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Spielwelt und Abenteuer => Abenteuer und Kampagnen => Thema gestartet von: IceDread Frost am 12 Mai 2018, 20:38:40

Titel: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 12 Mai 2018, 20:38:40
Zusammen mit meiner Spielrunde möchte ich euch an unseren Abenteuern teilhaben lassen. Entstanden ist diese  Idee, weil wir an einem Offenen Rollenspielnachmittag spielen, bei dem immer wieder SpielerInnen / Charaktere hinzukamen. Unser erstes Abenteuer war "Das Geheimnis des Krähenwassers" und jedes Mal erzählten wir den SpielerInnen, die hinzukamen, die bisher erlebten Ereignisse, immer wieder von vorne. Dabei witzelten wir irgendwann die Ereignisse aufzuschreiben und jedem Neuling des Abenteuers als "Voraussetzung" für ein Miterleben am Abenteuer erst lesen zu lassen. Daraus entstand die Idee für weitere Abenteuer hier im Forum einen Thread zu eröffnen, in dem sich erst die beteiligten Charaktere vorstellen können und anschließend aus ihren eigenen Augen, quasi als Tagebuch-Eintrag, ihre weiteren Abenteuer schildern. Nach jeder Spielsitzung können ein oder mehrere Charaktere aus ihren Augen schildern, was und vor allem wie sie es erlebt haben. Dies können wir auch zukünftigen Neueinsteigern in der Runde zeigen.

Daher ganz wichtig an dieser Stelle: Spoiler-Alarm!

Die Spielerunde hat letztes Jahr im August mit dem Geheimnis des Krähenwassers begonnen, fand alle zwei Wochen, in der Regel, statt und Mitte April haben wir das Abenteuer nach einem aufreibenden Finalkampf beendet. Jetzt starten wir morgen mit dem 4. Mondsplitter-Abenteuer "Drache und Nachtigall". Beginnen wird es mit dem letzten Ausklingen des Abenteuers "Das Geheimnis des Krähenwassers" und Überleiten in das neue Abenteuer.
Die nächsten Beiträge werden die Vorstellungen der einzelnen Charaktere der SpielerInnen sein. Dafür und auch für die Tagebuch-Einträge stellen mir meine SpielerInnen ihre Texte zur Verfügung, die ich stellvertretend für sie hier mit euch teilen möchte. Bzw. ein kleiner Teil wird sich sogar hier selbst beteiligen.

Ich hoffe ihr habt Freude an unseren Erlebnissen!
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Weltengeist am 13 Mai 2018, 13:58:48
Abo...
(aus offensichtlichen Gründen ;))
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 14 Mai 2018, 12:41:17
Die erste Charakterbeschreibung ist von Anou-Ki, wobei ich eine längere an den Anfang stellen und eine kürzere anschließen möchte. Da meiner Meinung nach beide absolut lesenswert sind, habe ich mich dazu entschieden beide mit euch zu teilen, die längere habe ich der Übersicht halber als "Spoiler" gemacht.

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Anou-Ki
In einem kleinen Dorf an der Himmelsstraße zwischen Sentatau und Pagong, treffen sich auf dem Weg zum Marktplatz eine alte menschliche Bäuerin und eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn und grüßen sich freundlich.
"Sei mir gegrüßt ehrenwerte Mei Zhen", begrüßt die junge Frau die Bäuerin. Der kleine Junge versteckt sich hinter den Beinen seiner Mutter. "Sei mir gegrüßt Zhi Ying und auch du", die Alte bückt sich, schaut um die Mutter herum zum verstecken Jungen, "Hallo, kleiner Tsao", winkt und lächelt ihn an. Dann richtet sie sich auf und beginnt sogleich Zhi Ying in ein Gespräch zu verwickeln... oder eher in einen Monolog.
"Hast du es schon gehört? Gestern war im Dorf eine junge Albin, die direkt aus Sentatau kam, eine Heilerin. Die war vielleicht erst Mitte Zwanzig. Huao Yi sagte, dass sie eine Novizin aus dem Kloster der Roten Schule des singenden Kranichs war. Ich habe schon lange nicht mehr erlebt, dass jemand aus dem Kloster hier halt gemacht hat."
Die junge Frau hört der Alten aufmerksam zu.
"Die Albin hat sich als Anou-Ki vorgestellt. Sie hatte gefragt, ob sie hier die Nacht verbringen dürfte. Als Gegenzug hat sie angeboten, dass die Dorfbewohner zu ihr kommen können, falls sie verletzt oder anderweitig Heilung benötigen. Der alte Deng und seine Familie haben ihr wohl einen Platz in der Scheune und Verpflegung angeboten. Sah schon etwas... interessant aus als der kleine Zwerg Deng neben der großen Albin stand. Die war sooo groß," macht mit ihren Händen eine weite zeigende Bewegung."Eine Handbreit unter zwei Metern. So groß war sie. Hatte wunderschöne grünliche, mandelförmige Augen und ganz lange blauschwarze Haare. Die hatte sie mit roten Bändern zu einen Zopf gebunden, der ihr bis zur Hüfte reichte. Nur ein paar widerspenstige Strähnen hingen ihr lustig im Gesicht. Hach... so hübsch war ich auch mal. Und ihre Albenohren guckten aus den Haaren heraus" Die Alte schaut verträumt zu Zhi Ying.
"Die hatte vielleicht einen durchtrainierten Körper, die kann bestimmt sehr gut Chi Kung. Sie hat's aber nicht gezeigt. Und ein altes, prunkvolles Kaitana hatte sie auf dem Rücken... und einen Wanderstab, den nimmt sie bestimmt auch als Kampfstab. Anlegen würde ich mich nicht mit ihr."
Zhi Ying nickt und der kleine Tsao guckt hinter den Beinen hervor.
"Dass die aus dem Kloster kam, wusste ich sofort", sagt die Alte und guckt stolz. "Sie hatte die traditionelle Gewandung des Klosters an. Ein orange-rot-weißes leichtes Obergewand und eine schwarze Stoffhose. Weißt du, die hatte auch leichte Arm und Beinschützer an. Daher glaub ich, die ist eine wahrhaftige Chi Kung Kämpferin."
"Als dann der alte Bai Ban zu ihr ging und seine Wehwehchen ihr zeigte, hat die Albin doch tatsächlich ihre Hand auf die Wunde gelegt und angefangen wunderschön zu singen.. glaubst du's denn! Die hatte eine wundervolle Stimme und als die aufhörte zu singen, war die Wunde verheilt. Das war Zauberei! Sie hat noch Salbe drauf getan und verbunden."
Der kleine Junge zuppelt an dem Rock seiner Mutter, anscheinend will er weiter.
"Als sie den alten Bai behandelte, habe ich ihr über die Schulter geschaut und da hab ich gesehen, dass sie ein traditionelles Hautbild auf ihrem Rücken hat, genau zwischen den Schulterblättern. Ein auf einem Bein im Wasser stehenden Kranich, der seine Schwingen ausgebreitet über sich hält, so als ob er gerade aufsteigen wolle. Hinter dem Kranich steigt die Morgensonne empor. Bestimmt ein Zeichen ihrer Chi Kung Schule."
Zhi Ying nickt freundlich.
"Die Albin war sooo fürsorglich und sehr freundlich und was meinst du denn wie zuvorkommend die war. Ein sehr feiner Charakter", die Bäuerin nickt bejahend. "Ich habe dann noch gesehen, wie sie ihre Sachen nahm und zu Deng rüberging, da waren ein Rucksack, Decke, Mantel, ach was hatte die alles dabei. Die will bestimmt als Wanderheilerin durchs Land ziehen. Oder was anderes. Ich hab's nicht rausbekommen. Aber erzähl, was gibt's neues bei euch?"
Die junge Frau guckt zu ihrem unruhigen Sohn, seufzt leicht und wollte gerade anfangen zu erzählen, da beginnt die alte Bäuerin wieder zu erzählen...
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 14 Mai 2018, 12:52:03
Als Zweites die Charakterbeschreibung von Selesha Maradoh:

Es war einmal ein junges Mädchen von fünf Jahren. Das Kind lief durch die Gänge des Palasts des Daryanusha II, an den Toren zum blühenden Palastgarten, an dem Brunnen mit einem Feuerzauberer und einer Feuerzauberin und an dem großen Gemälde von Shair und den Bettler vorbei, wobei sie, als sie um eine Ecke rannte, den Korb einer Magd umstieß. Diese schrie ihr hinterher. "Selesha pass auf wo du hinläufst." Zu sich selber sagt sie mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht: "Dieses Kind wird mit seinem Wissensdurst noch alle um den Verstand bringen." Selesha rannte weiter und rief der Magd noch eine Entschuldigung zu und das Versprechen ihr das nächste Mal im Garten zu helfen. Plötzlich blieb sie vor einer eisenschmiedenen Tür stehen, außer Atem probierte sie ihre mitternachtsschwarzen Haare zu ordnen, die sich aus den geflochtenen Zopf gelöst hatten, doch vergeblich waren ihre Bemühungen. Sie holte noch einmal tief Luft und ging in den Raum.

Der Raum hatte ein gewölbtes Himmelsdach, an den Wänden standen überall ledergebundene Bücher zu allen möglichen Themen von Pflanzenkunde über Schmiedehandwerk bis hin zu Magiebüchern. In der Mitte stand ein großer, schwerer Eichenholz-Tisch an den mehrere Gelehrte, aber auch Höflinge saßen. Sie lasen oder unterhielten sich in gedämpften Tonfall. Zwischen den Regalreihen waren Lesepulte aufgestellt und der Raum war sonnendurchflutet, durch die Fenster zu Seiten des Tisches. Sie schaute sich im Raum um und fand ihren Freund Roshad. Einen Jungen mit flachsblondem Haar und einem schlaksigen Körperbau. Dieser grinste ihr entgegen und machte ihr neben sich platz. Dem Jungen gegenüber saß der Gelehrte Balian aus Majahd, mit einer ungeduldigen Miene in seinem alten Gesicht.
"Selesha, komm mein Kind, wo hast du nur gesteckt." "Ich habe mir den Unterricht der Feuerrufer angeguckt. Ihr hättet es sehen sollen, einer von ihnen hat einen Drachen aus Flammen hervorgerufen." Mit einem Lachen auf dem Gesicht sagte er: "Nun gut, aber sei das nächste Mal pünktlich." Balian wendete sich seinen Notizen zu und fragte die Kinder dann: "Könnt ihr mir die sieben Tugenden des farukanischen Ehrenkodex aufzählen?" Roshad zählte Rechtschaffenheit, Fleiß, Großzügigkeit, Strebsamkeit, Gastfreundschaft und Gelehrsamkeit auf. Das letzte fiel dem Jungen partout nicht ein. "Selesha weißt du, welche die letzte Tugend ist?" "Ehrlichkeit", hauchte sie.
Dies war die erste Stunde Unterricht von Selesha und Roshad. Von nun an hatten beide zusammen jeden Tag Unterricht, in Lesen und Schreiben, Mathematik, aber auch in Diplomatie und für Selesha besonders faszinierend Magie. Im Laufe der Jahre wuchsen die beiden zu jungen Erwachsenen heran.
"Roshad, Roshad guck mal", rief Selesha und zauberte eine Flamme auf die Handfläche ihrer rechten Hand. Roshad musste schmunzeln und dachte innerlich: Sie wird immer besser und ihre Felsgeschosse sind nicht ohne. Prompt flog ihm einer der besagten Felsgeschosse gegen den Kopf. Ok, gut, es war nur ein kleiner Stein, trotzdem tat es weh. "Du hörst mir nie zu", sagte die vier Jahre jüngere Selesha. Roshad rieb sich seinen schmerzenden Kopf und lächelt sie entschuldigend an. "Was hattest du gesagt kleine Flamme?" Sie erzählte im etwas über das Fest und dass sie noch zum Markt müsse. Er würde sie vermissen, wenn er nach dem Fest ging, um sich Ruhm und Ehre auf seinem Weg zu verdienen. Ihr Lachen, ihr Temperament, sogar ihre Kaufwut würde ihm schmerzlich fehlen. Doch bevor ihn der Abschiedsgedanke schmerzte, lief er mit ihr untergehakt zum Markt um sich auf das bevorstehende Fest zum Jahreswechsel vorzubereiten.
Einige Jahre nachdem Roshad losgezogen war, entschied sich Selesha es ihm nachzutun. Sie reiste zunächst nach Loria, der Perle der Kristallsee. Dort wurde sie fast Opfer von Dieben, nur mit knapper Not konnte sie diese verjagen. Schnell musste sie feststellen, dass nicht für alle in Lorakis der farukanische Ehrenkodex Geltung hatte. Nachdem sie von der selenischen Bardin Caeriria die Geschichte aus Arwingen hörte, entschied sie dorthin zu reisen.
Einige Tage nach ihrer Ankunft in Arwingen erlebte sie mit neuen Gefährten ihr erstes Abenteuer.

Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 14 Mai 2018, 12:54:35
Nun die Charakterbeschreibung von Telkin Feuerfaust:

"Ich bin Telkin Feuerfaust. Priester des großen Schmiedegottes Kashrok, Hüter des Siegels von Fandurin. Als Träger dieser mächtigen Reliquie habe ich die Verantwortung, durch Lorakis zu ziehen und in Kashroks Namen Unheil von der Welt abzuwenden, bis ich schließlich meine wahre Bestimmung erkenne.
Als zuletzt in Arwingen magisch verseuchtes Wasser in den Flüssen auftauchte, das Ausschlag hervorrief und ,wie ich später erkannte, jeden, der es trank, über kurz oder lang in eine Krähe verwandelte, machte ich mich auf die Suche nach der Ursache dieses Unglücks um sie zu beseitigen. Dabei stieß ich alsbald auf eine Gruppe Abenteurer, die das selbe Ziel hatte wie ich und schloss mich ihnen an. Gemeinsam gelang es uns das Wasser von der Vergiftung zu befreien und so die Verwandlungen umzukehren. Das Vermächtnis Furbroms, dem mächtigen Schöpfer, war bewahrt.
Doch nun muss ich weiterziehen die Welt vom Bösen zu befreien, so gut ich es vermag - in Kashroks Namen. Und wehe denjenigen, die sich uns in den Weg stellen."
Titel: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Anou-Ki am 15 Mai 2018, 14:05:57
Darf ich vorstellen.... Anou-Ki in Aktion  :)

Das tolle Bild habe ich unter:  https://yamaorce.deviantart.com/art/Cyranni-comm-545205947 gefunden.
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Kreggen am 15 Mai 2018, 18:40:43
Öh. Schreiben Deine Spieler tatsächliche solche Charakterbeschreibungen von ihren Spielfiguren? Das sind ja fast Kurzgeschichten.
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: JohnLackland am 15 Mai 2018, 23:52:34
Ich finde die Geschichten Toll!
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Telkin am 16 Mai 2018, 15:36:48
Auszug aus dem Reisebericht von Telkin Feuerfaust für die Analen des Klosters von Kashrok in Westergrom
Auf hoher See, irgendwo zwischen Arwingen und Westhaga

Im Morkai-Kloster waren uns alle unsäglich dankbar, dass wir die gestohlenen Artefakte wieder an ihren rechtmäßigen Platz gebracht hatten. Ich bildete mir ein, spüren zu können, wie die Götter augenblicklich etwas friedlicher wurden.

Schließlich brachen wir jedoch von dort auf, um Jalander, einem Zirkelrat aus Arwingen, der die anderen erst auf die Spur des vergifteten Krähenwassers gebracht hatte, alles zu berichten. Dort wollten wir uns auch mit Moran treffen, einem unserer Reisegefährten, der bereits vorgeritten war, um in Arwingen Geschäfte zu tätigen.  Moran jedoch hatte sich bei Jalander nicht vorgestellt. Er war bloß des Nachts eingebrochen und hatte einen Brief und sechs Krähenbroschen für uns hinterlassen. In dem Brief  stand etwas davon, dass ihm die abrupte Trennung Leid täte und wenn wir ihn finden wollten, sollten wir in die Hauptstadt Sarnburg reisen und in einer Taverne unsere Krähenbrosche vorzeigen. Jetzt wütend zu werden, brachte rein gar nichts. Moran war längst über alle Berge, doch sollte ich ihn je wieder sehen, würde ich ihn dazu bringen Morkai, dem Gott des Lebens, ein Opfer abzulegen, als Entschädigung für den Spott an seinem Eigentum, das schwor ich mir.

Die Reise zu Pferde (oder in meinem Falle zu Pony) war eine unangenehme. Ich hätte den Fußweg vorgezogen, doch die anderen hatten recht: Wir hätten dadurch viel Zeit verloren. Also fand ich mich damit ab. Bei Jalander angekommen war mein Hintern wund und mein Magen knurrte so laut, dass das Geräusch mein verflixtes Pony scheu machte.

Jalander freute sich überschwänglich über die frohe Botschaft, die wir zu verkünden hatten: Das Wasser war sauber. Er begann sogleich damit, herumzuwuseln und ein Festmahl zuzubereiten. Besonders glücklich war er offenbar, endlich wieder Suppe machen zu können. Immer wieder stellte er während des Kochens Fragen zu unserem Abenteuer und wir berichteten ihm, was wir auf unserer Reise zu den Drachlingshöhlen erlebt hatten, wie wir Kaya Mordin befreit und wie wir mittels eines uralten Mechanismus das Wasser gereinigt hatten, um diesen anschließend zu zerstören, damit das Geschehene sich kein zweites Mal ereignen könnte.

Jalander zeigte sich erschüttert, aber unendlich dankbar und als er hörte, dass das Wasser im Fluss die Verwandlung der kranken Menschen in Krähen umkehrte und sie heilte, sprang er von der Tafel auf und rannte auf seinen krummen Beinen zur Türe hinaus, um das Hospiz zu benachrichtigen. Arrou und ich sahen uns nur kopfschüttelnd an und ließen uns den Rest des üppigen Spanferkels schmecken.

Die folgenden drei Tage verbrachten wir bei Jalander. Er hatte viel Platz in seinem Haus und bestand darauf, dass wir seine Gäste blieben.  Wir erledigten einige Besorgungen in Arwingen, kauften neue Waffen, Kleidung, Tränke, Proviant und was man sonst eben so braucht. Anou-ki und Selesha waren geradezu aus dem Häuschen darüber, sich endlich wieder nach Herzenslust Kleider und Schuhe in den Auslagen der Händler besehen zu können.

Am dritten Tag waren schon viele der verschwundenen Menschen wieder aufgetaucht, sie hatten sich von Krähen zurück in Menschen verwandelt. Die frohe Kunde und unser Wirken hatten die Runde gemacht. Die Stadt trug ein großes Fest zu unser Ehren aus und pries uns als Helden.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich nur an den Anfang des Fests wirklich klar erinnern kann. Wir schlenderten durch Arwingens Straßen und kosteten mal hier mal dort von den Leckereien, die überall feilgeboten wurden. Plötzlich kam ein fülliger Mann mit breiten Schultern auf uns zu gerannt, der etwa Mitte 40 sein musste. Überschwänglich dankte er uns, sein Leben als Krähe sei furchtbar gewesen. Mit jedem Satz wurde seine Stimme lauter und wir begannen uns alle etwas unwohl zu fühlen. Der Mann sagte, er heiße Ruolf aus Hagbards Schar und lud uns enthusiastisch in seine Heimat, das Dörfchen Westhaga in der Region Zwingard, ein. Dort würde demnächst das „Fest des Lichts“ gefeiert werden.  Wir zögerten zunächst. Das Angebot erschien uns nicht allzu verlockend. Ruolf beteuerte zwar, dass Westhaga ein guter Ort sei um sich zu wahren Helden zu mausern, doch erstens hatte ich nicht das Bestreben ein großer Held zu werden, ich wollte lediglich Böses aus der Welt tilgen und meine wahre Bestimmung finden und zweitens schien Ruolf maßlos zu übertreiben, um uns zu locken. Ich hielt Zwiesprache mit Kashrok und er sprach zu mir: „Erinnere dich an deinen Auftrag, der dir aufgibt, in die Fremde zu gehen und deine Bestimmung zu finden. Wenn du nicht weißt, wohin du unterwegs bist- Telkin mein Schüler- ist es gleichgültig, wohin du ziehst. Folge dem Feuer und dem Fels und lass dich davon leiten.“ Ich interpretierte das als positives Omen und beschloss, mit Ruolf in sein Heimatdorf zu gehen. Anou-ki sagte, sie würde mich begleiten, woraufhin Selesha beschloss mit uns zu ziehen. Arrou knurrte und meinte, dass er uns nicht allein lassen könne und Tiai war bereit mitzukommen, solange wir auf einem Schiff reisen würden. Also war es beschlossene Sache. Ruolf würde ein Schiff organisieren und wir würden am nächsten Morgen ablegen.

Die restliche Nacht trank ich zu viel starken Wein. Dunkel erinnerte ich mich daran, dass ich irgendwann begann alte, zwergische Trinklieder zu schmettern. Wie ich ins Bett bei Jalander kam, weiß ich nicht mehr. Ich erwachte am nächsten Morgen in meiner Rüstung und mit leichten Kopfschmerzen. Die anderen sahen auch alle etwas geschafft aus, doch wir packten unsere Sachen und stachen noch vor der Mittagssonne mit der „Nebelkrähe“ in See.

Die Überfahrt soll etwa zwei Wochen dauern und ich verbringe meine Zeit damit, einen neuen Feuerzauber zu erlernen. Gestern hätte jedoch fast das Segel Feuer gefangen und der Kapitän hat mir befohlen, damit aufzuhören. Und hier sitze ich nun, an Deck und schreibe unser Abenteuer auf.

In einer Taverne, Westhaga

Ich fühle mich noch immer etwas erschlagen von den Ereignissen, die wie ein Sturm über uns hineinbrachen als wir in Westhaga eintrafen. Den letzten Weg mussten wir zu Fuß zurücklegen und froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, waren wir alle blendender Laune. Mit Ausnahme von Tiai vielleicht, die offenbar das Meer schon wieder vermisste, als wir das Schiff noch gar nicht verlassen hatten. Ich jedenfalls freute mich auf ein gutes Fest, auch wenn ich hier in der fremden Umgebung wachsam war und beschlossen hatte diesmal weniger zu trinken.

Wir saßen mit Ruolf an einem der Tische auf dem Marktplatz, überall waren bunte Lampions aus Schweineblasen aufgehängt, die den Platz in einen warmen Lichtschein hüllten. In der Mitte briet ein ganzer Festochse über dem Feuer. Es roch herrlich und es sah wunderschön aus. Nur Anou-ki zeigte sich von der Dekoration unbeeindruckt. „Ihr müsst einmal in meine Heimat kommen, wenn dort ein Fest gefeiert wird. Unsere Lampions sind aus Papier, das sieht viel eleganter aus und wir haben ein großartiges Feuerwerk.“, sagte sie.

