es zumindest bewusst geschehen und man sollte es kritisch reflektieren. Und ich kann nur dazu einladen, mit Geschlechterstereotypen in Fantasywelten auch einmal bewusst zu brechen. Wenn beispielsweise bei Nagas wie bei vielen echten Schlangen die Frauen ein gutes Stück größer sind als die Männer oder indem sich Schwertalben ideale Kämpfer immer weiblich vorstellen, da die göttliche Personifikation der idealen Kämpferin, Myuriko, eine Frau ist. Sowas kann das Spiel bereichern und einer Fantasywelt interessanter machen. :)

Das manch einer jetzt meint - um zum zweiten Argument zu kommen - Probleme zu haben, sich gleichstarke Frauen als Normalfall vorzustellen, kann ich nur schwer nachvollziehen. Dafür gibt es für mich einfach in echt zu viele körperlich starke Frauen, die beispielsweise im Sport auf Leistungen kommen, von denen der durchschnittliche Mann nur träumen kann. Außerdem kann mir doch niemand erzählen, dass er sich Magie, Götter, Fantasyrassen und und und vorstellen kann, aber keine gleichstarken Geschlechter. Ich glaube, man sollte es da einfach mal auf einen Versuch ankommen lassen und nicht von vornherein die Flinte ins Korn werfen. :)

flippah

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #1 am: 22 Apr 2016, 22:51:39 »
Ich denke, die Untersuchungen dazu sind eindeutig: Es gibt in der Realität deutliche Unterschiede was die reine Stärke angeht (z.B. ist die Handkraft von Spitzensportlerinnen im knapp durchschnittlichen Bereich von Männern). Die Frage ist: will man das im Rollenspiel thematisieren?

Ich halte den Weg, darüber den Mantel des Schweigens zu breiten und letztlich jedem Spieler bzw. jeder Gruppe zu überlassen, wie man damit umgehen will, für völlig richtig.
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Yinan

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #2 am: 22 Apr 2016, 23:07:47 »
Was ich auf die Schnelle gefunden habe ist folgendes: www.onmeda.de/magazin/koerperbau-mann-frau.html
Da heißt es, das bei der Spitzenleistung ein Unterschied von 10% bis 12% festzustellen ist.
(kA wie Akkurat das ist, aber dass ist letztendlich auch nicht wirklich Wichtig für den Rest meiner Aussage)
Das würde, bei maximal 8 Stärke, auf einen Unterschied von 0,8 kommen im Maximum, also das Frauen nur auf Stärke 7 kommen könnten.
Denn letztendlich geht es ja sowieso nur um das Maximum und sonst nichts.

Aber spätestens wenn wir dann zu Gnome kommen (ehemalige Feenwesen), macht sowas sowieso keinen großen Sinn mehr und in einer Fantasywelt, wo Magie überall ist kann es sowieso noch für alles Mögliche Gründe geben das jetzt keine Unterschiede oder umgekehrte Unterschiede oder was ganz anderes wir als Ergebnis haben.


Ich persönlich orientiere mich bei der Vorstellung bei den Spielen sowieso immer eher an Animes als an der Realität. Und da ist es sowieso meist egal, welches Geschlecht du hast oder wie du gebaut bist oder sonst was, da kann selbst das zerbrechlich wirkende Kind das Stärkste Wesen sein, was existiert und umgekehrt der 10m hohe Riese von einem Kind im Armdrücken besiegt werden usw. usf.

Insofern sehe ich persönlich für mich keine Notwendigkeit für irgendwelche Unterschiede egal welcher Art.
Wenn nicht anders gesagt, dann befassen sich meine Aussagen zu Regeln niemals mit Realismus oder Simulationismus, sondern nur mit Balancing.
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Tigerle

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #3 am: 22 Apr 2016, 23:24:55 »
Ich betrachte es weniger aus Sicht der realen Körperkraft sondern interessiere mich mehr für klassische Stereotypen. Es ist klassisch der strahlende Ritter, der die holde Prinzessin aus den Fängen des bösen Drachen rettet.
Es sind klassisch Frauen und Kinder, die zuerst vom Schiff gerettet werden.
Und da ist übrigens Myuriko nicht einmal ein Argument dagegen. Sie ist die klassische anbetungswürdige Gottheit, ein Platz, welcher auch gerne durch Frauen eingenommen wurde. Spätestens seit dem Humanismus zumindest.

