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Abenteuer und Kampagnen / Re: [Spielbericht] Abenteuerkampagne in Takasadu (Enthält Spoiler)
« am: 07 Nov 2025, 22:12:45 »
Die seidene Stadt: Teil IV (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)
Auf dem Weg zur kaiserlichen Hauptstadt kam die „Seidene Stadt“ wieder in zivilisiertere Gefilde, was sich auch an dem besseren Zustand der Wege und dem Wohlstand der Dörfer zeigte. Die Nähe zu dem magischen Berg und dem Feenmarkt blieb spürbar – etwa bei der Rast in einem Dorf, dessen Einwohner vielfach Feenblut hatten. Überwiegend schien es sich um Sterbliche mit Schatten- oder Lichtfeenblut zu handeln. Trotz ihrer „gegensätzlichen“ Herkunft lebten sie friedlich zusammen und hießen die Karawane gastfreundlich willkommen.
In Akiras Einheit war die Stimmung nach dem Versagen bei der Bewachung der Gefangenen und der vorläufigen Festsetzung einer Kriegerin angespannt. Obwohl verwundet, versah Akira weiterhin seine Pflicht. Er wollte keine Schwäche zeigen und die Moral seiner Leute stabil halten.
Die dramatischen Ereignisse auf dem Feenmarkt kamen auch zur Sprache, als einer der Geheimdienstler die Helden aufsuchte und andeutete, dass man die Schuld an dem Tod der inhaftierten Rebellen dem Kommandeur der Geheimdienst-Einheit in die Schuhe schieben sollte. Einen Sündenbock würde den Druck von den anderen Beteiligten nehmen. Hao hatte keine Lust, sich darauf einzulassen, und Akira hielt ein solches Vorgehen für wenig ehrenvoll. Es blieb abzuwarten, ob das die richtige Entscheidung gewesen war…
Stattdessen kümmerten sich die Helden um die feeischen Insekten, die die „Seidene Stadt“ befallen hatten. Hao lockte den immer noch der Karawane folgenden magischen Blaureiher in das Lager, um so die Quelle des Befalls zu finden. Auch dank Haos Insektenfallen wussten die Helden, wo die magischen Insekten häufiger auftraten. Tatsächlich hatte die Suche Erfolg: Der Reiher wurde bei dem Wagen der Händlerin Tishiba Riko unruhig. An einer Weinkiste fanden die Helden verdächtige Löcher. Mit äußerster Sorgfalt transportierten die Helden die schwere Truhe aus dem Lager. Ein vorsichtiger Blick ins Innere zeigte, dass sich ein ganzes Nest der gefährlichen Insekten in der Truhe verbarg.
Die Händlerin beteuerte glaubwürdig ihr Unwissen. Die Truhe sei in Palitan mit kostbaren Weinen aus Selenia bestückt worden, ohne dass etwas Verdächtiges aufgefallen sei. Es war ihr ein Rätsel, wie und wann das Nest hineingekommen war.
Die Helden beschlossen, die gefährlichen Insekten mit einem Eiszauber unschädlich zu machen. Um ein Ausfliegen zu verhindern, verstopften die Helden die von den Insekten in die Truhe geätzten Löcher und ummantelten die Truhe mit Metall- und Keramikgeschirr, das die Insekten hoffentlich lange genug daran hindern würde, sich mit Hilfe der von ihnen ausgeschiedenen Säure zu befreien. Da keiner der Helden einen passenden Zauber beherrschte, wandten sie sich erneut an Ritenmeisterin Satomi. Diese war bereit zu helfen, wenn auch etwas widerwillig ob der wiederholten Störung. Sie hielt weder von Hao (als Ausländerin) noch Akira (als Mitglied eines verfeindeten Klans) viel.
Die von Satomi beschworene Eisaura verletzte auch die Helden, doch die Wirkung auf die Insekten war sehr viel tödlicher. Nur wenige der Wesen konnten sich befreien und wurden von den Helden getötet. Leider hatte die Eisaura auch die Weinflaschen zerstört, doch dafür waren die Insekten nun alle tot. Eine Untersuchung des Nestes brachte mehrere hundert Exemplare des gefährlichen Ungeziefers ans Tageslicht, die vielfach noch nicht geschlüpft waren. Dies wäre vermutlich in den nächsten Tagen geschehen. Wären sie ausgeschwärmt – oder bei einem unvorsichtigen Handhaben der Kiste schlagartig aufgescheucht worden – hätten sie großen Schaden anrichten können.
Anscheinend war das Nest absichtlich in der Truhe platziert worden. Die wenigen Insekten, die ins Freie gelangt waren, waren wohl vorfristig geschlüpft. All das sprach für gezielte Sabotage. Handelte es sich um eine weitere Aktion der Anti-Myuriko-Rebellen, oder war das die Tat einer weiteren Fraktion im Intrigenspiel um die „Seidene Stadt“?
Während „Stadtherrin“ Tomoe sich erleichtert zeigte, dass eine potentielle Katastrophe verhindert worden war, war die Besitzerin der Truhe weniger froh. Tishiba Riko hatte nicht nur ihre für die Göttliche Kaiserin bestimmte Tributgabe verloren, sondern musste auch damit rechnen, als Rebellenkontakt verdächtigt zu werden. Es war nicht sehr fair seitens der Helden, dass sie der Händlerin einen riskanten Ausweg aus ihrer misslichen Lage vorschlugen: Durch einen Zauber getarnt, sollte sie – abwechselnd mit einer weiblichen Angehörigen des Geheimdienstes – in der Hauptstadt als die verstorbene Rebellenagentin auftreten, um deren noch unbekannte Kontaktleute in die Falle zu locken. Wohl oder übel erklärte sich Tishiba Riko mit dem Vorschlag einverstanden.
Auf dem Rest der Strecke bis zur kaiserlichen Hauptstadt Senrai blieb die Karawane von weiteren Angriffen oder unliebsamen Zwischenfällen verschont. Mit wachsender Nähe zur Hauptstadt nahm die Anzahl der Siedlungen deutlich zu. Die Landschaft gewann eine märchenhafte Schönheit. Der Zustrom an Tributgaben schwoll noch einmal deutlich an.
