Splittermond Forum
Spielwelt und Abenteuer => Lorakis - Die Welt von Splittermond => Thema gestartet von: SeldomFound am 30 Aug 2018, 09:26:57
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Ich habe bewusst "Rechtsgeschichte" in Mehrzahl geschrieben, da sich dragoreisches, farukanisches oder zhoujiangisches Recht (als Beispiele) sich zuerst und/oder zwischendurch unabhängig voneinander entwickelt haben dürften.
Mein Interesse an diesem Thema ist berufsbedingt, da ich mich gerade mit der Schule von Salamanca beschäftige und fasziniert von den Gedanken und der Vorgehensweise der Spätscholasten bin. Allerdings kann man vielleicht nur bedingt hier Vergleiche zu Lorakis ziehen. Auf der anderen Seite gibt es scheinbar schon eine Art Kolonialisierung von dragoreischen Mächten in Gotor und Marakatam...
Und ich kenne mich nur sehr bedingt aus mit Rechtsgeschichten aus, die man auf Farukan oder Zhoujiang anwenden könnte. Ich habe nur Max Webers Texte zur Rechtssoziologie gelesen, wo er nur sehr kurz auf China und Indien eingeht...
Von daher wäre ich über euren Input sehr dankbar, wobei gute Ideen für interessante Abenteuerhandlung an erster Stelle stehen sollten...
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Ich würde sagen, dass diese Frage mit dem aktuellen Fluffstand nur sehr schwer anzunähern ist und das aus vielen Gründen.
So wie wir Römische Rechtsgrundsätze übernommen haben, könnte es durchaus sein, dass sich die Lorakier, die in "Besetzten" Gebieten aufgewachsen sind stark von dem beeinflusst sein könnten, das man wohl Lex Draconis bezeichnen könnte. Die Kulturschaffenden Völker sind nicht in einem rechtsleeren Raum aufgewachsen und ihre eigne kulturelle und moralische Entwicklung, welche Maßgeblich für die Entwicklung des Rechts sind, steckt in den Kinderschuhen.
Grundsätzlich eine sehr interessante Frage, die ein schönes Quellbuch ergeben würde *zwinker zwinker in Richtung Uhrwerk Verlag*
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Bestimmt ein sehr interessantes Thema (für die ein oder anderen) aber ich glaube das wäre in der Tat das erste Quellenbuch was ich mir nicht anschaffen würde :-X
Das deutsche Rechtssystem und die Behörden sind mir schon ein Dorn im Auge und wie sollte man so ein Buch spannend gestalten?! Das Götter-Buch war für mich schon an einigen Punkten schwer zu lesen weil tiefergehende Religion und Rechtsfragen für mich einfach ein total dröges Thema sind...
Aber sorry genug Offtopic ;D
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Man kann darüber diskutieren, aber ein eigenständiges Quellenbuch ist aber trotzdem nicht notwendig. :)
In Farukan basiert das Rechtssystem zu 100% auf den Vorgaben der Lamassu und hat sich wohl nur wenig geändert. Im Rest von Lorakis hingegen bezweifle ich aber, dass das Rechtssystem der verhassten Drachlinge übernommen wurde. Man hat sich das wohl eher auf alte Traditionen und Sagen berufen. Wenn man von Westergrom absieht, welches 7 LZ von den nie von den Drachlingen beherrschten Furgand gegründet wurde, dauerte es zum Teil Jahrhunderte, bis die ersten freien Reiche entstanden. Und sie alle haben eine eigene Rechtstradition entwickelt.
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Häufig kann man auch an den Vorgaben der vorherrschenden Religionsangehörigkeit das ein oder andere gültige Gesetz ableiten.
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Die Geschichte von Lorakis ist ganz allgemein noch recht bruchstückhaft. Konflikte wie die Mondsteinkriege sind in 1000 Jahren seit den Drachlingen die Ausnahme und nicht die Regel.
Und in den Regionalbänden wird ja auch immer wieder zumindest kurz auf Recht und Gesetz der jeweiligen Region eingegangen.
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Wieviel davon kam wohl von den Drachlingen? Die haben ausser in Farukan ja die Lorakier beherrscht; somit sollte es ausserhalb Farukans eigentlich gar keine "Rechtsgeschichte" der heutigen Lorakier geben. Und in Farukan haben die Lamassu sicherlich eine wichtige Rolle gespielt. Meiner Erinnerung nach stammt der farukanische Ehrenkodex weitestgehend von einem Lamassu.
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Ich denke da braucht man sich nicht so viele Gedanken zu machen um das stimmig rüberzubringen. In den zivilisierten Teilen Dragoreas stelle ich mir das z.B. so vor, dass eine Reihe von (wahrscheinlich schriftlich fixierten) Rechtsgrundsätzen nach dem Vorbild des römischen Rechts gilt und gleichzeitig ein paar besonders wichtige Dinge (z.B. Steuern) sehr genau geregelt sind. Alles weitere entscheiden dann Gerichte bzw. der zuständige Adel (das aber nicht unbedingt nach exakter Rechtslage, sondern eher nach Gewohnheitsrecht oder dem Willen der Mächtigen). Ich denke damit kann man die meisten Dinge abbilden und es wird nicht zu kompliziert.
