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« am: 09 Okt 2014, 20:10:17 »
Es gibt bei Kriminal-Szenarien im Rollenspiel eine häufige Beobachtung:
Hellsicht-Magier ruinieren Detektivgeschichten.
Ein Zauberer, der mittels Magie Gedanken lesen kann, läuft immer Gefahr, den Täter mittels eines einfachen Zaubers zu entlarven, und den vorbereiteten Plot über den Haufen zu werfen. Manchmal ist plötzlich auch die Elfe die beste Freundin des Hauptverdächtigen, der ihr alle pösen Pläne haarklein erzählen soll. Und wehe, wenn er es nicht tut. Lorakis ist nun eine ausgewiesen magische Welt – Magie gehört in vielen Sachen zum Alltag. Worauf sollte man achten, wenn Zauberei nicht das Privileg weniger auserwählter, sondern Teil des Alltags ist?
Als erstes sehe ich mir mal an, was das Splittermond-Regelwerk an Hellsichts- bzw. Erkenntnismagie anbietet. Als erstes ist da der Zauber „Gedanken lesen“. Er erlaubt erst einmal nur einen Einblick in die aktuellen Gedankengänge, was bei polizeilichen Ermittlungen nur mäßig hilfreich sein dürfte. Um die Erinnerungen auszuforschen sind drei zusätzliche EG nötig. Also sollte der Zaubernde schon einen recht hohen Wert in Erkenntnismagie haben. Darüber hinaus ist „Gedankenlesen“ ein Zauber der 4. Stufe. Damit dürfte er nur unter erfahrenen Erkenntnismagiern verbreitet sein. Ich persönlich würde sagen, dass ein hoher Adliger Zugriff auf einen Gedankenleser hat, die durchschnittliche Stadtwache aber eher nicht… (Felsentief: 1; Ackerknecht: 0)
Was gibt es also auf niedrigerem Niveau an magischen Hilfsmitteln für den lorakischen Ermittler? Erste Anlaufstelle ist natürlich die Erkenntnismagie: Auf Rang 2 gibt es hier „Einstellung erspüren“, das ziemlich nützlich sein dürfte. Weit verbreitet unter Ermittlern könnte auch „Magie erkennen“ sein, das ja schon auf Stufe 0 verfügbar ist.
Auch die Schwelle-1-Meisterschaften „Forschender Geist“ und „Stimmungsgespür sind sicher nützlich. Bei den anderen Magieschulen fallen folgende Formeln ins Auge:
Die Stärkungsmagie hat auf Stufe 1 die Formel „Zunge des Diplomaten“ im Angebot. Die Kooperationsbereitschaft eines Verdächtigen könnte der Ermittler auch mit der Formel „Einstellung verbessern“ (Beherrschung 1) und der Meisterschaft „Einfühlsamkeit“ (Ebenfalls Beherrschung, Schwelle 1) erhöhen. Ein anderer Ansatz, den ich persönlich aber nicht ohne das ausdrückliche OK meiner Gruppe verfolgen würde, wäre der Zauber „Furcht“.
Soweit zu den Ermittlern. Was kann die andere Seite, gegenüber von Recht und Gesetz, an Magie nutzen? Das Regelwerk enthält eine ordentliche Auswahl an lichtscheuen Zaubern. Ich hau einfach mal ein paar Formeln raus: Falsches Gesicht, Unauffälligkeit, Verhüllung, Schattensprung, Gesicht ändern, …
Wie würde ich aber, als fieser Oberbösewicht, der mit magischen Ermittlern rechnet, meinen ruchlosen Plan umsetzen? Wenn ich einen gedungenen Schergen schicke, wie kann ich meine magische Einflussnahme verschleiern? Die Beherrschungsschule hat hier ein paar Mittel zur Verfügung: „Willenloser Diener“ ist mir persönlich zu brachial, die „Erinnerungslücke“ finde ich hingegen elegant. Am interessantesten finde ich aber die „Suggestion“, vor allem in Verbindung mit der Schwelle 2-Meisterschaft „Schläfer“.
Nun erschaffe ich (als SL) eine Handvoll NSC, von denen jeder ein starkes Motiv hat, den aufzuklärenden Mord zu begehen – und einer von ihnen hat die schicksalshafte Suggestion erhalten, es auch wirklich zu tun.
Die Spuren werden dadurch verschleiert, das jeder der Verdächtigen es auch wirklich aus eigenem Antrieb gemacht haben könnte: Eine verstoßene Liebschaft, eine Konkurrentin, ein Soziopath – vielleicht auch ein religiöser Eiferer? Vielleicht gibt es ja in der betreffenden Ortschaft einen Kult von Darunwal, Uryat oder einem anderen, eher finsteren Gott…
Um das ganze mal auf das von mir kritisierte* "Felsentief" herunterzubrechen:
Ich würde mir den Plottwist "Die Helden werden als Mörder verdächtigt" in diesem Szenario sparen. Ein Zwergenkönig sollte immer schnell einen Gedankenleser zur Hand haben, und das entsprechend aufklären können. Das "Unter Verdacht"-Setting eignet sich hier besser für ein kleines, abgelegenes Dorf, wo die staatliche Justiz weit weg, dafür der Lynchbaum nahbei ist.
Und ich würde die Ermittlung offener gestalten: Mehrere Verdächtige (Ideen s.o.), und einer davon steht unter dem Bann des Erzbösen.
Beste Grüße
a.
* Kritik steht auf meinem Blog.