Hao hoffte, dass nach der Verhaftung und dem Tod der Rebellen sowie der Neutralisierung der Feen-Insekten endlich Ruhe einkehren würde und widmete sich wieder ihrer Tarnaufgabe in der Menagerie der Karawane. Akira war nicht so sicher. Immerhin gab es noch die Kontaktleute der Rebellen in der Hauptstadt, die angeblich etwas „Großes“ planten. Außerdem wollte er herausfinden, wer das Nest der Feen-Insekten in der Weinkiste platziert hatte. Deshalb befragte Akira Tishiba Riko und ihre Gehilfen noch einmal eingehend. Wenig überraschend verdächtige Riko ihre Konkurrenten in der „Seidenen Stadt“: die dragoreischen Händler, aber auch die Kintarai-Familie der Jiribi, mit der sie eine langjährige Rivalität verband. Akira schlug Hao vor, sich bei der Befragung der Verdächtigen aufzuteilen: Hao würde die Händler aus Dragorea befragen, Akira die Jiribi. Bei diesen würde er seinen adligen Stand besser zu Geltung bringen können.
Haos Erkundigungen brachten leider keine neuen Erkenntnisse. Niemand schien etwas zu wissen. Stattdessen geriet Hao mit einem der Händler aneinander. Akira war bei den Jiribi erfolgreicher: Zwar beschränkte sich deren Mitteilsamkeit anfangs darauf, ihre Konkurrentin schlechtzureden. Aber dem jungen Krieger fiel auf, dass der Sekretär des Händlers etwas zu verbergen schien. Schließlich brach Sekretär unter den bohrenden Fragen Akiras zusammen. Er gestand, das Nest bei der Konkurrentin platziert zu haben, behauptete aber, dass seine Dienstherren nichts davon wussten. Akira informierte „Stadtherrin“ Tomoe, die den Unglücklichen festsetzen ließ. Nur Akiras Fürsprache war es zu verdanken, dass es den anderen Mitgliedern der Jiribi-Delegation nicht ebenso erging. Selbst im günstigsten Fall drohten den Jiribi hohe Geldstrafen und ein Ausschluss von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“. Hao spekulierte, dass jemand die Missgunst der Jiribi ausgenutzt und sie gezielt manipuliert hatte, aber dafür fanden sich vorerst keine Beweise.
Akira drohte allerdings aus einer anderen Richtung Ungemach: Sein Vorgesetzter Suguri Ito stellte ihn zur Rede. Der junge Kommandeur der Reiterei hatte von dem Tod der Kurtisane Himmelsblume erfahren – und realisiert, dass die Tarngeschichte um ihre Verhaftung nicht stimmig war. Akira konnte den Leutnant mit dem Verweis abwimmeln, dass es um Dinge ging, die zu enthüllen nicht im Belieben Akiras lag. Das verbesserte die Stimmung zwischen den beiden Kriegern natürlich nicht, zumal Ito sich den Tod der Kurtisane sehr zu Herzen nahm. Anscheinend verdächtigte er Akira, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Zumindest wurden keine Schwerter gezogen.
Am nächsten Tag erreichte die Karawane Senrai. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten mithilfe verschiedenfarbiger Blumen nicht nur Sagenwesen und Heroen, sondern auch Ausschnitte des Stadtpanoramas in die Landschaft „gemalt“. Eine Eskorte von 300 Berittenen nahm die „Seidenen Stadt“ in Empfang und geleitete sie die letzten Kilometer. Unter den prachtvoll gepanzerten und bewaffneten Kriegerinnen und Krieger waren zahlreiche Quirin-Reiter. Zusammen mit den Schaulustigen und Tributbringern schwoll der Zug auf 10.000 Personen an.
Die „am Reißbrett“ geplante Hauptstadt war ein atemberaubender Anblick mit ihren Palästen, Tempeln, Plätzen und Prunkstraßen, den zahllosen Schreinen und prunkvoll gekleideten Bewohnern. Die von einer hohen Mauer umgebene Stadt war in der Form einer Blüte errichtet worden. Wie die ganze Kintarai-Gesellschaft wurde Senrai von den großen Klans und dem Standessystem Kintais geprägt. Jeder der fünf großen Klans (Momoku, Ranku, Suguri, Uome, Zakur) hatte ein eigenes Stadtviertel, ein sechstes war der Kaiserin gewidmet. Die unteren Stände lebten am Stadtrand, die Höherrangigen näher am Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der kaiserliche Palast. Auch dieser war in der Gestalt einer Blüte errichtet.
Auf einem riesigen Platz im Osten Senrais „erblühte“ die „Seidene Stadt“ zum letzten Mal. Diesmal wurde kein Wasser aus dem Boden beschworen, stattdessen wurden bunte Stoffbahnen zwischen den Ständen ausgerollt, die durch neu hinzugekommene Händler und Handwerker aus ganz Kintai und dem Ausland noch einmal deutlich zahlreicher geworden waren.
Die Menagerie wurde an den Stadtrand verlegt, um den Tieren etwas Ruhe zu gönnen. Hao wäre am liebsten bei ihren „Schützlingen“ geblieben. Angesichts der immer noch drohenden Gefahr durch die Rebellen entschloss sie sich jedoch, ihren Tarnberuf aufzugeben und in der „Seidenen Stadt“ selber zu bleiben. Die Stadt sollte in Senrai insgesamt fünf Tage „blühen“ – was hoffentlich genug Zeit bot, damit die Rebellen Kontakt mit der falschen Hikibi aufnehmen und in die Falle gehen würden. Die Helden sollten den Geheimdienstleuten helfen, die Falle abzusichern. Akira hätte gerne die Kantioku Aki für den Einsatz rekrutiert, denn er hatte gelernt, ihren Fähigkeiten zu vertrauen (und eine Schwäche für die junge Kampfpriesterin entwickelt). Allerdings war sie wie vom Erdboden verschluckt. Bei der Besprechung mit dem Geheimdienst kam auch ein beunruhigender Punkt zur Sprache, der den Helden beim Erreichen Senrais aufgefallen war: der ferne Kaiserinnenpalast ähnelte der Zeichnung auf den magischen Blütenblättern der Rebellen. Zielte die „große Aktion“ der Rebellen auf den Palast Myurikos?
Akira nutzte den Abend, um mit einem der rätselhaften Feenkrieger zu trainieren, die auf dem Feenmarkt zu der Karawane gestoßen waren.
Am folgenden Tag suchte und fand Hao eine Schneiderin für das erworbene Feengarn. Die Schneiderin hätte das kostbare Garn zwar lieber für etwas Repräsentativeres verwendet als die Tracht der zhoujiangische Affengott-Kirche. Schließlich einigte man sich aber auf eine für beide Seiten zufriedenstellende – wenn auch für Hao nicht billige – Lösung.