An einem Ende des Marktplatzes erhob sich nun ein etwa 60 jähriger Greis mit grauen Haaren und Bart. Er hob sein Glas und hielt eine Rede, in der er den Göttern dankte und das Fest für eröffnet erklärte. Er hatte eine sehr tiefe, melodiöse Stimme, doch keines seiner Worte schien wirklich von Herzen zu kommen. Stattdessen klangen sie wie auswendig gelernt und pflichtschuldig aufgesagt. Meine Aufmerksamkeit schweifte ab von dem Mann mit den traurigen Augen, der, wie ich Ruolfs geflüsterten Erklärungen entnehmen konnte, Thain Hagbard Donnerruf von Westhaga  hieß. „Der große, drahtige Mann an seinem Tisch ist sein Schwiegersohn Helgur aus Hagbards Schar. Er hat nur ein Bein, seht, Helgur ist zwar einer der fähigsten Orkspäher der Stadt gewesen, doch einmal hatte er einen wirklich unschönen Zusammenstoß mit einem dieser Monster. Und das dort, der kleine Junge ist der Enkel des Thains. Er heißt Jocelin“ Helgur hatte einen mickrigen, aber gepflegten Kinnbart und lange, schwarze Haare und auch er konnte eine gewisse Traurigkeit  in seinen Augen nicht verbergen. Vor den beiden erwachsenen Männern standen Schilde, offenbar mit ihren Wappentieren. Auf dem Schild des Thain war ein steigendes, schwarzes Ross abgebildet, auf dem von Helgur war ein Falke zu sehen. Doch es gab noch ein drittes Schild. Es stand vor dem leeren Platz zwischen dem Thain und Helgur und zeigte einen stattlichen Löwen.  „Kommt da noch jemand?“, fragte ich Ruolf. „Wohl nicht.“, erwiderte dieser auf einmal merklich bedrückter als zuvor. „Das Schild gehört der Tochter des Thain: Ermengard Löwenherz. Ich habe es selbst vorhin erst gehört, schließlich war ich lange nicht hier. Doch es hat sich wohl ein Wyvern namens Boszahn vor unserer Stadt eingenistet. Ermengard ist…. Sie war die tapferste Kriegerin der Stadt und ritt los, ihn zu besiegen. Doch einzig ihre Knappin kam schweiß- und blutüberströmt zurück und berichtete von ihrem qualvollen Tod.“ „Wie schrecklich.“, flüsterte Selesha. Wir anderen blickten uns stumm an und ich war mir sicher, dass sie in dem Moment dasselbe dachten, wie ich. Dieser Stadt musste geholfen werden. Boszahn musste weg!

Thain Hagbard hatte indes seine Rede beendet und das Volk jubelte ihm zu. Es schien, als wollte niemand an die Schrecken erinnert werden, die vor den Stadtmauern lauerten. Trotzdem lasteten die Ereignisse wie ein düsterer Schatten über dem Fest des Lichts und den Feiernden. Die Feier begann. Es wurden Geschichten erzählt. In der Mitte des Platzes, wo der Ochse briet, gingen jetzt zwei Männer mit Holzstäben aufeinander los. Ein Schaukampf, um den sich bald eine Menschentraube bildete. Musikanten spielten auf und verschiedene Sänger und Barden gaben ihre Lieder zum Besten. Anou-ki stimmte ein Stück in ihrer Heimatsprache an und obwohl niemand die Worte verstand, fand ihr Gesang durchaus Anklang. Als der Schaukampf beendet war, wurde ein neuer begonnen und schon bald waren alle Gedanken an den Wyvern und die tote Ermengard Löwenherz in den Hintergrund gerückt.

Plötzlich nahm ich einen Tumult am Tisch des Thain wahr. Ein in Lumpen gekleidete Greis war auf dem Marktplatz erschienen, gefolgt von einem stattlichen Widder, der auf seltsame Weise grimmig wirkte. Er beschimpfte den Thain aufs Übelste. Wie er es wagen könne, angesichts des Wyvern vor den Mauern dieses Fest abzuhalten. Schließlich zog der Verrückte, augenscheinlich zufrieden mit der Abreibung, die er Hagbard verpasst hatte wieder ab und lief in unsere Richtung. Da geschah es. Wie aus dem nichts stürzte ein Wyvern auf uns herab. Völlig perplex waren wir einige Sekunden wie erstarrt. Dann hörte ich, wie Arrou auf unseren Tisch sprang und seinen Vargenbogen zog. Tiai griff ihre Eislanze. Der verrückte Mann in Lumpen ging unbeirrt zum Ochsen und nahm sich etwas zu essen, während sein Widder ihn wütend taxierte. Ich stürzte nach vorn auf den nächsten Tisch zu, sprang hinauf und machte mich daran meinen neu erlernten Feuerstrahl vorzubereiten. Während ich mich konzentrierte und spürte, wie die Energie meines Gottes in meinen Händen zusammen kam, sah ich wie Boszahn Hagbard verletzte und den Jungen Jocelin, der versuchte wegzulaufen, mit seinem mächtigen Schwanz niederstreckte. Helgur versuchte den Wyvern anzugreifen, doch Boszahn war stärker und seine scharfen Krallen gruben sich in dessen Brust. Der Orkenspäher brüllte vor Schmerz. Aus den Augenwinkeln  sah ich die Menge in Panik geraten, alles schrie durcheinander und drängte vom Marktplatz. Ein Mann übergoss sich beim Fluchtversuch mit Lampenöl und fing Feuer, doch Selesha gelang es, ihn mit ihrer Reisedecke zu löschen und sanft auf den Boden zu betten. Anou-ki bahnte sich einen Weg durch die Menge, auf Jocelin zu, der sich mittlerweile aufgerappelt hatte. Der Verrückte Mann befahl seinem Widder „Zork“, den Wyvern anzugreifen, doch der Widder war offenbar nicht lebensmüde und ging stattdessen auf seinen Herrn los. Ein Pfeil sirrte dicht an meinem Kopf vorbei, Arrou hatte geschossen, doch obwohl er sehr gut getroffen hatte, beeindruckte dies das Untier nur wenig. Stattdessen griff er ein weiteres Mal Hagbard an und streckte Jocelin erneut mit einer Schwanzbewegung nieder. Ich wandelte die Energie in meinen Handflächen in einen Feuerstrahl um, nahm allen Schwung mit, den ich kriegen konnte und schoss auf den Wyvern, der jetzt schmerzerfüllt aufkreischte, als ihn Flammen umwirbelten. Er ließ von Hagbard ab, drehte sich herum und packte Jocelin, der laut kreischte. Auch Hagbard brüllte und ich konnte nicht sagen, ob aus Schmerzen oder aus Verzweiflung und Angst um seinen einzigen noch lebenden Erben. Es half nichts, der Wyvern hatte den kleinen Jungen gepackt und flog mit ihm über die Stadtmauern hinweg, bis er außer Sichtweite war. Die Menge im Dorf verstummte mit einem Mal. Bis auf Hagbards Gebrüll, Helgurs Stöhnen und vereinzeltes Keuchen war es gespenstisch ruhig auf dem Marktplatz und die Lampions, die zuvor noch eine so gemütliche Atmosphäre verbreitet hatten, wirkten nun als verspotteten sie mit jedem Flackern den Thai und die Menschen aus Westhaga, die es sich erlaubt hatten im Angesicht der Gefahr ein Fest zu feiern.
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 16 Mai 2018, 16:07:46
Öh. Schreiben Deine Spieler tatsächliche solche Charakterbeschreibungen von ihren Spielfiguren? Das sind ja fast Kurzgeschichten.
Ja  ;D Ich hatte Ihnen freie Hand gelassen, wie Sie Ihren Charakter vorstellen wollen. Es sollte lediglich für Außenstehende klar werden, auf wen Sie treffen würden, wenn Sie diesem Charakter begegnen. Und zu lang sollte es nicht werden, wodurch bei Anou-Ki eine zweite, kürzere Beschreibung entstand. Aber ich fand eben auch die lange Fassung lesenswert ^^
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: SchmorkIstImHaus am 16 Mai 2018, 22:16:52
Morans Abschied


Geehrte Gefährten,

zutiefst bedaure ich unser appruptes Auseinandergehen. Wichtige Geschäfte rufen mich zurück nach Sarnburg. Zudem sollte inzwischem auch dem Zwerg die kleine Wohlstandsumverteilung aufgefallen sein, die ich an den Schätzen des Klosters vorgenommen habe. Seid versichert, bei mir ist das Gold in besten Händen.

Dem Brief liegen 6 Broschen bei, die ich aus den Splittern der Krarach Statue habe anfertigen lassen. Falls ihr auf euren zukünftigen Reisen einmal nach Sarnburg gelangt und das Bedürfnis verspürt mit mir Kontakt aufzunehmen, besucht den Maulwurf und zeigt dem Wirt eure Brosche. Ich werde euch finden.

Gehabt euch wohl
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: SchmorkIstImHaus am 16 Mai 2018, 22:21:53
Die Hütte im Wald


Eine einsam stehende Hütte, tief im Wald.
 
Der Blick auf sie wird von drei Seiten durch dichtes Gestrüpp versperrt. In ihrem Rücken erhebt sich steil eine Felswand. Das Holz der Hütte ist von Moos und wildem Efeu überwuchert, Fenster und Türen auch bei nahem Herangehen beinahe vollständig verdeckt. Ein Holzzaun, welcher wohl einst Gartenbeete hatte abstecken sollen, liegt zu großen Teilen niedergerissen in der Erde. Letzte Überreste eines Tores knarzen leise wenn sich der Wind hebt und auch noch durch diesen letzten Winkel des Waldes streicht. Die so tief im Wald verlorene Hütte, fernab von jedem menschlichem Treiben, scheint schon seit langer Zeit verlassen zu sein.

Doch aus dem wie ein ruinierter Zahn aus dem Dach der Hütte ragenden Schornstein steigt Rauch auf.

Gehen wir also näher heran, vorsichtig, leise. Wer weiß, was sich hinter diesen verwitterten Wänden abspielt. Unsere Stiefel suchen die vereinzelt zwischen den Beeten liegenden Steinplatten. Die Pflanzen hier muten ganz anders an als das Gewächs, welches im Rest des Waldes zuhause ist. Fremdartige dicke Stauden verströmen einen penetranten jedoch nicht gänzlich unangenehmen Geruch. Hohe Halme strecken sich fast bis zum Dach der Hütte. Sie sind gekrönt mit tiefpurpurnen Kelchen, die trotz vollkommener Windstille auf merwürdige Art in der Luft zu wiegen scheinen. In einer schattigen Nische erblicken wir Pilze in allen Farben des Regenbogens, bei deren Anblick es uns in den Zehen kribbelt. Doch wir haben keine Zeit die fremdartige Flora zu bestaunen, denn just in diesem Moment hören wir eine laute Stimme aus der Hütte schallen.