Ich breche auch hier und gar gerne mal mit diesem Schema, aber meistens verwende ich es. Es ist eben jene Rollenverteilung, die sich in der Literatur durchgesetzt hat, die Frau als Wesen, welches man gleichermaßen beschützen wie auch verehren tut.
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Jeong Jeong

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #4 am: 22 Apr 2016, 23:25:58 »
Ich denke, die Untersuchungen dazu sind eindeutig: Es gibt in der Realität deutliche Unterschiede was die reine Stärke angeht (z.B. ist die Handkraft von Spitzensportlerinnen im knapp durchschnittlichen Bereich von Männern). Die Frage ist: will man das im Rollenspiel thematisieren?

Die Frage ist nicht, ob man das thematisieren will oder nicht. Die Frage ist, ob es bei so kleinen Skalen wie denen in Rollenspielsystemen überhaupt ins Gewicht fällt (eher nicht) und ob es irgendeinen Mehrwert bietet, solche stereotypischen Vorstellungen auf Fantasy-Rassen zu übertragen. Und letzteres macht halt nicht nur biologisch keinen Sinn, sondern es transportiert auch bestimmte Geschlechterbilder, überhöht diese zu Naturgesetzen und nimmt Fantasywelten und ihren Rassen damit ein gutes Stück an Vielfalt.



Zu so konkreten Aussagen wie deiner zur Handkraft wären ansonsten auch Quellen sehr nett. :)

Jeong Jeong

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #5 am: 22 Apr 2016, 23:35:14 »
Ich betrachte es weniger aus Sicht der realen Körperkraft sondern interessiere mich mehr für klassische Stereotypen. Es ist klassisch der strahlende Ritter, der die holde Prinzessin aus den Fängen des bösen Drachen rettet.
Es sind klassisch Frauen und Kinder, die zuerst vom Schiff gerettet werden.
Und da ist übrigens Myuriko nicht einmal ein Argument dagegen. Sie ist die klassische anbetungswürdige Gottheit, ein Platz, welcher auch gerne durch Frauen eingenommen wurde. Spätestens seit dem Humanismus zumindest.

Ich breche auch hier und gar gerne mal mit diesem Schema, aber meistens verwende ich es. Es ist eben jene Rollenverteilung, die sich in der Literatur durchgesetzt hat, die Frau als Wesen, welches man gleichermaßen beschützen wie auch verehren tut.

Wohlgemerkt sind das Rollenverteilungen, mit denen außerhalb der Literatur auch Jahrhunderte lang gegen die Partizipation von Frauen in Gesellschaft, Politik etc. pp. argumentiert wurde.

Das meine ich halt, wenn ich davon spreche, dass man sowas - wenn man es denn überhaupt verwendet - kritisch reflektieren sollte. Denn sowas sind halt nicht nur irgendwelche literarischen Klischees, die niemandem wehtun, sondern das sind Teile gesamtgesellschaftlicher Prozesse, in denen bestimmte Rollenbilder und -verteilungen geschaffen, legitimiert, verteidigt und erweitert wurden und werden. Und als solche taten sie in der Vergangenheit halt doch Menschen weh. Wie gesagt gibt es hier keine Verbote oder dergleichen, aber mal drüber nachdenken kann man ja mal und sich einfach fragen, welches Bild von Männern und Frauen man in seinen Abenteuern vermitteln will. :)

Außerdem sind die besten literarischen Werke sowieso die, die wirklich neue Geschichten erzählen und nicht die, die alte Klischees zum tausendsten Mal aufwärmen. :)


edit: Sry für den Doppelpost.

Tigerle

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #6 am: 23 Apr 2016, 00:36:21 »
Wie gesagt gibt es hier keine Verbote oder dergleichen, aber mal drüber nachdenken kann man ja mal und sich einfach fragen, welches Bild von Männern und Frauen man in seinen Abenteuern vermitteln will. :)

Vermitteln will ich garnichts. ich habe garnicht vor, zu irgendeiner Vorstellung zu erziehen. ich will nur ein Setting darstellen, welches man bespielen kann. Und dafür nehme ich gerne auch klassische, veraltete Vorstellungen um nicht zu einem zu modernem Spielstil zu verleiten.