Akira machte währenddessen seine Aufwartung im örtlichen Palast des Ranku-Klans, da seine Familie zu deren Vasallen gehörte und sein verstorbener Vater ein Ranku gewesen war. Der junge Krieger durfte dem Haushofmeister Bericht erstatten. Allerdings stießen Akiras Geschichten auf begrenzten Zuspruch: Die Jiribi, deren Intrige Akira zu verhindern und offenzulegen beigetragen hatte, waren den Ranku verschworen. Dem Klan wäre es lieber gewesen, wenn die Angelegenheit „unter der Hand“ geregelt worden wäre – etwa mit einem Selbstmord des Hauptschuldigen. Diese Möglichkeit bestand nun nicht mehr. Dass Akira eine Spur zu den aus Sadu stammenden Mördern seines Vaters gefunden hatte, brachte ihm wenig mehr als lobende Worte. Zwar würde man die Informationen über die verantwortliche Rebellengruppe an die Grenztruppen weitergeben. Der Ranku-Haushofmeister machte allerdings klar, dass man keinen Vorstoß auf die andere Seite des Kabila unternehmen wollte. Dies sei politisch zu heikel. Ernüchtert kehrte Akira zur „Seidenen Stadt“ zurück.
Dort wurden die Helden von der hochrangigen kaiserlichen Beamtin Zakur Mai zu der verhinderten Sabotage mit den Feen-Insekten befragt. Hao und Akira legten ein gutes Wort für „Stadtherrin“ Sugrui Tomoe ein. Akira versuchte zudem, den für seinen Lehensklan angerichteten „Schaden“ zu minimieren, indem er für Milde gegenüber den Jiribi plädierte.
Die Helden waren nicht die Einzigen, die befragt wurden. Ritenmeisterin Uome Satomi, die während der Reise von den Helden mehrmals zu Hilfe gerufen worden war, gab ebenfalls eine Rapport ab, äußerte sich bezüglich Tomoes allerdings deutlich weniger günstig. Auch Aki war vorgeladen worden. Die junge Albin erschien freilich diesmal nicht im Gewand einer Kantioku, sondern in den Kleidern einer Kintarai-Adligen und unter ihrem echten Namen: Momoku Eiko, Schwester des Fürsten der am Maishi-See gelegenen Stadt Tsusaka. Jetzt fiel es den Helden wie Schuppen von den Augen: Sie waren der jungen Adligen vor einem Jahr flüchtig begegnet, hatten sie aber in ihrer Verkleidung nicht erkannt.
Akira nahm das Doppelspiel von „Aki“ gelassen. Sie begleitete die Helden, als diese am Abend den „Silbernen Pavillon“ besuchten, einen der beiden großen Myuriko-Tempel Senrais. Hier wurde Myuriko vor allem als Herrscherin und Kriegerin verehrt. Im „Goldenen Pavillon“, den die Helden bei der Andacht im folgenden Morgengrauen besichtigten, wurde der Lebenden Göttin hingegen mehr in ihrer Rolle als Weltenschöpferin, Beschützerin und Spenderin von Harmonie und Leben gehuldigt.
Neben ihrem „Wachdienst“ fand Hao Zeit, nach den Tieren der Menagerie zu sehen. Akira traf sich mit Eiko, deren Besuch im Palast der Momoku ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie Akiras Besuch des Ranku-Klans. Während sie im fernen Tsusaka fast gleichauf mit ihrem fürstlichen Bruder rangierte und für ihre Taten im Kampf gegen Monster, Piraten und rivalisierende Klans Ansehen genoss, galt sie bei der Hauptfamilie ihres Klans in Senrai offenbar weniger. Auch die „nicht ganz erstrangige“ Herkunft von Eikas Mutter, die ihr Vater in zweiter Ehe geheiratet hatte, war zur Sprache gekommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchten die jungen Adligen die für ihre Kampfkünste, Gelehrten und magischen Lehrkräfte berühmte Kaiserliche Akademie.
Am fünften Tag des Aufenthalts in Senrai wurde die Geduld der Helden und ihrer Verbündeten belohnt, als ein Wasserträger die vermeintliche Rebellin Hikibi ansprach, die gerade von einer Geheimdienstlerin gespielt wurde. Der Wasserträger übergab der Masseurin zwei Bohnensamen mit der Botschaft „Jetzt gleich“ und entfernte sich rasch. Akira folgte dem Rebellenkontakt unauffällig bis zum Palast. Hao ließ währenddessen die Bohnensamen magisch wachsen: die sprießenden Blätter vervollständigten die Skizze des Palastes und markierten einen Gebäudeflügel. Zudem enthielten sie die Botschaft „Der Mondkönig gewährt Einlass“ und zwei kleine, aber bemerkenswert detaillierte Porträts – offenbar die Ziele für einen Anschlag „wenn der Himmel birst“. Vermutlich sollte Hikibis Trupp den Attentätern Unterstützung leisten.
Hao, Momoku Eiko und einige Verbündete stießen zu Akira. Haos zur Erkundung ausgeschickter Eichhörnchen-Tiergefährte stellte fest, dass sich offenbar bereits zwei Unbefugte Zugang zu dem Palastgarten verschafft hatten und tatsächlich Einlass in den Palast erhielten. Bei sich hatten sie ein voluminöses Fass – vielleicht eine Bombe? Es war keine Zeit zu verlieren. Akira gelang es, die misstrauischen Palastgarden zu überreden, den Helden und Eiko Einlass zu gewähren. Von mehreren Gardisten „begleitet“ eilten sie zu dem auf der Skizze markierten Palastflügel. Die Pforte, durch die die vermutlichen Rebellen Einlass erhalten hatten, war wieder verschlossen. Doch der dahinter wachestehende Soldat gab widerspruchslos den Weg frei, als Akira einer Eingebung folgend die ominöse Botschaft „der Mondkönig gewährt Einlass“ wiederholte. Der Soldat wirkte seltsam…abwesend. Vermutlich stand er unter einem Beherrschungszauber.
Als die Helden die Rebellen einholten, war es fast schon zu spät: die Attentäter hatten bereits zwei Hofdamen niedergestochen, die zufällig ihren Weg gekreuzt hatten. Gerade waren sie dabei, die Lunte der Bombe zu zünden.