"Bei Amantias pilzigen Schoß, willst du dich mit mir anlegen Zork? Glaub ja nicht dass ich mit einem wie dir nicht fertigwerde du kesselloses Fellbündel!" Während wir vor Schreck noch wie gelähmt sind ertönt aus der Hütte erst ein Schnauben, dann ein dumpfer Aufprall. Was in dreiteufels Namen ist da drin nur los? "Du dreckiges Flohgasthaus hast wieder an den Kraftpilzen genascht." Wie zur Antwort ertönt das Gemecker einer Ziege oder eines Schafes. "Nun gut, diese Runde geht an dich Zork du elendiger Bergkobold. Ein Gentleman vom Format eines Großadmiral Schmork von Schlorf weiß, wann er sich geschlagen geben muß. Komm jetzt, der Spaßsaft braut sich nicht von selbst."

Genug, wir müssen wissen was hier vor sich geht, und wenn es uns das Leben kostet. Es gilt die letzten Schritte bis zu dem Teil der Hütte zu überwinden, an dem wir meinen ein Fenster ausmachen zu können. Aufs Äußerste angespannt, nur kein Mucks. Wir lehnen uns an die Hüttenwand und spähen durch einen aus dem vollkommen verdreckten Glas herausgebrochenen Spalt.

Ein alter Mann rührt in einem Kessel, der über einem offenen Feuer steht. Er murmelt leise vor sich hin. Die wenigen Wortfetzen die wir verstehen können scheinen eine Mischung aus wüsten Schimpfwörtern und sinnlosem Kauderwelsch zu sein. "Generalkonsulatseigentümermietsversammlungsprotokoll." Vielleicht ein fremdländischer Zauber, den der Alte über sein Gebräu spricht. Aus dem verrauchten hinteren Teil der Hütte kommt jetzt ein großer Widder, ich kann es nicht anders sagen, geschlurft. Auf seinem Geweih balanciert er diverse Gefäße.

"Danke Zork, du alter Haudegen und Schwerenöter" Ein versöhnliches Schnauben des Widders. "Wir dürfen nicht vergessen unseren jährlichen Besuch im Dorf bald abzustatten. Diese Trottelbande ist im Stande und eröffnet einen Wanderzirkus wenn wir ihnen nicht ab und zu etwas Vernunft einbläuen. Wir können ausserdem bestimmt etwas von unserem Spaßsaft gegen Brot und dergleichen tauschen. Was sagst du? Besuch? BESUCH? Der Alte und der Widder drehen ihre Köpfe ruckartig in unsere Richtung. Sind wir entdeckt? Wir drehen uns leise von dem Fenster weg. Wir sind bestimmt besser zu Fuß als der Alte, bei dem Widder können wir uns da jedoch nicht so sicher sein. Ein letzter Blick ins Innere der Hütte dann heißt es reißaus nehmen. Wir drehen unseren Kopf wieder zum Fenster. Der Alte steht direkt vor uns, seine Nase nur wenige Milimeter von unserer entfernt. Von Wahnsinn erfüllte Augen bohren tief in die unseren.

"AHWUBAUGABUGA"

Wir laufen so schnell unsere Beine uns tragen, noch verfolgt von meckerndem Gelächter lange nachdem wir außer Hörweite sind.
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: IceDread Frost am 17 Mai 2018, 00:33:19
In dem Auszug aus Telkins Reisebericht war der etwas unerwartete Abschied von Moran mit einem Abschiedsbrief genannt worden, welchen man anschließend auch lesen konnte. In der Folge stellte sich Großadmiral Schmork von Schlorf vor, mit seinem Widder Zork. Nun möchte ich an dieser Stelle Arrou noch vorstellen:

Ich bin Arrou aus dem Volk der Tarr, beheimatet in der großen Wüste an den Ufern der Kristallsee.
Ich bin ein Wanderer. Mein Ziel ist der Aufstieg in die Gemeinschaft der Weißen Schatten, den Sandläufern der Tarr.
Habe ich meine Ausbildung beendet, werde ich stolz die Aufgaben, die mir übertragen werden, übernehmen. Ich werde mein Rudel sicher durch die Wüste und die Händler in benachbarte Reiche führen.
Ich jage. Auf der Suche nach der Jagdbeute, deren Geist mich aufsteigen lassen wird, streife ich mit meinem Freund Rouharr, dem Falken, durch alle Reiche, bis meine Ausbildung beendet ist und ich heimkehren kann.
Mein Weg führte mich nach Arwingen. Dort traf ich auf meine späteren Gefährten. In der Stadt breitete sich eine seltsame Krankheit aus und die Bewohner baten uns um Hilfe. Zusammen gelang es uns das Geheimnis des Krähenwassers zu lüften und die Bewohner des Landstrichs in Sicherheit zu bringen.
Meine Stärke liegt im Kampf, nicht in den Worten. Aber seid Euch sicher – Ihr werdet noch von mir hören. Gemeinsam mit meinen Gefährten werde ich weiterziehen. Abenteuer erleben, mächtige Feinde in die Flucht schlagen und das Tier erlegen, welches mich in die Gemeinschaft der Weißen Schatten aufsteigen lässt.
Titel: Tiai Schimmersee oder "Wie ich meine Gefährten fand"
Beitrag von: MolagBal am 17 Mai 2018, 00:38:02
Endlich! Endlich wieder Wasser unter mir!

Es ist der dritte Tag unserer Seereise - wie sehr ich es genieße, hier morgens am Bug unseres Schiffes zu stehen und die Gischt zu spüren, die mir ins Gesicht weht.

Ich bin Tiai Schimmersee, Albin, Klingentänzerin des albischen Seebundes. Und ich möchte niederschreiben, wie ich meinen Gefährten begegnet bin und das Rätsel um das Krähenwasser gelöst haben.

Meine Heimat ist die See. Seit ich denken kann, bin ich auf den Planken tanzender Galeeren unterwegs, fühle mich in der hohen Takelage einer Galeere so zu hause, wie in den verwinkelten Eingeweiden eines Schiffsrumpfs. Ich erinnere mich, wie mein Großvater - an dessen trauriges Schicksal ich heute nicht denken möchte - damals an Deck stand und mich von Rahe zu Rahe scheuchte, zunächst spielerisch, später mit seiner legendären Urumi kämpfend. Nicht selten drohte ich bei den Versuchen, die Kettensichel hoch über den Planken zu bändigen, hinab zu stürzen - es wäre wohl das Ende dieser Kriegerin gewesen.

Wie lange ich nicht mehr in Tairion war. Als meine Eltern verschwanden, hielt ich es nicht mehr aus. Alles dort erinnerte mich an sie. Es war für mich entgegen der Befürchtungen meiner Großeltern immer ein Geschenk gewesen, drei Elternteile zu haben - und sie alle auf einmal zu verlieren... ist wohl ein nicht unbedeutender Teil dessen, was mich heute ausmacht. Die harte, unerbittliche Schale, die Ironie, die irgendwann in dieser Zeit mein Freund wurde, die Arroganz, mit der ich bisweilen Menschen strafe, die mir näher kommen, als es sich gut anfühlt.

Seitdem bin ich alleine unterwegs. Die wilden Jahre in Ioria waren für mich der Ausgangspunkt für zahllose Expeditionen. Große Metropolen lagen ebenso auf meinem Weg wie die tiefste Einöde - es war ein langer Weg, die zu werden, die ich heute bin. Ich kämpfte hoch auf der Schimmerklinge gegen Horden des Bösen und wäre fast in der Blutgrasweite verreckt - doch immer waren meine Fertigkeiten und nicht selten das Glück auf meiner Seite. Ich war oft einsam - aber nicht oft unglücklich damit. Nicht wenige gibt es, die einer Albin nachsteigen in den Hafenstädten der Kristallsee - und nicht wenige haben dafür mit dem Leben bezahlt. Ebenbürtige zu finden, die mir im Kampf standhalten, der Kunst des Wortes nicht abgeneigt sind und die mir im Abenteuer den Rücken decken wollen - sie sind rar gesät.

Doch manchmal überrascht auch mich das Schicksal. Wie an dem Tag, als ich nach wilder Überfahrt in Arwingen an Land ging, um dieses mir bis dahin unbekannte Städtchen anzuschauen und eine Ladung... sagen wir zweifelhafter Elixiere abliefern sollte - eine Aufgabe, die man wohl nicht ohne Grund mir anvertraut hatte. Doch schon als sich unser Schiff dem Hafen an der Stelle näherte, an der sich die Aar, bzw. der Aar-Kanal in die Kristallsee ergießt, bemerkte ich arges Übel, welches sich über die Stadt gelegt hatte. Schwärme von Krähen zogen in seltsamen Kreisen über die Stadt und die Straßen schienen mir seltsam leer für eine Ortschaft dieser Größe.

Umso aufmerksamer erkundete ich nach Erledigung meiner Pflichten die Teile der Stadt. Und Wshsh an meinem Arm machte mir unverständlich klar, dass hier etwas schief lag mit dem Element, dass mir doch am vertrautesten ist.

Auch Wshsh genießt diese Überfahrt. Ich bin immer noch fasziniert davon, wie sich diese Symbiose anfühlt. Auch nach den wenigen Jahren, die wir nun... eins sind, ist jeder Morgen ein frischer, neuer und jeder Abend ein dankbarer, wohliger in Anbetracht dieser einzigartigen Gesellschaft. Und das, obwohl uns ein düsteres Geheimnis aneinander bindet.

Ich bitte Euch - lest hier nicht weiter, wenn Ihr nicht starken Mutes seid und alles zu lesen ertragt, was mir auf unserem Abenteuer um das Krähenwasser begegnete.

Früh (meine Gefährten mögen es mir Verzeihen) ahnte ich , was sich später als wahr herausstellte. Das Wasser war verzaubert, vergiftet und die Anwesenheit der Krägen war kein Zufall. Menschen und Tiere waren es, zunächst dahin gerafft wie durch eine üble Krankheit und schließlich durch elenden Fluch in Krähen verzaubert. Sinn ergab das nicht, weder war ich mit der Historie dieser Lande vertraut, noch schien irgendjemand sonst meine Ahnungen bestätigen zu können. Ich beschäftigte mich schon mit der Frage, ob ich den Ort des Geschehens nicht schnellstens verlassen sollte, als ich in ein Gemenge geriet - Krähen, die auf eine Gruppe recht wackerer Gefährten losgingen. Und für einen Kampf - das wird Euch nicht überraschen - bin ich immer zu haben. So traf ich sie also - die, die ich heute nicht ohne Stolz (auf dass sie das nie erfahren mögen) Gefährten nennen darf. Im Auftrag des Zirkelrats Jalander (einer überaus anstrengend Person), waren sie damit beauftragt, das Rätsel um die Krankheit zu lösen. Sie nahmen mich durchaus herzlich auf - und so war in mir kein Zweifel, meine Bestimmung für die nächste Zeit gefunden zu haben.

Die erste Zeit suchten wir in Arwingen selbst nach Hinweisen. Es wurde recht bald klar, dass es das Wasser sein musste, was die Leute krank werden und - so schien es - verschwinden ließ. Ein alter Gnom war schon ganz elendig dem Ende nah - und Verzweiflung griff im Krankenhaus der Stadt um sich. In einer alten Taverne im Klapperviertel fanden wir dann den Unterschlupf der Schergen, die offensichtlich teil einer größeren Verschwörung waren. Und so lenkte uns ein Zettel auf unser nächstes Ziel - während wir uns kurzzeitig wie Helden fühlen durften, da wir daneben einige Fässer inzwischen rar gewordenen reinen Wassers fanden.