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Ich denke da braucht man sich nicht so viele Gedanken zu machen um das stimmig rüberzubringen. In den zivilisierten Teilen Dragoreas stelle ich mir das z.B. so vor, dass eine Reihe von (wahrscheinlich schriftlich fixierten) Rechtsgrundsätzen nach dem Vorbild des römischen Rechts gilt ...
Das römische recht kann schlecht Vorbild sein, da es kein römisches Reich in Lorakis gab. und ich bezweifle, dass man sich auf das Recht der Drachlinge beruft, da diese ja all versklavt haben. Wenn man weis, dass es Kulturen gab, die nie unter der Herrschaft der Drachlinfe standen, sollte doch klar sein, was die Grundlage der verschiedenen Rechtssysteme ist: alte Traditionen und mehrere Jahrhunderte Entwicklung ohne dracurischen Einfluss.
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Warum sollten sich die Völker von Lorakis nicht am Rechtssystem der Drachlinge orientiert oder es sogar weitestgehend übernommen haben?
Nur weil die Drachlinge die anderen "niederen" Völker versklavt haben heißt das doch nicht, dass sie gegenüber Ihresgleichen ein Unrechtssystem hatten.
Davon abgesehen wäre es auch sicher nicht das erste Mal in der Geschichte, wenn Freiheitskämpfer nach der Machtübernahme zu Tyrannen werden.
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Warum sollten sich die Völker von Lorakis nicht am Rechtssystem der Drachlinge orientiert oder es sogar weitestgehend übernommen haben?
Nur weil die Drachlinge die anderen "niederen" Völker versklavt haben heißt das doch nicht, dass sie gegenüber Ihresgleichen ein Unrechtssystem hatten.
Davon abgesehen wäre es auch sicher nicht das erste Mal in der Geschichte, wenn Freiheitskämpfer nach der Machtübernahme zu Tyrannen werden.
Gerade wil die Drachlinge alle anderen versklavt haben und auch weil das ganze Reich der Drachlinge nach dem Mondfall vollkommen kollabierte. Es dauerte doch zum teil Jahrhunderte bis sich neue Reiche etablieren konnten. Es war schleißelich nicht so, dass Außenstehende das reich der Drachlinge erobert haben und deren Strukturen übernommen und an die eigenen Bedürfnisse angepasst haben. Es gab ein vollständiges Machtvakuum, welches zwischen sieben (Westergrom) und vierhundert Jahre (Dalmarisches Reich) dauerte. Und es gab auch keine Drachlinge, die das Wissen an die neuen Herren weitergeben konnten.
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Keine sogenannte " alte Elite" die weiterhin auf wichtigen Posten in Politik und Bildung saßen.
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Aber vielleicht war es ja in den kleinen Gruppen derjenigen nun freien Sklaven eine Art hoch gefühl, in ihren Zusammenschlüssen, die es auch in den Jahren nach dem Mondfall gegeben haben wird, endlich die rechte zu haben, welche vorher ihren Unterdrückern vorbehalten waren.
Damit wäre zumindest ein Einfluss des dracurischen reiches nicht ausgeschlossen.
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Die Drachlinge hatten eine funktionierende, überlegene Zivilisation. Die Katastrophe, die das auslöschte war keine, die direkt auf Ihrem Rechtssystem beruhte.
Sich an solchen Vorbilder zu orientieren, gerade wenn garnichts anderes Vergleichbares da ist und man Jahrtausende damit gelebt hat, ist ganz natürlich.
Das Versklaven macht ja nicht alle sonstigen Errungenschaften per se unakzeptierbar. Zumal in kleineren Ausmaßen, als ganze Völker zu versklaven, die Versklavung in Lorakis ja durchaus nicht komplett abgelehnt zu werden scheint.
Und in Bezug auf die Lebensspannen, die Alben, Gnome und Zwerge erreichen können ist der Zeitraum bis zu der Bildung der neuer Reiche auch nicht so groß. Mal davon abgesehen, daß es natürlich auch dazwischen schon lokale kleinere Gruppierungen gegeben haben muß, die sich untereinander auf Regeln des Zusammenlebens verständigen mußten.
Und man darf nicht vergessen, daß es in Lorakis keine "unbekannten Schriftzeichen" in alten Aufzeichnungen gibt, die man jahrhundertelang zusammenstückeln muß, der Zauber "Schriftverständnis" liefert sofortige Ergebnisse.
Es gibt natürlich Parallelentwicklungen: Lurogosh und die daraus hervorgehenden Lamassu, Zwerge in Westergrom, Farukan und Kungaitan, die Azurnen Riesen, ...
Und diese (und auch die Dracurier) sind sicherlich wiederum von den Uralten beeinflußt gewesen.
Die Götter haben sicherlich auch ihre Glaubensgemeinschaften beeinflußt, und auch aus Feenwelten (die ursprünglichen Gnome hatten ja auch eine Zivilisation) werden Regularien importiert worden sein.