Hao stürzte sich auf die Lunte. Akira und Eiko kreuzten die Klingen mit dem einen der beiden Attentäter, während die Palastgarden den anderen angriffen. Die Rebellen erwiesen sich als äußerst versierte Fechter. Doch Akira gelang es, einen heftigen Glückstreffer landen. Zusammen mit Eiko konnte er seinen Gegner niederzwingen, auch wenn er selber schwere Verletzungen davontrug. Inzwischen schaffte es Hao, die Lunte zu löschen. Der zweite Rebell wurde von den Palastgarden und Eiko erschlagen. Leider kam für die beiden Hofdamen jede Hilfe zu spät. Der „Wasserträger“, der die Botschaft der Rebellen überbracht hatte, wurde zwar gestellt, konnte aber nicht lebend gefasst werden. So endete der Abend mit fünf Toten und mehreren Verletzten. Doch der Anschlag war vereitelt worden.
Am nächsten Tag rief Zakur Mai, die auch die Ermittlungen bezüglich des Attentats übernommen hatte, alle Beteiligten zusammen. Sie lobte die Helden, Eiko, die „Stadtherrin“, die Ritenmeisterin und auch die Geheimdienstler, die die „Seidene Stadt“ begleitet hatten, für ihr mutiges und entschlossenes Handeln. Gleichzeitig bedauerte sie, dass alle an der Verschwörung namentlich bekannten Beteiligten tot waren. Dadurch würden die Hintermänner und weitere Kontakte anonym bleiben. Auch die mögliche Verbindung des jungen Gankoda zu den Rebellen musste unaufgelöst bleiben: Sein verdächtiges Verhalten und das – nur von Haos Tiergefährten beobachtete – Treffen mit einer Frau, die VERMUTLICH eine Rebellinnen gewesen war, war nicht genug. Man könne nicht den Sohn eines mächtigen Fürsten auf die „Aussage“ eines Eichhörnchens hin festsetzen… Er sollte aber künftig genauer beobachtet werden.
Die Helden erfuhren, dass es sich bei den getöteten Hofdamen um Momoku Akane und ihre Tochter handelte. Die eigentlichen Anschlagsziele waren Suguri Mitsuaki (im diplomatischen Dienst vor allem in Sadu tätig) und Zakur Reina (ein Mitglied des kaiserlichen Geheimdienstes) gewesen. Dies ließ Akira vermuten, dass es sich bei den Attentätern um sadische Rebellen handelte.
Bezüglich der Sabotage mit den feeischen Insekten teilte Mai mit, dass das Verhör des Jiribi-Sekretärs neue Erkenntnisse gebracht hatte. Zakur Mai war sich sicher, dass der Mann nicht nur auf eigene Faust gehandelt hatte. Deshalb war nicht nur der Sekretär sondern auch sein zurzeit im zhoujiangischen Palitan weilender Herr geächtet worden. Die Waren, die die Jiribi mit der „Seidenen Stadt“ geschickt hatten, sollten beschlagnahmt und zur Wiedergutmachung der entstandenen Schäden genutzt werden. Die Familie Jiribi würde für 25 Jahre von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“ ausgeschlossen bleiben – falls sie nicht durch Reue, Buße und Wiedergutmachung die Frist verkürzen konnten. Angesichts der Schwere des Vergehens war dies eine maßvolle Strafe. Dennoch war dies natürlich für Klan Ranku, dem die Jiribi zugeschworen waren, wenig erfreulich. Aber Akira hatte durch seine Leistung bei der Verhinderung des Attentats so viel Ehre erworben, dass der Klan seines Vaters sich anscheinend entschloss, Akiras Verwicklung in die für die Ranku peinliche Aufdeckung der Jiribi-Intrige zu ignorieren.
Über den Anschlag wie auch die Sabotage sollte Stillschweigen bewahrt werden. Weder der Versuch, die sakrosankte „Seidene Stadt“ für eine Intrige gegen Konkurrenten zu nutzen, noch ein beinahe gelungenes Attentat im Herzen des Kaiserreiches durften bekannt werden. Durch ihr beherztes Verhalten hatten sich die Helden auf jeden Fall die Teilnahme bei der feierlichen Übergabe der Tributgaben an die Göttliche Myuriko verdient.
Am folgenden Tag endete der Markt der „Seidenen Stadt“. Viele Teilnehmende (auch Akira) opferten in einem der Tempel Myurikos mehr oder weniger wertvolle Geschenke. Daneben verbrachte er noch etwas Zeit mit Eiko. Die Schwester des Fürsten von Tsusaka verriet endlich, warum sie die „Seidene Stadt“ unter einem falschen Namen begleitet hatte: Ihre Aufgabe war es gewesen, „Stadtherrin“ Suguri Tomoe im Auge zu behalten. Tomoes Eignung für den verantwortungsvollen Posten wurde wohl nicht von allen akzeptiert – vor allem, wenn sie wie Klan Momoku mit den Suguri verfeindet waren. Eikos Mission war – auch dank der Helden – kein Erfolg gewesen, doch die junge Fürstenschwester schien das nicht zu schwer zu nehmen. Offensichtlich hatte Akira gerade durch seine jüngsten Leistungen bei ihr Eindruck gemacht.
Zum Abschluss der „Seidenen Stadt“ wurden die Tributgüter für die Göttliche Myuriko feierlich auf dem Marktplatz präsentiert und in einer feierlichen Prozession in den Plast gebracht. Die Ehrengäste – darunter auch die Helden – begleiteten den Zug. Jetzt hatten sie auch Gelegenheit, die atemberaubende Anmut und Pracht des Palastes zu würdigen. Höhepunkt der Prozession war der Empfang der Tributgeber durch den Gemahl der Göttlichen und dann – für wenige kostbare Augenblicke – durch die Göttliche Myuriko selbst. Auch wenn es niemand vermochte, der Göttlichen auch nur aus den Augenwinkeln ins Gesicht zu sehen, waren alleine ihre Stimme und Präsenz überwältigend. Ein sichtbares Zeichen ihrer überirdischen Macht waren auch die Hofdamen an ihrer Seite – die beiden Momoku, die bei dem gescheiterten Attentat ermordet, und durch die Gnade der Göttin wiedererweckt worden waren.
Jeder der Ehrengäste erhielt ein wertvolles Geschenk: Hao eine magische Goldkugel für ihre Gebetskette, Akira einen prachtvollen Rapphengst aus den kaiserlichen Ställen, samt einem kunstvoll gefertigten Sattel und Zaumzeug.