Wir zogen also aus Arwingen heraus, immer am Wasser entlang. An Kämpfen mangelte es nicht und hier stellte sich bald heraus, dass ich an eine bemerkenswerte Gruppe von Abenteurern geraten war. Arrou, der mächtige Varg beeindruckte mich von Anfang an mit einer Stärke gepaart mit Eleganz, wie sie mir in all den Jahren kein zweites Mal begegnet ist. Selesha, auf den ersten Blick eine kaufsüchtige, oberflächliche Dame, die sich bei näherem Hinschauen als weise agierende Frau mit einer angenehmen Mischung aus Intelligenz und Stärke erwies - und nicht selten ihre arkane Kunde unter Beweis stellen durfte.

Einige Gesellen schlossen sich uns zeitweise an - wie Cederion, der Ritter, den schließlich schwarze Geschäfte in die Ferne zogen. Er hat unsere besten Wünsche für die Kämpfe, die ihn dort erwarten. Oder Eshi bid-Herar, ein Händler, der - was brächte es, hier nicht bei der Wahrheit zu bleiben - vor allem auf seinen eigenen Vorteil bedacht irgendwann das Weite suchte.

Unser erstes Ziel war das Morkai-Kloster. Jalander hatte in uns die Hoffnung genährt, dass wir dort Hinweise finden würden. Auch hier plagte mich die frühe Ahnung, dass das nahe Sanasur das eigentliche Ziel unserer Reise sein würde. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein gar wunderbares Land, dessen Geschichte in Form alter Drachlings-Ruinen an uns vorbei zog. Mehrmals sah ich das Leuchten in den Augen Telkins, des Zwergs an unserer Seite, als er diese monumentalen Bauwerke bewunderte, die von der stolzen Zeit der Drachlinge erzählte, die hier hausten und den Häusern ihre riesigen Dimensionen verliehen. Zeit genug hatten wir - denn bei aller Bewunderung ist Telkin nicht der schnellste. Auch Arrou lernten wir hier von einer neuen Seite kennen. Uns ein sicheres Nachtlager zu besorgen, misslang ihm gründlich. Doch mir den Schlaf zu rauben ist nichts, was das Geviech ein zweites Mal wird tun können. Und ach - am Ende hat es uns weiter zusammengeschweißt. Und heute, wo Arrou abgeschlossen hat mit dieser düsteren Stunde, kann ich wohl sagen, dass es jedem von uns hätte passieren können. Und wie wir alle hat eben auch dieser mächtige Varg diese erste Reise als jemand anderes beendet, als er sie begonnen hatte.

Man sagt über uns Alben, dass wir Weitblick und Erfahrung auf tiefgründige Weise mit Geschick und Kampfkunst verbinden. Doch was hilft all dies, wenn wir mit dem konfrontiert sind, was im Morkai-Kloster auf uns wartete. Denn was fanden wir nach all den Mühen und Kämpfen, wenn nicht das Grauen. Das Kloster war einem bösen Angriff zum Opfer gefallen -  und alle Mönche hatte man dahingemeuchelt. Hier zeigte sich, dass auch Moran, spät zu uns gestoßen, eine uns bis dahin unbekannte Seite hatte. Ihm war es ein unausredbares Anliegen, die armen Gestalten in eine angemessene Totenruhe zu überführen.

Was soll ich sagen - ihre Götter sind nicht meine. Wer wäre ich, ihnen ihre Religion streitig zu machen. Was würde Mai Nulf denken, mein alter Mentor, dem ich den Einblick in die Geheimnisse verdanke, welche mich jenseits der Wasser tragen. „Was wollen wir wissen, ob es wahr ist, wenn es doch trägt“. Wie recht er hat. Wo er wohl ist? Ob er noch unter uns ist?

Alle Mönche tot, schrieb ich? Das ist nicht ganz korrekt. Eris Dreiblatt fanden wir in einem Weinfass versteckt - so war er dem Mord entgangen. Und auch wenn er sich - trunken wie nüchtern - als keine große Hilfe erwies, ist er doch Zeuge dieses großen Frevels geworden, wie er niemals vergessen werden darf. Und vielleicht wird es dieser Rausch des Alkohols sein, der die Greuel in seinen Erinnerungen abmildert, auf dass er wieder Glück finden kann. Weniger Glücklich oder - seien wir ehrlich - auch im Angesicht dieses Schreckens dumm war, dass wir diesen gut geschützten Ort nicht absicherten, so dass uns eine Dornbärmutter ins Kloster folgen konnte, deren Junges wir in einem ordentlichen Kampf besiegt hatten. Hier war - so mag ich sagen - erstmals unser Heldenmut gefragt. Doch mit Ausdauer, Stärke und taktischem Geschick schafften wir es, dieses riesenhafte Untier zu besiegen, ohne, dass auch nur einem von uns nachhaltig Schaden entstand.

Auch wenn Steinbeißer viele der von uns erhofften Spuren vernichtet hatten, fanden wir einige Hinweise - nicht zuletzt dank Eris, die die Vermutung bestärkten, dass Sanasur unser letztes Ziel werden würde. Wir spürten sofort die Aura des Bösen, als wir nach einigen Tagen und Kämpfen diesen Ort erreichten. Es ist eines, gegen widernatürliche Krähen (möge uns diese Schande vergeben werden), Ratten oder Bären zu kämpfen. Etwas ganz anderes ist es, wenn die Saat des Todes, wenn Skelette und längst verstorbenes oder in Urzeiten verzaubertes die Waffe gegen Dich erhebt. Wir standen zusammen und wir spürten, dass wir gemeinsam das Licht der Hoffnung an einen Ort der Rache und des Todes trugen.

Als wir schließlich das „Herz von Sanasur“ erreichten, war uns klar, dass uns hier der Kampf erwarten würde, der über das Schicksal einer ganzen Stadt, ja, einer ganzen Region entscheiden würde. Vorsichtig machten wir uns an die Erkundung dieser verfallenen Höhlen. Die Rutschpartie ins Brackwasser, der Golem, der langsam schrumpfte, während Arrous Federtier ihn ablenkte, die Wachen, die plötzlich und zahlreich auf uns losstürmten - ein Sturm brach los, hier, tief unten im Gewölbe um die Quellen, die schon in alter Vorzeit einen üblen Zauber über die Bewohner dieser Lande bringen konnten. Wir alle gaben hier, was wir hatten - ob es Slesha war, die Arrou mit ihren Felslingen beschützte, Moran, der wie wild durch die Gänge rannte, um das üble Gesinde abzulenken, Telkin, der mit aller Macht nicht wenigen Feinden den Garaus machte. Vielleicht wäre einiges anders gekommen, hätten wir nicht in einer Zelle Kaya Mordin gefunden, die Äbtissin des Klosters, die die Schergen um Faron von Leytal, den hasserfüllten Kopf hinter all diesen Geschehnissen, entführt hatten. Sie wusste, was zu tun war und so...

Passierte mir etwas, was mir nicht oft passiert ist. Und hier stocke ich. Oft bin ich dem Tod nahe gewesen auf meinen Reisen. Doch selten war es so knapp. Es mag sein, dass ich zu wagemutig war, als ich sah, dass diese Frau des Wissens und der Götter hier unter diesen erbärmlichen Umständen zuschauen musste, wie Faron das Böse entfesselte. Es mag auch einfach nur das Pech hatte, was mir all die Jahre fern geblieben war. Und vielleicht wollte es das Schicksal, dass gerade in diesen Momenten, in denen mich die Schläge der Feinde niederstreckten, meine Gefährten um mich waren. Moran, der mich aus dem Getümmel zog, während die anderen die Wut der Gehilfen Farons auf sich zogen... Ich weiß nicht, was gewesen wäre ohne sie - aber ich habe nicht vor, ihnen zu vergessen, dass sie mich zu keinem Moment vergessen haben. Den letzten Kampf, der nun folgte... ich erinnere mich, als wäre ich nicht ganz da gewesen... als hätte ich ihn nur aus der Distanz erlebt. Wie wir Faron besiegten, den Golem auf unsere Seite bringen konnten, wie wir schließlich den Fluch umkehren konnten und das elend verzauberte Wasser wieder zu dem machen konnten, dem ich mich von allen Dingen in der Natur am nächsten fühle - purem, reinen, freundlichen Wasser.

Hier endet nun meine Erzählung. Mit einiger Beute (möge Moran damit glücklich werden, ich kann es ihm nicht verübeln), Pferden und der frohen Botschaft, dass der Fluch Geschichte sei und niemand mehr Sanasur ungestraft und ungesehen missbrauchen würde, machten wir uns auf den Rückweg nach Arwingen. Was folgte, mögen andere erzählen - mich zieht es in die Segel hinauf, um ein wenig mit dem Wind zu tanzen.

Ich weiß nicht, wohin unsere Reise uns noch treiben wird. Und nicht immer weiß ich genau, warum es gerade diese Gefährten sind, denen ich mich weiterhin anschließen möchte. Doch gibt der Blick zurück uns am Ende nicht recht? War es nicht Schicksal, dass gerade wir uns gemeinsam auf den Weg machten? War es nicht vielleicht ein tieferer Sinn, vielleicht sogar Bestimmung, dass es wir waren, die nach all den heldenhaften Kämpfen, den schwierigen Entscheidungen und dem weiten, unsicheren Weg nun siegreich aus den Tiefen Sanasurs zurückkehren? Es mögen noch glückliche Zeiten und noch düstere Zeiten kommen. Mein Leben bietet Anlass für beides. Doch wenn ich eines heute mit Sicherheit schreiben kann, dann ist es doch, dass ich mir - egal, was noch kommen mag - am heutigen Tag keine besseren Gefährten an meiner Seite wünschen kann, als die, dich ich finden durfte.

                        Tiai Schimmersee



   Komm, wilder Wind, Du darfst es tun,
      schlag Gischt wie Glut ins Antlitz mein,
   Ihr Fluten kalt, bezeuget nun,
      Tiai wird niemals feige sein!
   Ich brüll‘ Dir, Wetter, ins Gesicht,
      Was ist Dein Lärm im Siegesschrei?
   So gibst Du auf, Du brichst mich nicht!
      Knie nieder Wind, ich bin Tiai

Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Telkin am 10 Jun 2018, 14:31:47
(Veröffentlicht in Anou-kis Auftrag :) )
Auszug aus dem Reisebericht von Anou-Ki (ft. Telkin)

Ich versuchte Jocelin noch vor dem Wyvern zu erreichen... Ein kurzer Blick zu Selesha, die die brennende Person augenblicklich löscht hatte, dann rannte ich los und bahnte mir einen Weg durch die aufgescheuchte Menge. Es war gar nicht so leicht. Immer wieder musste ich Personen ausweichen, was dank der Ausbildung von Shi Fu Huan Yon gelang. Kurz vor dem Jungen bemerkte ich Boszahn neben mir. Mein Herz fing an zu rasen, als ich die großen Flügel hörte, wie sie die Luft zum Zittern brachten. Die Klauen der Bestie schnellten nach vorn, nur knapp an mir vorbei und packten den Jungen. Mein Griff ging ins Leere und ich rollte mich auf dem Boden ab. Mit einem flauen Gefühl im Bauch blickte ich dem entschwindenden Untier hinter. Weg! Ich war zu langsam gewesen.
 
Langsam drehte ich mich um, schaute über dem Markplatz und erblickte das Chaos von Flüchtenden und Verletzten, dann meine Gefährten. Telkin lief sehr schnell zu dem Tisch hinüber unter dem Helgur begraben lag. Sofort erinnerte ich mich an den schweren Angriff des Wyvern gegen Helgur, sprang auf und rannte ebenso zu ihm herüber. Am Tisch angekommen, war Telkin schon dabei den schweren Tisch anzuheben. Sofort packte ich mit an und gemeinsam konnten wir den Tisch von dem Verletzten wegheben.