P.S.: Die gleiche Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau ist eine moderne Vorstellung, die auch nur in der moderne/postmoderne funktioniert. Ohne moderne technische Möglichkeiten gibt es nämlich einen handfesten Grund dafür, dass die Frau sich um den Nachwuchs kümmert und der Mann das Geld verdient: Der Mann kann nicht säugen...
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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #7 am: 23 Apr 2016, 01:13:11 »
Wie gesagt gibt es hier keine Verbote oder dergleichen, aber mal drüber nachdenken kann man ja mal und sich einfach fragen, welches Bild von Männern und Frauen man in seinen Abenteuern vermitteln will. :)

Vermitteln will ich garnichts. ich habe garnicht vor, zu irgendeiner Vorstellung zu erziehen. ich will nur ein Setting darstellen, welches man bespielen kann. Und dafür nehme ich gerne auch klassische, veraltete Vorstellungen um nicht zu einem zu modernem Spielstil zu verleiten.

Was meinst du den mit einem "zu modernen Spielstil"? Ich glaube jeder hier im Forum kann sich getrost von der Illusion lösen, er würde auch nur ansatzweise authentisch ein historisches Setting darstellen. Ich habe mal Untersuchungen dazu gelesen, wie viele falsche Vorstellungen von historischen Alltagswelten in Rollenspielen im Geschichtsunterricht an Schulen zum Ausdruck kommen und es waren trotz intensiver Vorbereitung der Schüler so viele, dass manche Wissenschaftler komplett von der Methode abraten.

Und ob bewusst oder nicht, transportierst du so oder so immer bestimmte Rollenbilder in Abenteuern und "erziehst" dann auch zu ihnen, wenn du das so nennen willst. Die Frage ist nur, ob du diskriminierende Geschlechterrollen aus den letzten Jahrhunderten transportieren willst oder moderne, offene Rollenbilder, die nicht an bestimmte Geschlechter gebunden sind.


P.S.: Die gleiche Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau ist eine moderne Vorstellung, die auch nur in der moderne/postmoderne funktioniert. Ohne moderne technische Möglichkeiten gibt es nämlich einen handfesten Grund dafür, dass die Frau sich um den Nachwuchs kümmert und der Mann das Geld verdient: Der Mann kann nicht säugen...

Da haben wir ihn schon, diesen historischen Mumpitz. ;) Die Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau, wie wir sie uns heute vorstellen, ist vor allem eine Aufgabenteilung des 19. Jahrhunderts und war auch in dieser nur ein Ideal der Mittelschicht. Die Aufgabenteilungen in vorherigen Jahrunderten und auch im 19. Jahrhundert abseits der Mittelschicht waren teilweise komplett andere.

Ich habe im Rahmen meines Studiums ziemlich viel über bäuerliches Alltagsleben im Hochmittelalter gelesen, aber ich würde trotzdem niemals auf die Idee kommen, dass ich mittelalterliche Arbeitsteilung in einem PnP-Abenteuer vollumgänglich und absolut korrekt darstellen könnte. Aber ich würde mich einer korrekten Darstellung zumindest annähern, während du, nachdem was du hier schreibst, wohl eher eine klischeehafte Arbeitsteilung darstellen würdest, die mehr der des 19. Jahrhunderts entspricht vermischt mit Mittelalter-Darstellungen aus Filmen und Romanen.


edit: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: 23 Apr 2016, 01:17:21 von Jeong Jeong »

SeldomFound

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #8 am: 23 Apr 2016, 02:10:00 »
Wie gesagt gibt es hier keine Verbote oder dergleichen, aber mal drüber nachdenken kann man ja mal und sich einfach fragen, welches Bild von Männern und Frauen man in seinen Abenteuern vermitteln will. :)

Vermitteln will ich garnichts. ich habe garnicht vor, zu irgendeiner Vorstellung zu erziehen. ich will nur ein Setting darstellen, welches man bespielen kann. Und dafür nehme ich gerne auch klassische, veraltete Vorstellungen um nicht zu einem zu modernem Spielstil zu verleiten.