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)
Auf dem Weg zur kaiserlichen Hauptstadt kam die „Seidene Stadt“ wieder in zivilisiertere Gefilde, was sich auch an dem besseren Zustand der Wege und dem Wohlstand der Dörfer zeigte. Die Nähe zu dem magischen Berg und dem Feenmarkt blieb spürbar – etwa bei der Rast in einem Dorf, dessen Einwohner vielfach Feenblut hatten. Überwiegend schien es sich um Sterbliche mit Schatten- oder Lichtfeenblut zu handeln. Trotz ihrer „gegensätzlichen“ Herkunft lebten sie friedlich zusammen und hießen die Karawane gastfreundlich willkommen.
In Akiras Einheit war die Stimmung nach dem Versagen bei der Bewachung der Gefangenen und der vorläufigen Festsetzung einer Kriegerin angespannt. Obwohl verwundet, versah Akira weiterhin seine Pflicht. Er wollte keine Schwäche zeigen und die Moral seiner Leute stabil halten.
Die dramatischen Ereignisse auf dem Feenmarkt kamen auch zur Sprache, als einer der Geheimdienstler die Helden aufsuchte und andeutete, dass man die Schuld an dem Tod der inhaftierten Rebellen dem Kommandeur der Geheimdienst-Einheit in die Schuhe schieben sollte. Einen Sündenbock würde den Druck von den anderen Beteiligten nehmen. Hao hatte keine Lust, sich darauf einzulassen, und Akira hielt ein solches Vorgehen für wenig ehrenvoll. Es blieb abzuwarten, ob das die richtige Entscheidung gewesen war…
Stattdessen kümmerten sich die Helden um die feeischen Insekten, die die „Seidene Stadt“ befallen hatten. Hao lockte den immer noch der Karawane folgenden magischen Blaureiher in das Lager, um so die Quelle des Befalls zu finden. Auch dank Haos Insektenfallen wussten die Helden, wo die magischen Insekten häufiger auftraten. Tatsächlich hatte die Suche Erfolg: Der Reiher wurde bei dem Wagen der Händlerin Tishiba Riko unruhig. An einer Weinkiste fanden die Helden verdächtige Löcher. Mit äußerster Sorgfalt transportierten die Helden die schwere Truhe aus dem Lager. Ein vorsichtiger Blick ins Innere zeigte, dass sich ein ganzes Nest der gefährlichen Insekten in der Truhe verbarg.
Die Händlerin beteuerte glaubwürdig ihr Unwissen. Die Truhe sei in Palitan mit kostbaren Weinen aus Selenia bestückt worden, ohne dass etwas Verdächtiges aufgefallen sei. Es war ihr ein Rätsel, wie und wann das Nest hineingekommen war.
Die Helden beschlossen, die gefährlichen Insekten mit einem Eiszauber unschädlich zu machen. Um ein Ausfliegen zu verhindern, verstopften die Helden die von den Insekten in die Truhe geätzten Löcher und ummantelten die Truhe mit Metall- und Keramikgeschirr, das die Insekten hoffentlich lange genug daran hindern würde, sich mit Hilfe der von ihnen ausgeschiedenen Säure zu befreien. Da keiner der Helden einen passenden Zauber beherrschte, wandten sie sich erneut an Ritenmeisterin Satomi. Diese war bereit zu helfen, wenn auch etwas widerwillig ob der wiederholten Störung. Sie hielt weder von Hao (als Ausländerin) noch Akira (als Mitglied eines verfeindeten Klans) viel.
Die von Satomi beschworene Eisaura verletzte auch die Helden, doch die Wirkung auf die Insekten war sehr viel tödlicher. Nur wenige der Wesen konnten sich befreien und wurden von den Helden getötet. Leider hatte die Eisaura auch die Weinflaschen zerstört, doch dafür waren die Insekten nun alle tot. Eine Untersuchung des Nestes brachte mehrere hundert Exemplare des gefährlichen Ungeziefers ans Tageslicht, die vielfach noch nicht geschlüpft waren. Dies wäre vermutlich in den nächsten Tagen geschehen. Wären sie ausgeschwärmt – oder bei einem unvorsichtigen Handhaben der Kiste schlagartig aufgescheucht worden – hätten sie großen Schaden anrichten können.
Anscheinend war das Nest absichtlich in der Truhe platziert worden. Die wenigen Insekten, die ins Freie gelangt waren, waren wohl vorfristig geschlüpft. All das sprach für gezielte Sabotage. Handelte es sich um eine weitere Aktion der Anti-Myuriko-Rebellen, oder war das die Tat einer weiteren Fraktion im Intrigenspiel um die „Seidene Stadt“?
Während „Stadtherrin“ Tomoe sich erleichtert zeigte, dass eine potentielle Katastrophe verhindert worden war, war die Besitzerin der Truhe weniger froh. Tishiba Riko hatte nicht nur ihre für die Göttliche Kaiserin bestimmte Tributgabe verloren, sondern musste auch damit rechnen, als Rebellenkontakt verdächtigt zu werden. Es war nicht sehr fair seitens der Helden, dass sie der Händlerin einen riskanten Ausweg aus ihrer misslichen Lage vorschlugen: Durch einen Zauber getarnt, sollte sie – abwechselnd mit einer weiblichen Angehörigen des Geheimdienstes – in der Hauptstadt als die verstorbene Rebellenagentin auftreten, um deren noch unbekannte Kontaktleute in die Falle zu locken. Wohl oder übel erklärte sich Tishiba Riko mit dem Vorschlag einverstanden.
Auf dem Rest der Strecke bis zur kaiserlichen Hauptstadt Senrai blieb die Karawane von weiteren Angriffen oder unliebsamen Zwischenfällen verschont. Mit wachsender Nähe zur Hauptstadt nahm die Anzahl der Siedlungen deutlich zu. Die Landschaft gewann eine märchenhafte Schönheit. Der Zustrom an Tributgaben schwoll noch einmal deutlich an.