Helgur war übel zugerichtet. Seine Kleidung war an vielen Stellen zerfetzt und er blutete aus vielen Wunden. Telkin unterstützte mich bei der Untersuchung von Helgur um herauszufinden, welche Verletzungen die schwersten waren. Es war sehr schwierig und es dauerte seine Zeit. Zeit die er nicht hatte. Seine Atmung wurde immer flacher und fast hätten wir ihn verloren, wenn Telkin ihm nicht einen Heiltrank gegeben hätte. So hatten wir etwas Zeit ihn zu untersuchen. Die schlimmste Verletzung wo er am meisten Blut verlor, war ein offener Bruch am Bein, der umgehend behandelt werden musste. Ich versuchte erst die Blutung mit Verbänden zu stillen, was auch mit Telkins Unterstützung nicht gelang. Es sah fast aus, als ob Helgur in das Schattenreich überging. Als letzten Versuch begann ich einen Heilzauber auf ihn zu wirken, was ihm wohl etwas zu helfen schien. Plötzlich tauchte Eorik auf, ein Heiler aus dem Dorf. Er untersuchte Helgur kurz. Während dessen erzählten wir ihm, was wir schon behandelt und herausgefunden hatten. Er bat uns um Hilfe Helgur zum Bergfried zu bringen, er meinte, dass er Helgur dort helfen könne.

Während Telkin, Tiai und ich den Verletzten vorsichtig auf eine Tischplatte betteten und Tiai ihr Kissen Helgur unter den Kopf geschoben hatte, erzählte Eorik, dass der Wyvern sich in der alten Festung Tursentrutz eingenistet und noch nie das Dorf angegriffen hat. Der alte Verwirrte vom Dorffest schlich dabei um uns herum und murmelte immer etwas von Trank brauen und Helgur heilen. Eile war geboten und so ignorierten wir den Verwirrten, hoben die improvisierte Trage vorsichtig an und brachten Helgur in den Bergfried, der sich etwas entfernt vom Dorfplatz befand. Dort konnte Eorik Helgurs offenen Bruch behandeln. Was wir nur nicht rechtzeitig bemerkten war, dass der Verwirrte Alte, Helgur einen angeblichen Heiltrank einflößen konnte. Besorgt schauten wir zum Alten. Eorik fragte diesen ob der Trank aus Pilzen war, was der Alte mit wirren Worten bejahte. "Das ist nur ein Trank der aus Pilzen besteht und betäubt, nichts Gefährliches. Den Trank kenne ich schon. Helgur wird nun wahrscheinlich besser schlafen können und das," er zeigte auf den Alten, "das ist Admiral Schmork von Schlorf, mit seinem Widder Zork. Manchmal etwas wirr im Kopf, aber sonst harmlos." Er schaute etwas sorgenvoll zum Admiral und versorgte dann Helgur fachmännisch weiter.
Wir gingen schnellen Schrittes wieder zum Dorfplatz um weiteren Verletzen zu helfen. Während ich über den Dorfplatz ging, sah ich das die Verletzten teilweise schon versorgt oder abtransportiert waren. So half ich noch wo ich konnte, während Telkin, Selesha und Tiai mit Yared sprachen, der sich bei uns bedankte und versprach, dass wir weitere Ausrüstung vom Dorf bekämen, wenn wir zu Tursentrutz aufbrechen würden. Am Abend haben dann Telkin, Tiai und komischer Weise der Widder Zork in der Taverne genächtigt. Ich bin dann mit Selesha dem Angebot zur Übernachtung bei Yared gefolgt. Admiral Schmork von Schlorf schlief wo er war auf dem Marktplatz ein, nachdem er sich den Rest seines eigenen "Heiltranks" einverleibt hatte.
Am nächsten Morgen lag er noch immer ganz genauso da. Er hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt und das morgendliche Treiben, das den Marktplatz mit Leben zu füllen begann, reichte nicht um den Admiral aus seinem Schlaf zu reißen. Als sein Widder ihn so dort liegen sah, trabte er in die Taverne und kam gleich darauf mit einem Maul voller Wasser zurück, dass er als kräftigen Strahl im Gesicht seines Herrn entleerte. Das weckte den Admiral dann schließlich doch noch und wir konnten alle gemeinsam aufbrechen.

Als erstes wollten wir nachsehen, wie es Helgur ging. Eorik sah sehr übernächtigt aus und Helgur noch etwas benommen. Nichts desto trotz erzählte Helgur, dass der Thain Hagbard schon in der Früh mit seinem Pferd in Richtung Tursentrutz aufgebrochen war, um Jocelin zu retten und den Wyvern zu besiegen. Hagbard überzeugte uns davon, schnell aufzubrechen und dem Thain zu helfen, da er meinte, dass er es alleine nicht schaffen würde. Da der Weg in steiniges Gelände führte, meinte Hagbard, dass wir diesen ohne Pferde gehen sollten. Wir würden den Thain wohl alsbald nicht einholen, so dachte ich. Doch Admiral Schmork von Schlorf hatte offenbar andere Pläne. Er begann reichlich unverständliches Zeug zu murmeln und sein Widder schwoll an, wuchs regelrecht, bis er die Größe eines kleinen Ponys hatte. Und mit einer Kraft, die keiner von uns dem alten Mann zugetraut hätte, hievte er den Zwerg auf seinen Widder und befahl Zork mit einem Hauch von Wahnsinn in der Stimme, er müsse den Thain aufhalten und dazu bewegen, mit uns zusammenzuarbeiten. Und weg war der Widder, schnell wie ein Blitz mit Telkin, auf dem Rücken. Die Folgende Szene ist dem Reisebericht Telkins entnommen, den er mir später zu lesen gab, damit ich meine Aufzeichnungen vervollständigen konnte.

„Ich war überrascht, als mich der Admiral einfach so auf Zork hob und dieser lospreschte. Doch es dauerte nicht lange und ich fand Gefallen an diesem Ritt. Ein Widder war einem Pferd oder gar einem lächerlichen Pony in so vielen Hinsichten überlegen, das merkte ich immer wieder. Aber obwohl Zork zwischendurch langsamer wurde und ein paar Mal anhielt, um am Wegesrand Gras und Gebirgskräuter zu rupfen, legte er ein beachtliches Tempo hin und wir erreichten alsbald den Thain, der in schleppendem Schritttempo den Berg hinauf ritt. Er sah ebenso erschöpft aus, wie sein Pferd, was kaum verwunderlich war. Die beiden waren schon die ganze Nacht unterwegs und sein Pferd, was wie alle Tiere seiner Spezies einfach zu weich für das Gebirge war, quälte sich sichtlich.

Ich ritt auf Zork neben ihn, sprach ihn an und begann zu erklären, was ich und meine Freunde von mir wollten. Doch er hörte mir gar nicht zu. Entgeistert blickte er den riesigen Widder an. Ich machte mich daran, den Zauber des Admirals zu erklären und stellte mich erneut vor, sagte, ich sei gekommen als Vorhut meiner Gefährten und wir würden ihn bei seiner Mission, den Wyrvan zu töten und seinen Enkel zu befreien gerne unterstützen. Wir müssten nur einige Zeit auf meine Freunde warten, dann könnten wir den restlichen Aufstieg zur Burg in der der Wyrvan hauste gemeinsam bewältigen. Der Thain jedoch lehnte unsere Hilfe jedoch strikt ab. Es sei eine Strafe von den Göttern, all das, sagte er und er müsse das alleine bewältigen. Ich wiedersprach. Versuchte ihn zu überzeugen, dass dieser Glaube Unsinn war, doch Helgur hatte uns ja bereitsvor der Starrköpfigkeit des Thain gewarnt. Es half kein Bitten und Flehen. Er ritt unbeirrt weiter. Da ergriff Zork die Initiative. Er griff den Thain an. Das Pferd scheute, doch der Thain konnte sich oben halten. „Haltet euren Widder zurück, Zwerg!“, zischte der Thain. „Oh, genau genommen ist das nicht mein Widder. Er ist sein eigener Herr. Er wird nicht auf mich hören.“, erwiderte ich. „Und was muss ich tun, dass dieses Vieh aufhört?“ „Auf unsere Forderungen eingehen, fürchte ich.“, sagte ich und konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Die Angriffe des Widders brachten ihn zum Anhalten. Unsere Hilfe jedoch wollte er noch immer unter keinen Umständen annehmen. Ich erklärte ihm, dass ich im Auftrag von Kashrok dazu verpflichtet sei, ihm zu helfen und das Böse in dieser Welt zu reduzieren. Doch der Thain blieb davon überzeugt, dass die Götter des Vollmonds und insbesondere Maneldin, der Krieger ihn strafen wollten. Der Thain mochte stur sein, doch das war ich auch und so stritten wir noch immer über den Weitergang der Reise, als meine Gefährten uns erreichten.“


Während Telkin und die Anderen mit dem Thain weiter über sein Vorgehen diskutierten und der Admiral immer lauter wurde, fiel mir die Nachtigall auf, die immer wieder um uns herum flog und sehr nah beim Thain blieb. Mir kam der Gedanke, dass die Nachtigall Jocelins Schutzgeist sein könnte. Ich hob eine Hand und redete mit dem Vogel, obwohl ich mir etwas komisch dabei vorkam. Ich war sehr erstaunt, als die Nachtigall meiner Bitte nachkam, sich auf meine Hand zu setzen. Anscheinend verstand mich dieser Vogel. Wie aber kann man ihn etwas fragen, wo er doch nicht reden kann. Ich versuchte es indem ich ihm sagte, wenn ich richtig mit meiner Frage liege sollte er kurz hochflattern und wenn nicht, dann solle er auf meiner Hand sitzen bleiben. Noch erstaunter war ich als die Nachtigall bei der Frage, ob sie Jocelin kennt hochflatterte und bei der Frage, ob sie Jocelins Schutzgeist war sitzen blieb und anschließend zum Thain rüberflog.  Vielleicht war doch nicht ein Pferd der Schutzgeist des Thains, sondern diese Nachtigall…

Als ich der Nachtigall hinterher schaute und mir meine Gedanken machte, sah ich wie der Admiral plötzlich auf den Thain zuging und ihn mit einem gezielten Schnitt durch die Sattelriemen vom Pferd holte. Was war in den Alten gefahren? Ich rief, dass sie aufhören sollten, was der Admiral wohl nicht hörte oder hören wollte. Er kreischte etwas davon, dass er die Lügen des Thains satt habe. Die anderen waren wie erstarrt und so ging ich kurzerhand dazwischen, um die Beiden auseinander zu halten. Ich ergriff Admiral Schmork von Schlorf an der Schulter und zog ihn mit einem Chi Kung griff vom Thain weg. Ich bemerkte zu spät, dass der von Schlorf gar nicht so schwer war wie ich vermutete und so flog der Alte ein paar Meter weit nach hinten und prallte unsanft auf dem Boden auf. Ich hörte nur ein kurzes Aufschreien, verzog erschrocken das Gesicht und bemerkte dann auch schon das Zork, sein Widder, auf mich zu rannte. Der Widder sah mein Eingreifen wohl als Angriff und wollte seinen Herren verteidigen. Als der Widder nah bei mir war, wich ich seinem Angriff aus und das Tier sauste an mir vorbei. Ich bemerkte aus den Augenwinkel Tiai etwas zaubern, anscheinend griff nun auch sie ein. Einen Augenblick später war mir klar, was sie gezaubert hatte. Der Boden um uns herum war plötzlich eine glatte Eisfläche. Der angreifende Widder legte sich aus seinem Lauf lang hin und blieb mit all seinen Vieren auf dem Eis liegen. Selesha stand verwirrt neben der Eisfläche und beobachtete offenbar völlig verdattert darüber, warum plötzlich alle kämpften, die Szene. Ich wollte nur noch diesem Chaos entrinnen und sprang mit dem Kranichsprung aus dem Stand heraus in Richtung Felswand, die ich nach ein paar Metern erreichte und mich dort, außer Reichweite des Widders, festhielt. Ich blickte auf alle unter mir und schütteltet mit dem Kopf... was für ein Durcheinander.
 