P.S.: Die gleiche Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau ist eine moderne Vorstellung, die auch nur in der moderne/postmoderne funktioniert. Ohne moderne technische Möglichkeiten gibt es nämlich einen handfesten Grund dafür, dass die Frau sich um den Nachwuchs kümmert und der Mann das Geld verdient: Der Mann kann nicht säugen...

Hierzu Quendan:

Die Norm ist Gleichberechtigung, etwa in Dragorea. In Farukan ist es nominell auch so (aber erst durch historische Entwicklungen), hier gibt es aber noch sehr traditionelle Teilreiche, in denen fast patriarchalische Strukturen herrschen (extra als Spannungsfeld angelegt). In Takasadu wird es teilweise Gebiete geben, in denen Frauen eher viel Macht als wenig haben.

Grundsätzlich sollte man in Splittermond davon ausgehen, dass alle Stereotypen möglich sind und alle Stereotypen subversiert werden können.

Die gefangene Prinzessin kann ein Prinz sein oder eine Prinzessin, die allerdings eigentlich ein Prinz ist, oder ein Prinz, der gerne eine Prinzessin wäre, usw.

Man kann auch Gnomische Schmiede und Kraftmeier haben und Vargische Dichter und Tüftler. Man kann diese als etwas außergewöhnliches darstellen oder als etwas ganz Normales. In dem Sinne ist Splittermond völlig frei.


EDIT: Ansonsten stimme ich dem zu, was Jeong sagt.
Patience is a virtue, possess it if you can
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Never found in man

flippah

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #9 am: 23 Apr 2016, 03:30:51 »
Zu so konkreten Aussagen wie deiner zur Handkraft wären ansonsten auch Quellen sehr nett. :)

Ich suche schon die ganze Zeit danach, ich hab das gerade erst vor ein paar Tagen gelesen und finde es jetzt um's verrecken nicht wieder :(

... ah, mal auf englisch versuchen hilft... http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17186303
« Letzte Änderung: 23 Apr 2016, 03:32:54 von flippah »
"In allen anderen Fällen gehen Sie so schnell wie möglich in See und, ohne sich auf eine Schlacht einzulassen, sofern dies möglich ist, nach Wladiwostok" (Jewgeni Iwanowitsch Alexejew)

Jeong Jeong

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #10 am: 23 Apr 2016, 09:51:27 »
Ich suche schon die ganze Zeit danach, ich hab das gerade erst vor ein paar Tagen gelesen und finde es jetzt um's verrecken nicht wieder :(

... ah, mal auf englisch versuchen hilft... http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17186303

Schade, auf den Artikel habe ich leider auch über die Uni keinen Zugriff. Das Abstract deutet aber leider bereits auf zwei Probleme hin, die vermutlich von den Autoren auch im Aufsatz selbst reflektiert wurden. Zum einen sind die Bezugsgruppen relativ klein und männliche Athlethen aus Judo und Handball scheinen als Vergleichsgruppe auch nicht getestet worden zu sein. Zum anderen hast du das Problem, dass sportliche Leistungen und sportliches Können durch viele andere Faktoren beeinflusst werden, die nichts mit Biologie zu tun haben.

Oder glaubt hier beispielsweise ernsthaft jemand, dass Europäer und Süd-Amerikaner genetisch-biologisch die besten Fußballer hervorbringen? Eine vergleichbare Studie wie die obige würde zwar wahrscheinlich genau zu diesem Ergebnis kommen, aber jedem wäre klar, dass sie dabei nur den unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports und unterschiedlich hohe finanzielle Investitionen misst. Geht es um die Ergebnisse von Frauen im Vergleich zu Männern, werden diese aber immer ausschließlich auf die Biologie zurückgeführt, obwohl wir hier genau die gleichen Faktoren mit reinspielen haben. Denn in Frauensport wird Sportfeldübergreifend einfach viel weniger Geld gesteckt und auch die Zahl der Frauen, die überhaupt eine Karriere als Athletin in Betracht ziehen, ist meistens viel geringer als bei den Männern.