Hao hoffte, dass nach der Verhaftung und dem Tod der Rebellen sowie der Neutralisierung der Feen-Insekten endlich Ruhe einkehren würde und widmete sich wieder ihrer Tarnaufgabe in der Menagerie der Karawane. Akira war nicht so sicher. Immerhin gab es noch die Kontaktleute der Rebellen in der Hauptstadt, die angeblich etwas „Großes“ planten. Außerdem wollte er herausfinden, wer das Nest der Feen-Insekten in der Weinkiste platziert hatte. Deshalb befragte Akira Tishiba Riko und ihre Gehilfen noch einmal eingehend. Wenig überraschend verdächtige Riko ihre Konkurrenten in der „Seidenen Stadt“: die dragoreischen Händler, aber auch die Kintarai-Familie der Jiribi, mit der sie eine langjährige Rivalität verband. Akira schlug Hao vor, sich bei der Befragung der Verdächtigen aufzuteilen: Hao würde die Händler aus Dragorea befragen, Akira die Jiribi. Bei diesen würde er seinen adligen Stand besser zu Geltung bringen können.
Haos Erkundigungen brachten leider keine neuen Erkenntnisse. Niemand schien etwas zu wissen. Stattdessen geriet Hao mit einem der Händler aneinander. Akira war bei den Jiribi erfolgreicher: Zwar beschränkte sich deren Mitteilsamkeit anfangs darauf, ihre Konkurrentin schlechtzureden. Aber dem jungen Krieger fiel auf, dass der Sekretär des Händlers etwas zu verbergen schien. Schließlich brach Sekretär unter den bohrenden Fragen Akiras zusammen. Er gestand, das Nest bei der Konkurrentin platziert zu haben, behauptete aber, dass seine Dienstherren nichts davon wussten. Akira informierte „Stadtherrin“ Tomoe, die den Unglücklichen festsetzen ließ. Nur Akiras Fürsprache war es zu verdanken, dass es den anderen Mitgliedern der Jiribi-Delegation nicht ebenso erging. Selbst im günstigsten Fall drohten den Jiribi hohe Geldstrafen und ein Ausschluss von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“. Hao spekulierte, dass jemand die Missgunst der Jiribi ausgenutzt und sie gezielt manipuliert hatte, aber dafür fanden sich vorerst keine Beweise.
Akira drohte allerdings aus einer anderen Richtung Ungemach: Sein Vorgesetzter Suguri Ito stellte ihn zur Rede. Der junge Kommandeur der Reiterei hatte von dem Tod der Kurtisane Himmelsblume erfahren – und realisiert, dass die Tarngeschichte um ihre Verhaftung nicht stimmig war. Akira konnte den Leutnant mit dem Verweis abwimmeln, dass es um Dinge ging, die zu enthüllen nicht im Belieben Akiras lag. Das verbesserte die Stimmung zwischen den beiden Kriegern natürlich nicht, zumal Ito sich den Tod der Kurtisane sehr zu Herzen nahm. Anscheinend verdächtigte er Akira, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Zumindest wurden keine Schwerter gezogen.
Am nächsten Tag erreichte die Karawane Senrai. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten mithilfe verschiedenfarbiger Blumen nicht nur Sagenwesen und Heroen, sondern auch Ausschnitte des Stadtpanoramas in die Landschaft „gemalt“. Eine Eskorte von 300 Berittenen nahm die „Seidenen Stadt“ in Empfang und geleitete sie die letzten Kilometer. Unter den prachtvoll gepanzerten und bewaffneten Kriegerinnen und Krieger waren zahlreiche Quirin-Reiter. Zusammen mit den Schaulustigen und Tributbringern schwoll der Zug auf 10.000 Personen an.
Die „am Reißbrett“ geplante Hauptstadt war ein atemberaubender Anblick mit ihren Palästen, Tempeln, Plätzen und Prunkstraßen, den zahllosen Schreinen und prunkvoll gekleideten Bewohnern. Die von einer hohen Mauer umgebene Stadt war in der Form einer Blüte errichtet worden. Wie die ganze Kintarai-Gesellschaft wurde Senrai von den großen Klans und dem Standessystem Kintais geprägt. Jeder der fünf großen Klans (Momoku, Ranku, Suguri, Uome, Zakur) hatte ein eigenes Stadtviertel, ein sechstes war der Kaiserin gewidmet. Die unteren Stände lebten am Stadtrand, die Höherrangigen näher am Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der kaiserliche Palast. Auch dieser war in der Gestalt einer Blüte errichtet.
Auf einem riesigen Platz im Osten Senrais „erblühte“ die „Seidene Stadt“ zum letzten Mal. Diesmal wurde kein Wasser aus dem Boden beschworen, stattdessen wurden bunte Stoffbahnen zwischen den Ständen ausgerollt, die durch neu hinzugekommene Händler und Handwerker aus ganz Kintai und dem Ausland noch einmal deutlich zahlreicher geworden waren.
Die Menagerie wurde an den Stadtrand verlegt, um den Tieren etwas Ruhe zu gönnen. Hao wäre am liebsten bei ihren „Schützlingen“ geblieben. Angesichts der immer noch drohenden Gefahr durch die Rebellen entschloss sie sich jedoch, ihren Tarnberuf aufzugeben und in der „Seidenen Stadt“ selber zu bleiben. Die Stadt sollte in Senrai insgesamt fünf Tage „blühen“ – was hoffentlich genug Zeit bot, damit die Rebellen Kontakt mit der falschen Hikibi aufnehmen und in die Falle gehen würden. Die Helden sollten den Geheimdienstleuten helfen, die Falle abzusichern. Akira hätte gerne die Kantioku Aki für den Einsatz rekrutiert, denn er hatte gelernt, ihren Fähigkeiten zu vertrauen (und eine Schwäche für die junge Kampfpriesterin entwickelt). Allerdings war sie wie vom Erdboden verschluckt. Bei der Besprechung mit dem Geheimdienst kam auch ein beunruhigender Punkt zur Sprache, der den Helden beim Erreichen Senrais aufgefallen war: der ferne Kaiserinnenpalast ähnelte der Zeichnung auf den magischen Blütenblättern der Rebellen. Zielte die „große Aktion“ der Rebellen auf den Palast Myurikos?
Akira nutzte den Abend, um mit einem der rätselhaften Feenkrieger zu trainieren, die auf dem Feenmarkt zu der Karawane gestoßen waren.
Am folgenden Tag suchte und fand Hao eine Schneiderin für das erworbene Feengarn. Die Schneiderin hätte das kostbare Garn zwar lieber für etwas Repräsentativeres verwendet als die Tracht der zhoujiangische Affengott-Kirche. Schließlich einigte man sich aber auf eine für beide Seiten zufriedenstellende – wenn auch für Hao nicht billige – Lösung.