 

Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Telkin am 10 Jun 2018, 14:42:50
Zur Illustration, wie es aussah, als Zork eine Ladung Wasser ins Gesicht von Admiral Schmork von Schlorf gespuckt hat.  ;D
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Rina am 12 Aug 2018, 12:06:39
Reisebericht von Selesha /Märchenstunde der Alten

Mit bedächtigen Schritten betritt eine alte Frau das großes Zimmer, in dem ein warmes Kaminfeuer prasselt und einige Stimmen zu hören sind. Die sich bewegenden Flammen des lebendigen Feuers malen Schatten an die Wände, welche eine Geschichte erzählen. Die alte Frau blickt in den Raum und lächelt. Sie trägt wertvolle lila- und rosafarbene Gewänder aus Seide. Auffällig ist ein schönes Schmuckstück, eine goldene Kette mit verschieden Anhängern, um ihren Hals. Während sie sich durch den Raum bewegt, blitzt an der Kette der Zahn eins Wyvern auf und an einer anderen Stelle ein in Gold gefasst Stein. Sie geht auf die im Raum auf bunten Kissen sitzenden Kinder verschiedenen Alters zu, die sie schon sehnlichst erwartet haben. Die Kinder erblicken die Alte und es wird schlagartig still im Raum. Ein Junge von drei Jahren mit schwarzen Haar ruft aufgeregt und mit strahlenden Augen “Oma, Oma da bist du ja endlich! Erzählst du uns die Geschichte mit dem Wyvern weiter? Bitte, bitte.“ Die alte Frau lächelt den Jungen an, wuschelt durch dessen Haare und setzt sich langsam zu den Kindern. Mit erwartungsvollen Augen blicken die diese zu ihrer Oma. Die Alte schmunzelt bei der Bitte des Kindes und der Schalk blitzt in ihren Augen auf. „Nun lasst mich mal überlegen, wo wir stehen geblieben waren.“ spricht sie mit fester Stimme. Sie legt den Kopf etwas zu Seite, macht ein grübelndes Gesicht, lächelt nach kurzem Überlegen in die Kinderschar und beginnt zu erzählen...
"Nun denn,... ich stand völlig verwirrt plötzlich am Rande einer Eisfläche, die vorher nicht da war. Als ich zur Seite blickte, bemerkte ich, dass die Albin Anou-Ki einer Spinne gleich an der Felswand neben mir hing, beziehungsweise sich an dieser festhielt. Wie sie dahin gekommen war ist mir bis heute schleierhaft, da sie eben noch fast vor mir stand. Unterhalb von Anou-Ki lag Zork der Widder flach, alle Viere von sich gestreckt, auf der Eisfläche. Etwas abseits sah ich Großadmiral Schlorf der mit dem Gesicht nach unten lag. Der grelle Aufschrei den ich gehörte , hatte dieser wohl von sich gegeben als er hingefallen war. Kurz darauf verschwand die Eisfläche so schnell, wie sie gekommen war, nachdem der Thain Hagbart Tiai sehr eindringlich darum bat oder sollte ich eher sagen, er befahl es ihr die Eisfläche zu entfernen. Mein erster Impuls war es dem Admiral zu Hilfe zu eilen, jedoch sah ich wie Anou Ki vom Felsen sprang und ihm helfen wollte. Der Widder rappelte sich schlagartig auf und stellte sich sogleich zwischen dem Admiral und Anou-Ki. Der Admiral stand brummelnd auf und rieb sich seine Knochen. Diese Bild lies mich schmunzeln, der Admiral war immer für eine Überraschung gut. Ich ging rüber zum Thain um hoffentlich endlich die Situation zu verstehen. Dieser beschwerte sich mit tiefer Stimme über den Übergriff durch meine Gefährten."
"Ich war völlig überrascht, ja sogar schockiert als der Thain in dem weiteren Gespräch die Nachtigall auf seiner Schulter als seine Fylgja offenbarte. Er erzählte uns, dass er all die Jahre gelogen habe um sein Ansehen nicht zu beflecken. Ein Pferd sei seiner Meinung nach für einen Mann seines Ranges eine geeignetere Fylgja als eine Nachtigall. Ich schaute ihn ungläubig an, wie konnte ein Mann so viele Energien in eine Lüge verschwenden. Mithilfe von Telkin und Tiai versuchte ich Hagbart ins Gewissen zu reden, dass nicht seine Fylgja ihn als Thain auszeichnet, sondern sein Umgang mit dem Volk und seine Taten für eben jene diese."
"Als ich meinen Gedanken weit ins Reich des Möglichen und Unmöglichen folgte, roch ich plötzlich einen Gestank. Es roch nach verfaulten Eiern gemischt mit ranziger Butter. Der Ursprung des Übels war ein Topf in dem Schmork munter Sachen für Sachen hineinwarf und kochte. Mir wurde langsam von dem Geruch etwas anders. Plötzlich nahm Zork den Kessel auf die Hörner und rannte weg. Schmork warf wutentbrannt ein Grasbüschel hinter ihm her, doch es war schon zu spät, der Widder hatte das Gebräu vergossen. Diese Szene lies nicht nur mich, sondern auch meine Gefährten herzhaft lachen oder zumindest in Arrou seinem Fall schmunzeln. Damit hat Zork sicherlich schlimmeres verhindert, denn wie uns der Thain berichtete, trank der Großadmiral gern mal seine eigenen Kreationen. Während dessen konnte der Admiral etwas von dem verschütteten Gebräu in einer Phiole retten. Der Admiral stritt sich anschließend auch mit seinem Widder um die Phiole und gewann den Streit. Nach der Klärung aller offenen Dinge zogen wir mit dem Thain weiter, sehr zum Unmut meiner Gefährten."
Nach einer kurzen Unterbrechung, wo die alte Frau ein Schluck Tee trank, erzählte sie weiter... "Nach dem wir einige Wegstunden zurückgelegt hatten, kamen wir an einem großen Geröllfeld an. Beim Anblickt des Gerölls hoffte ich inständig, nicht einen Weg über eben jenes Feld finden zu müssen. Ihr wisst ja, mit welcher Grazie ich die letzte Situation von ähnlichen Ausmaße gemeistert hatte. Zur Sondierung der Lage verband sich Arrous Gedanken mit seinem Falken und so überflog dieser das Geröllfeld. Nach der Rückkehr in seinen Körper berichtete Arrou, dass es zwar einen Weg durch das Geröllfeld gebe, aber dafür einiges Gestein aus dem Weg geräumt werden müsste. Die Angst um Jocelin trieb uns voran das Geröll schnellst möglichst zu überqueren, ohne dabei den Weg vorher frei zu räumen. Anou Ki kletterte graziös die ersten Gesteinsbrocken hinauf, so elegant wie ich es von Alben erwartete. Wir jedoch mussten verharren, denn der wirklich sture Thain bestand darauf sein Pferd mitzunehmen. Er versuchte sein Pferd über das Geröll zu führen mit dem Ergebnis, dass das diese auf dem losen Geröll abrutschte. Ich war ungehalten über diese Zeitverzögerung, denn wir waren schon sehr lange gelaufen und außerdem war ich schon mit den Gedanken bei unserer bevorstehenden Aufgabe. So erhob ich meine Stimme und fordert den Thain auf sein Pferd zurückzulassen. Dieser hörte wider Erwarten nicht und so erschrak Telkin das Schlachtross mit einem gut platzieren Feuerstrahl. Ich betrachtete dieses unnatürliche Schauspiel während ich Schmork verarztete, denn dieser hatte sich beim Versuch des Hinaufkletterns den Kopf gestoßen. Ich saß also da und hatte den Kopf des Admirals auf meinem Schoß, reinigte gerade dessen Wunde, als der Feuerstrahl in unserer Nähe aufflackerte. Kaum das dieser erloschen war, hörte ich das Fluchen des Thains wegen unserem unverantwortlichen Handelns. Die Schimpftirade endet abrupt und nur noch ein Gurgeln war zu vernehmen."
Der Blick der Alten wandert zu jedem der Kinder vor ihr..."Auf einmal vernahm ich ein dumpfes Gebrüll und das darauffolgende panische Wiehern des Pferdes. Das Gebrüll löste in mir einen Fluchtreflex aus, den ich jedoch unterdrücken konnte, um mit klaren Kopf auf diese Gefahr zu reagieren. Ich hörte Kampfgeräusche, die mich zur Eile riefen. Ich sah, wie Telkin los eilte und ich fing an meine treuen Begleiter - die Felslinge - zu rufen. Trotz meines rasenden Herzes gelang es mir sogar zwei dieser faszinierten Wesen herbei zu zaubern. Zugleich stürmte ich in Richtung der Kampfgeräusche und sammelt in mir von neuem meine Magie. Als ich um die Ecke gerannt kam, ergab sich vor mir ein chaotisches Bild... ich rannte geradewegs in einen Kampf gegen Steinlöwen. Diese hatten es mit ihren spitzen Krallen und rasiermesserscharfen Zähnen auf das Pferd des Thains abgesehen. Der Thain wiederum wies schon einige Blessuren auf, da er sein Pferd zu schützen versuchte. Anou-Ki lag ein paar Meter weiter niedergestreckt auf dem Boden und rappelte sich gerade auf, um den Steinlöwen vor ihr zu attackieren. Plötzlich fing das Pferd an zu wachsen, was mich für einen kurzen Moment völlig aus dem Konzept brachte. Zugleich lies ich meine Felslinge mit ihren spitzen Stalagmiten die Steinlöwen angreifen, während Telkin mit einer Flamme das Fell eines Steinlöwen versengte. Ich schlich mich von hinten an die Großkatzen heran und zog den Dolch meines Vaters. Bevor ich jedoch zum Angriff übergehen konnte, beendeten meine Gefährten den Kampf. Die Steinlöwen lagen tot am Boden oder waren geflohen. Ich war froh, dass wir alle einigermaßen unbeschadet den Angriff überstanden hatten. Aber ich hatte ein schweres Gefühl im Magen, mir taten die Steinlöwen leid... Sie waren Tiere die nur ihren Instinkten gefolgten waren und wir hatten diese imposanten Großkatzen dafür getötet."
"Der Schrecken steckte uns noch in den Gliedern. Damit wir aber irgendwie noch weiterkamen willigten wir nun doch ein, das Pferd des Thains nicht zurückzulassen. Trotz einigen ungeschickten Versuchen Seitens von Arrou, schoben und hievten wir mit vereinten Kräften die Felsen zur Seite. Das Pferd begann, dank des Großadmirals, wieder zu schrumpfen und wir bahnten uns nun gemeinsam mit dem Pferd einen Weg durch das Geröllfeld."
"Das Licht des Tages war schon fast hinter dem Horizont verschwunden und langsam schlich sich die Nacht heran, als Telkin einen warmen und geschützten Schlafplatz fand. Ich erbarmte mich unserer knurrenden Mägen und kochte eine warme Brühe, welche meine Gefährten und der Thain nach diesem Tag dankend annahmen. Während wir so gemeinsam zusammensaßen, verschwand Schmork und schien Kräuter zu sammeln, die er nach seiner Rückkehr sogleich verarbeitet. Als Arrou sich zu ersten Nachtwache an den Eingang der Höhle begab brach die Nacht vollends herein. Der Thain unterhielt uns beim Schein des Lagerfeuers mit dem Lied 'Blutrot sind die Wasser des Arkinia'. Fasziniert, ja sogar fast verzaubert, lauschten meine Gefährten und ich seinem Gesang. Hagbart hatte eine sehr angenehme tiefe, weiche, samtige Stimme, die seinen Gesang und seine Worte fast Wirklichkeit werden ließen. Als wir uns dann zur Nachtruhe begaben, kehrte Ruhe ins Lager ein und mit einem Kopf voller Gedanken, Gefühlen und Hoffnungen schlief ich langsam ein und begann zu träumen..."
Titel: Re: [Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)
Beitrag von: Telkin am 28 Aug 2018, 18:17:53
Auszug aus dem Reisebericht von Telkin Feuerfaust