edit: Rechtschreibung

edit 2: wieder Rechtschreibung :D
« Letzte Änderung: 23 Apr 2016, 11:06:57 von Jeong Jeong »

barbarossa rotbart

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #11 am: 24 Apr 2016, 11:30:31 »
Betrachten wir doch einmal die Rollenspielseite. In den meisten Rollenspielen, die ich kenne, gibt es zwischen Männern und Frauen keine Unterschiede. Es gibt aber auch Ausnahmen, von denen mir aber nur zwei auf Anhieb einfallen:
  • AD&D: In der ersten Edition von AD&D waren weibliche Charaktere deutlich schwächer als männliche. Dies zeigte sich durch eine niedrigere Maximal-Stärke, die aber, wenn man nicht gerade einen Kämpfer spielte, bei Menschen (18/00 bei Männern  bzw. 18/50 bei Frauen) keine Rolle spielte. Bei allen anderen spielbaren Rassen war der Unterschied sogar noch größer (Halborks: 18/99 bzw. 18/75; Zwerge: 18/99 bzw. 17; Halbelf: 18/90 bzw. 17; Elf: 18/75 bzw. 16; Gnom: 18/50 bzw. 15; Halbling: 17 bzw. 14).
  • Arcanum: Bei diesem Computerrollenspiel von 2002 sind weibliche Charaktere zwar schwächer als männliche, aber erhalten dafür einen Bonus auf ihre Konstitution, was sie deutlich widerstandsfähiger macht.

Tigerle

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Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
« Antwort #12 am: 24 Apr 2016, 13:54:02 »
    • Arcanum: Bei diesem Computerrollenspiel von 2002 sind weibliche Charaktere zwar schwächer als männliche, aber erhalten dafür einen Bonus auf ihre Konstitution, was sie deutlich widerstandsfähiger macht.
    Da gab es noch die Herkunft "Wildfang", die nur als Frau wählbar war und genau eines machte: Die regeltechnische Varianz zwischen Mann und Frau aufheben ;)
    Daher fand ich diese Lösung immer besonders schön. Es wird zwar gesagt, dass es einen Unterschied gibt, aber letztendlich konnte man ganz einfach diesen Unterschied wieder aushebeln und so wieder für Fairness sorgen.
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    Jeong Jeong

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    Re: Die Körperkraft von Männern und Frauen in Fantasywelten
    « Antwort #13 am: 24 Apr 2016, 14:23:29 »
    Wofür man dann aber auf andere, stärkere Boni gebende Herkünfte verzichten musste.

    Arcanum ist ein fantastisches Spiel, aber was Geschlechterrollen angeht, war es alles andere als fortschrittlich. Ich glaube nur in den Elfenstädten Qintarra und T'sen-Ang haben die Entwickler mit klischeehaften Geschlechterrollen umfassend gebrochen. Die menschlichen Königreiche spiegelten hingegen meiner Erinnung nach größtenteils sehr typische Vorstellungen von Geschlechterrollen der Vikotiranischen Zeit und des Mittelalters wieder. Was Arcanum allerdings teilweise recht gut macht, ist die Grenzen von Tätern, Opfern, Protagonisten und Antagonisten in diesem Rahmen aufzuweichen. Frauen sind nicht nur zu rettende Opfer oder passive Nebencharaktere, sondern böse Täterinnen, gute Auftraggeberinnen, idealistische Protagonisten, pragmatische Antagonisten und vieles mehr.

    Letzteres ist extrem wichtig, wenn man in einem historischen Setting mit diskriminierenden Rollenbildern arbeiten will: man muss sich von Narrativen lösen, die diese diskriminierenden Rollenbilder als Wahrheit darstellen. Denn eine Gesellschaft darzustellen, in der Frauen als schwach und hilfsbedürftig gelten, ist eine Sache. Aber dann in dieser Welt nur Handlungen zu erzählen, in denen Frauen auch wirklich nur als schwach und hilfsbedürftig rüberkommen, eine ganz andere. Denn mit letzterem erhebt man etwas zur wahren Tatsache, was eigentlich nur ein diskriminierendes, sozial konstruiertes Rollenbild ist.


    edit: Rechtschreibung
    « Letzte Änderung: 24 Apr 2016, 14:26:27 von Jeong Jeong »