Akira machte währenddessen seine Aufwartung im örtlichen Palast des Ranku-Klans, da seine Familie zu deren Vasallen gehörte und sein verstorbener Vater ein Ranku gewesen war. Der junge Krieger durfte dem Haushofmeister Bericht erstatten. Allerdings stießen Akiras Geschichten auf begrenzten Zuspruch: Die Jiribi, deren Intrige Akira zu verhindern und offenzulegen beigetragen hatte, waren den Ranku verschworen. Dem Klan wäre es lieber gewesen, wenn die Angelegenheit „unter der Hand“ geregelt worden wäre – etwa mit einem Selbstmord des Hauptschuldigen. Diese Möglichkeit bestand nun nicht mehr. Dass Akira eine Spur zu den aus Sadu stammenden Mördern seines Vaters gefunden hatte, brachte ihm wenig mehr als lobende Worte. Zwar würde man die Informationen über die verantwortliche Rebellengruppe an die Grenztruppen weitergeben. Der Ranku-Haushofmeister machte allerdings klar, dass man keinen Vorstoß auf die andere Seite des Kabila unternehmen wollte. Dies sei politisch zu heikel. Ernüchtert kehrte Akira zur „Seidenen Stadt“ zurück.
Dort wurden die Helden von der hochrangigen kaiserlichen Beamtin Zakur Mai zu der verhinderten Sabotage mit den Feen-Insekten befragt. Hao und Akira legten ein gutes Wort für „Stadtherrin“ Sugrui Tomoe ein. Akira versuchte zudem, den für seinen Lehensklan angerichteten „Schaden“ zu minimieren, indem er für Milde gegenüber den Jiribi plädierte.
Die Helden waren nicht die Einzigen, die befragt wurden. Ritenmeisterin Uome Satomi, die während der Reise von den Helden mehrmals zu Hilfe gerufen worden war, gab ebenfalls eine Rapport ab, äußerte sich bezüglich Tomoes allerdings deutlich weniger günstig. Auch Aki war vorgeladen worden. Die junge Albin erschien freilich diesmal nicht im Gewand einer Kantioku, sondern in den Kleidern einer Kintarai-Adligen und unter ihrem echten Namen: Momoku Eiko, Schwester des Fürsten der am Maishi-See gelegenen Stadt Tsusaka. Jetzt fiel es den Helden wie Schuppen von den Augen: Sie waren der jungen Adligen vor einem Jahr flüchtig begegnet, hatten sie aber in ihrer Verkleidung nicht erkannt.
Akira nahm das Doppelspiel von „Aki“ gelassen. Sie begleitete die Helden, als diese am Abend den „Silbernen Pavillon“ besuchten, einen der beiden großen Myuriko-Tempel Senrais. Hier wurde Myuriko vor allem als Herrscherin und Kriegerin verehrt. Im „Goldenen Pavillon“, den die Helden bei der Andacht im folgenden Morgengrauen besichtigten, wurde der Lebenden Göttin hingegen mehr in ihrer Rolle als Weltenschöpferin, Beschützerin und Spenderin von Harmonie und Leben gehuldigt.
Neben ihrem „Wachdienst“ fand Hao Zeit, nach den Tieren der Menagerie zu sehen. Akira traf sich mit Eiko, deren Besuch im Palast der Momoku ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie Akiras Besuch des Ranku-Klans. Während sie im fernen Tsusaka fast gleichauf mit ihrem fürstlichen Bruder rangierte und für ihre Taten im Kampf gegen Monster, Piraten und rivalisierende Klans Ansehen genoss, galt sie bei der Hauptfamilie ihres Klans in Senrai offenbar weniger. Auch die „nicht ganz erstrangige“ Herkunft von Eikas Mutter, die ihr Vater in zweiter Ehe geheiratet hatte, war zur Sprache gekommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchten die jungen Adligen die für ihre Kampfkünste, Gelehrten und magischen Lehrkräfte berühmte Kaiserliche Akademie.
Am fünften Tag des Aufenthalts in Senrai wurde die Geduld der Helden und ihrer Verbündeten belohnt, als ein Wasserträger die vermeintliche Rebellin Hikibi ansprach, die gerade von einer Geheimdienstlerin gespielt wurde. Der Wasserträger übergab der Masseurin zwei Bohnensamen mit der Botschaft „Jetzt gleich“ und entfernte sich rasch. Akira folgte dem Rebellenkontakt unauffällig bis zum Palast. Hao ließ währenddessen die Bohnensamen magisch wachsen: die sprießenden Blätter vervollständigten die Skizze des Palastes und markierten einen Gebäudeflügel. Zudem enthielten sie die Botschaft „Der Mondkönig gewährt Einlass“ und zwei kleine, aber bemerkenswert detaillierte Porträts – offenbar die Ziele für einen Anschlag „wenn der Himmel birst“. Vermutlich sollte Hikibis Trupp den Attentätern Unterstützung leisten.
Hao, Momoku Eiko und einige Verbündete stießen zu Akira. Haos zur Erkundung ausgeschickter Eichhörnchen-Tiergefährte stellte fest, dass sich offenbar bereits zwei Unbefugte Zugang zu dem Palastgarten verschafft hatten und tatsächlich Einlass in den Palast erhielten. Bei sich hatten sie ein voluminöses Fass – vielleicht eine Bombe? Es war keine Zeit zu verlieren. Akira gelang es, die misstrauischen Palastgarden zu überreden, den Helden und Eiko Einlass zu gewähren. Von mehreren Gardisten „begleitet“ eilten sie zu dem auf der Skizze markierten Palastflügel. Die Pforte, durch die die vermutlichen Rebellen Einlass erhalten hatten, war wieder verschlossen. Doch der dahinter wachestehende Soldat gab widerspruchslos den Weg frei, als Akira einer Eingebung folgend die ominöse Botschaft „der Mondkönig gewährt Einlass“ wiederholte. Der Soldat wirkte seltsam…abwesend. Vermutlich stand er unter einem Beherrschungszauber.
Als die Helden die Rebellen einholten, war es fast schon zu spät: die Attentäter hatten bereits zwei Hofdamen niedergestochen, die zufällig ihren Weg gekreuzt hatten. Gerade waren sie dabei, die Lunte der Bombe zu zünden.