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Das römische recht kann schlecht Vorbild sein, da es kein römisches Reich in Lorakis gab.
Ich habe ja auch nicht das römische Recht selbst gemeint, sondern es als Grundsatz verstanden an den man lorakische Gesetze anlehnen kann. Eine direkte Orientierung an den Drachlingen ist denke ich nicht nötig. Die lorakischen Völker können ja durchaus in der Lage gewesen sein sich selbst etwas auszudenken.
Evtl. kann man darauf ja auch näher eingehen und sich ein paar historische Charaktere ausdenken, die maßgeblich am neuen Rechtssystem oder sogar der neuen Ordnung insgesamt mitgewirkt haben. Das würde jetzt aber glaube ich den Rahmen sprengen.
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Ich bezweifle, dass es überhaupt ein einheitliches Rechtssystem in Dragorea gibt. Hier wird jedes Reich seine eigene Rechtstradition haben. In Takasadu sieht es leicht anders aus, weil hier Zhoujiang seit 49 LZ den gesamten Subkontinenten beherrscht. Gleiches gilt auch für Pash Anar und Farukan.
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Man kann ja ingame davon ausgehen das jedes Land eine eigene Tradition hat und sich insgesamt trotzdem an ähnlichen Maßstäben orientieren und evtl. lokale Gegebenheiten berücksichtigen, z.B. dürfte das patalische Rechtssystem in der Praxis deutlich mehr Willkür zulassen als beispielsweise das selenische.
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Generell stimme ich da zu, aber gerade Dein Beispiel ist schwierig zu beurteilen:
- In Selenia gibt es mit dem Codex Selenius die Bemühung vom Kaiserhaus eine einheitliche, codifizierte Rechtsprechung einzuführen, was aber wohl nicht so ganz einfach aufgenommen und durchgesetzt wird, da ja auch einfach nicht überall Vertreter dieser Rechtsprechung vor Ort sind.
- In Patalis ist die Rechtsprechung aber von Alters her in den Händen der Vordan-Kirche und damit sowohl "vor Ort" als auch ziemlich sicher codifiziert. Das wird in neuerer Zeit anscheinend etwas aufgeweicht durch den Einflußverlust der Vordan-Kirche und einen Verfall der Moral in der Priesterschaft.
Ich würde momentan dazu tendieren, Patalis als das Reich mit weniger Willkür in der Rechtsprechung einzuordnen.
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Das kann ich nicht beurteilen. Aber du hast dich sicherlich mehr mit dem Thema beschäftigt als ich.
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Nur um es kurz deutlich zu machen: Diese Thread ist rein spekulativ und es soll nicht darum gehen zu sagen "So ist es richtig!".
Mir geht es eher darum, neue, interessante Abenteuer-Hooks zu entdecken und auch besser in die Rollen von Magistraten oder Gelehrten von Lorakis schlüpfen zu können. Denn wir können natürlich die üblichen Klischees verwenden, aber ich würde schon gerne auch für uns nicht alltägliche Gedankengänge anbieten können.
Hier sind meine bisherigen Ideen für die Rechtsgeschichten zu Dragorea:
Generell war und ist während der Zeit der Drachlinge ein patrimoniales Recht vorherrschend, d.h. der Grundbesitzer entscheidet. Und die Willkürherrschaft war und ist natürlich besonders in den abgelegenen Teil nach wie vor Gang und Gäbe.
Doch in den dicht besiedelteren Bereichen des Imperiums gab es durchaus ein System, aus dem so etwas wie die Inquisition entstehen konnte. Denn wie man aus "Kettenrasseln" weiß: Nicht alle Sklaven waren nur für Handarbeit verwendet worden, es gab auch einige, die höhere Aufgaben hatten, wie zum Beispiel Baumeister. Diese Sklaven musste man eine gewisse Macht überlassen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen konnten, doch das wiederum hieß, dass man sie irgendwie kontrollieren musste. Zu diesem Zweck erschufen sie eine Vorlage für spätere Inquisitionsverfahren, indem bessergestellte Sklaven niedere Sklaven überwachten. In gewisser Weise war dieses System durchaus rational, aber letztendlich basierte es auf Konzepte und Regeln der Drachlinge und diente vor allen Dingen dazu Ordnung und nicht Gerechtigkeit zu gewähren, meist mit Hilfe von den namensgebenden "drakonischen" Strafen.
Dies war nur die "Rechtssprechung" im Bezug auf die Sklavenvölker. Wie die Drachlinge untereinander Recht sprachen, ist, wie so vieles, ein Mysterium. Es wird vermutet, dass es relativ liberal war und Streitigkeiten eher privatrechtlich geregelt wurden, sofern das Imperium als Ganzes nicht bedroht war. Bisweilen wird behauptet, dass sich das Gnomische Kontraktrecht, wie es heutzutage von der Portalgilde benutzt und in ganz Lorakis verbreitet wird, aus diesem Kontext ableitet, doch gnomische Gelehrte verweisen darauf, dass es eher aus dem vermehrten Einsatz von Gnomen für die Betreibung der Mondpfade unter der Herrschaft der Drachlinge stammt.