Hao stürzte sich auf die Lunte. Akira und Eiko kreuzten die Klingen mit dem einen der beiden Attentäter, während die Palastgarden den anderen angriffen. Die Rebellen erwiesen sich als äußerst versierte Fechter. Doch Akira gelang es, einen heftigen Glückstreffer landen. Zusammen mit Eiko konnte er seinen Gegner niederzwingen, auch wenn er selber schwere Verletzungen davontrug. Inzwischen schaffte es Hao, die Lunte zu löschen. Der zweite Rebell wurde von den Palastgarden und Eiko erschlagen. Leider kam für die beiden Hofdamen jede Hilfe zu spät. Der „Wasserträger“, der die Botschaft der Rebellen überbracht hatte, wurde zwar gestellt, konnte aber nicht lebend gefasst werden. So endete der Abend mit fünf Toten und mehreren Verletzten. Doch der Anschlag war vereitelt worden.
Am nächsten Tag rief Zakur Mai, die auch die Ermittlungen bezüglich des Attentats übernommen hatte, alle Beteiligten zusammen. Sie lobte die Helden, Eiko, die „Stadtherrin“, die Ritenmeisterin und auch die Geheimdienstler, die die „Seidene Stadt“ begleitet hatten, für ihr mutiges und entschlossenes Handeln. Gleichzeitig bedauerte sie, dass alle an der Verschwörung namentlich bekannten Beteiligten tot waren. Dadurch würden die Hintermänner und weitere Kontakte anonym bleiben. Auch die mögliche Verbindung des jungen Gankoda zu den Rebellen musste unaufgelöst bleiben: Sein verdächtiges Verhalten und das – nur von Haos Tiergefährten beobachtete – Treffen mit einer Frau, die VERMUTLICH eine Rebellinnen gewesen war, war nicht genug. Man könne nicht den Sohn eines mächtigen Fürsten auf die „Aussage“ eines Eichhörnchens hin festsetzen… Er sollte aber künftig genauer beobachtet werden.
Die Helden erfuhren, dass es sich bei den getöteten Hofdamen um Momoku Akane und ihre Tochter handelte. Die eigentlichen Anschlagsziele waren Suguri Mitsuaki (im diplomatischen Dienst vor allem in Sadu tätig) und Zakur Reina (ein Mitglied des kaiserlichen Geheimdienstes) gewesen. Dies ließ Akira vermuten, dass es sich bei den Attentätern um sadische Rebellen handelte.
Bezüglich der Sabotage mit den feeischen Insekten teilte Mai mit, dass das Verhör des Jiribi-Sekretärs neue Erkenntnisse gebracht hatte. Zakur Mai war sich sicher, dass der Mann nicht nur auf eigene Faust gehandelt hatte. Deshalb war nicht nur der Sekretär sondern auch sein zurzeit im zhoujiangischen Palitan weilender Herr geächtet worden. Die Waren, die die Jiribi mit der „Seidenen Stadt“ geschickt hatten, sollten beschlagnahmt und zur Wiedergutmachung der entstandenen Schäden genutzt werden. Die Familie Jiribi würde für 25 Jahre von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“ ausgeschlossen bleiben – falls sie nicht durch Reue, Buße und Wiedergutmachung die Frist verkürzen konnten. Angesichts der Schwere des Vergehens war dies eine maßvolle Strafe. Dennoch war dies natürlich für Klan Ranku, dem die Jiribi zugeschworen waren, wenig erfreulich. Aber Akira hatte durch seine Leistung bei der Verhinderung des Attentats so viel Ehre erworben, dass der Klan seines Vaters sich anscheinend entschloss, Akiras Verwicklung in die für die Ranku peinliche Aufdeckung der Jiribi-Intrige zu ignorieren.
Über den Anschlag wie auch die Sabotage sollte Stillschweigen bewahrt werden. Weder der Versuch, die sakrosankte „Seidene Stadt“ für eine Intrige gegen Konkurrenten zu nutzen, noch ein beinahe gelungenes Attentat im Herzen des Kaiserreiches durften bekannt werden. Durch ihr beherztes Verhalten hatten sich die Helden auf jeden Fall die Teilnahme bei der feierlichen Übergabe der Tributgaben an die Göttliche Myuriko verdient.
Am folgenden Tag endete der Markt der „Seidenen Stadt“. Viele Teilnehmende (auch Akira) opferten in einem der Tempel Myurikos mehr oder weniger wertvolle Geschenke. Daneben verbrachte er noch etwas Zeit mit Eiko. Die Schwester des Fürsten von Tsusaka verriet endlich, warum sie die „Seidene Stadt“ unter einem falschen Namen begleitet hatte: Ihre Aufgabe war es gewesen, „Stadtherrin“ Suguri Tomoe im Auge zu behalten. Tomoes Eignung für den verantwortungsvollen Posten wurde wohl nicht von allen akzeptiert – vor allem, wenn sie wie Klan Momoku mit den Suguri verfeindet waren. Eikos Mission war – auch dank der Helden – kein Erfolg gewesen, doch die junge Fürstenschwester schien das nicht zu schwer zu nehmen. Offensichtlich hatte Akira gerade durch seine jüngsten Leistungen bei ihr Eindruck gemacht.
Zum Abschluss der „Seidenen Stadt“ wurden die Tributgüter für die Göttliche Myuriko feierlich auf dem Marktplatz präsentiert und in einer feierlichen Prozession in den Plast gebracht. Die Ehrengäste – darunter auch die Helden – begleiteten den Zug. Jetzt hatten sie auch Gelegenheit, die atemberaubende Anmut und Pracht des Palastes zu würdigen. Höhepunkt der Prozession war der Empfang der Tributgeber durch den Gemahl der Göttlichen und dann – für wenige kostbare Augenblicke – durch die Göttliche Myuriko selbst. Auch wenn es niemand vermochte, der Göttlichen auch nur aus den Augenwinkeln ins Gesicht zu sehen, waren alleine ihre Stimme und Präsenz überwältigend. Ein sichtbares Zeichen ihrer überirdischen Macht waren auch die Hofdamen an ihrer Seite – die beiden Momoku, die bei dem gescheiterten Attentat ermordet, und durch die Gnade der Göttin wiedererweckt worden waren.
Jeder der Ehrengäste erhielt ein wertvolles Geschenk: Hao eine magische Goldkugel für ihre Gebetskette, Akira einen prachtvollen Rapphengst aus den kaiserlichen Ställen, samt einem kunstvoll gefertigten Sattel und Zaumzeug.


Und natürlich auch an die Jury, die ja wohl geschätzt 400 (?) Seiten oder so durchsehen und den nicht gerade einfachen Bewertungs- und Auswahlprozess durchführen musste...