In einer Höhle nahe Westhaga

Die warmen Strahlen der Herbstsonne krochen früh am nächsten Morgen in unsere Höhle, wie eine Gruppe träger, noch verschlafener Kleintiere, und weckten uns. Selesha brachte das Feuer wieder zum brennen und bereitete eine leichte Suppe zu, deren köstlicher Duft uns den Schlaf aus den Gliedern trieb. Selesha verteilte die Schalen. Admiral Schmork von Schlorf nahm seine wortlos in beide Hände, setzte sie an die Lippen und trank sie bis zur Hälfte leer. Dann füllte er sie mit dem Gebräu, das er am vorigen Tag produziert hatte, wieder auf und lächelte Selesha wissend an. „Auch etwas von meinem Lebenselixier?“, fragte er mit krächzender Stimme. „Danke“, erwiderte sie mit gezwungenem Lächeln. „Heute nicht.“ Wir anderen tauschten amüsierte Blicke und löffelten ansonsten schweigend unsere Teller leer. Tiai war hinaus gegangen, um sich etwas frisch zu machen und während dessen musste der Admiral die Gelegenheit ergriffen haben, ihr unbemerkt etwas von seinem ungenießbaren Lebenselixier in die Schale zu mischen. Als Tiai zurück kam, aß sie nichts ahnend von der Suppe. Ihre Lider begannen zu zucken. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte ich mich besorgt. Tiai nickte benommen. „Mir geht es gut.“, murmelte sie schläfrig und löffelte stur weiter die Suppe aus. Ihr brach der Schweiß aus, ihre geweiteten Pupillen flackerten in hohem Tempo von links nach rechts. „Tiai!“, rief Anou-ki erschrocken aus. „Was ist mit dir?“ Doch die Seealbin antwortete nicht. Sie kippte zur Seite und wäre mit dem Kopf auf dem Steinboden aufgeschlagen, wenn Arrou sie nicht mit den Armen aufgefangen hätte. Tiai schlief. Und jetzt hörten wir alle auch das Schnarchen, das aus der Ecke der Höhle kam, in welcher der Admiral mit Zork sein Lager aufgeschlagen hatte. Friedlich schlummernd lagen die beiden aneinander gekuschelt da. Bei jedem Schnarchen flatterte der Bart des Admirals und Zorks Brusthaar, gegen das er atmete. „Der Trank!“, stieß Anou-ki hervor. „Der Admiral hat Tiai vergiftet!“ Selesha schnappte entsetzt nach Luft. „Aber wieso sollte er das tun?“ „Der Verrückte hat es vermutlich aus Versehen gemacht.“, knurrte Arrou. „Sonst hätte er ja nicht selbst davon getrunken, oder es seinem Widder gegeben.“ Der Varg hob Tiai hoch und bettete sie auf ihr Lager. Selesha fühlte den Puls der Albin. „Sie schläft nur. Hoffen wir, dass diese Brühe nicht noch schlimmere Nebenwirkungen hat.“ Eine Weile bemühten wir uns vergeblich darum, die drei: Den Admiral, Tiai und Zork aufzuwecken, doch schließlich ergriff ich das Wort: „Es hilft nichts. Wir müssen weiter. Wir verbergen den Höhleneingang hinter einigen Steinen und Ästen, lassen sie hier und holen sie wieder ab, wenn wir zurück kommen.“ Aus den Augenwinkeln sah ich den Thain, der sich bisher zurück gehalten hatte, eifrig nicken. Und so brachen wir auf an jenem Morgen, mit zweieinhalb Gefährten weniger, unsicher, ob zumindest der schlafende Admiral ein Fluch oder doch ein Segen war.

Der Thain ritt auf seinem Pferd voran und irgendwann entwickelte sich ein Gespräch.  Wie sich herausstellte, hatte sich Hagbart nie wirklich in der Rolle des Thains wiedergefunden. Wäre dies nicht seine Geburtspflicht, wäre er wohl Barde geworden. Und er erzählte uns, wie er gehadert hatte. Damit, ein großer Krieger sein zu müssen. Damit den starken Anführer spielen zu müssen. Mit der hübschen, zierlichen Nachtigall, die seine Fylia war und derer er sich schämte, weil sie so sanftmütig war und  kaum stattlich wirkte. Und schließlich mit den Lügen, die er erfunden hatte. Die Lüge, dass sein Schutzgeist ein Pferd war, ein mächtiges Streitross, wie es sich für einen Anführer gehörte. Wie es den Anschein machte, schämte er sich noch immer und fühlte sich des Amts des Thains nicht würdig. Wir waren da anderer Ansicht, hatten wir wohl bemerkt, dass Hagbarts Gesang am vorigen Abend es vermocht hatte, uns alle Müdigkeit aus den Körpern zu vertreiben und wir plötzlich bereit waren, weite Reisen und gefährliche Schlachten auf uns zu nehmen, obwohl wir doch bereits den ganzen Tag unterwegs gewesen waren. Anou-ki und ich waren uns einig: Die Götter des Thains hatten ihn mit einem seltenen Geschenk gesegnet und obgleich er alt war, war es doch nicht zu spät für ihn, dies zu erkennen. Selesha sprach mit sanfter Stimme auf ihn ein, zählte die Eigenschaften auf, die ein Anführer ihrer Meinung nach haben sollte - abseits von großen Kriegsqualitäten: Die Fähigkeit, zu koordinieren, die Talente und Grenzen seiner Soldaten zu kennen und zu erkennen, die Gabe, Soldaten für den Kampf mit Worten zu bestärken und ihnen Mut zu machen. „Der Anführer ist nicht der großartigste Kämpfer auf dem Schlachtfeld.“, sagte Selesha gerade. „Der Anführer ist derjenige, der andere dazu bringen kann, für ihn kämpfen zu wollen.“ Anfangs blieb der Thain skeptisch, doch Anou-ki und ich fielen mit ein, sprachen von seiner Gabe der Götter. Und als er immer noch unsicher blieb, riss Arrou schließlich der Geduldsfaden und knurrte den Thain an, er solle aufhören, seine Talente unter den Scheffel zu stellen. Selesha hob an, beschwichtigend einzugreifen und der alte Mann nickte endlich und sprach: „Ich danke euch für eure Perspektiven. Ich möchte nun ein wenig für mich sein und in Ruhe meditieren.“ Er setzte sich seitlich im Schneidersitz auf sein Pferd und schloss die Augen. (Wie er so reiten konnte, ist mir noch immer ein Rätsel.) „Ob er wohl begriffen hat, dass er viel mehr von einem Anführer hat, als ihm bewusst war?“, seufzte Selesha. Wir anderen schwiegen. Wer konnte schon sagen, was in dem Thain gerade vor sich ging? Doch wir hatten unser Möglichstes getan.

Gegen Mittag erreichten wir die verlassene Burg. Verlassen? Weit gefehlt. Irgendwo dort musste sich ein schrecklicher Wyvern verbergen und mit sehr viel Glück auch ein kleiner, lebendiger Junge. Arrou schlüpfte in den Geist seines Falken, um die Burg zu erkunden. Der Wyvern befand sich wohl im Bergfried. Wir schlichen erst zum Zollhaus, wo es nichts weiter zu sehen gab und begaben uns dann leise zur Rampe, die zum Nordkastell führte. Doch in der Hektik stolperte ich über einen von Seleshas Felslingen, die sie zuvor zu unserem Schutz heraufbeschworen hatte, fiel scheppernd zu Boden und stieß einige wenig feierliche Flüche aus. Wie erstarrt verharrten wir darauf hin einige Momente mit rasenden Herzen an der Rampe, wo wir wie auf dem Präsentierteller standen, horchend, doch der Wyvern regte sich nicht. Er hatte uns wohl nicht gehört. Arrou positionierte sich in Gestalt des Falken direkt über dem Bergfried. Er sollte hochfliegen, sobald sich etwas rührte und so Alarm schlagen.

Auf leisen Sohlen schlich Anou-ki rüber ins Lagerhaus, während wir anderen hinter der Mauer zum Nordkastell warteten. Die Minuten streckten sich und wir wurden alle immer angespannter, da sahen wir Anou-ki wieder am Tor des Lagerhauses stehen. Neben ihr Joselin, wohlauf und wie es aussah unverletzt. Er hatte es, Auge im Auge mit dem Wyvern, geschafft sich in eine Maus zu verwandeln und war so durch eine Ritze ins Lagerhaus entkommen. Anou-ki hatte ihn dort zitternd in einer Ecke kauernd gefunden, hatte ihm zu essen und zutrinken gegeben, auf welches sich der Junge sogleich ausgezehrt stürzte. Wir halfen Joselin über die Mauer zu uns auf die Rampe, wo sein Großvater ihn glücklich in die Arme schloss. Dann schickten wir ihn auf Mycella, dem Pferd des Thain zur Höhle, in der wir auch Tiai und den Admiral mit Zork zurückgelassen hatten, damit er sich dort in Sicherheit brachte und auf uns wartete.

Anou-ki gab uns per Zeichensprache zu verstehen, dass sie etwas gefunden hatte, eine Schießwaffe wohl, die ich mir einmal ansehen sollte. Ich schlich diesmal vorsichtiger, leise wie eine Katze zu Anou-ki und sah mit einem Blick ins Lagerhaus, was die Albin mir hatte zeigen wollen. Eine durchaus bemerkenswerte Balliste, bis auf einige Abnutzungen und kleinere Schäden, die sie wohl der Zeit zu verdanken hatte, schien sie in Ordnung zu sein. Ich machte mich sofort an die Reparatur, war kein Problem darstellte, denn an Werkzeugen mangelte es wahrlich nicht im Lagerhaus.
Mit Anou-kis Hilfe kam ich gut voran und war gerade fertig, die Balliste war repariert und gespannt- kurz einsatzbereit, da hörten wir draußen einen Falkenschrei und dann etwas, das wie Flügelschläge klang. Anou-ki stemmte sich gegen die Balliste und schob sie auf das Nordkastell. „Er kommt!“, rief sie mir noch zu. Doch ich war bereits dabei, einen Feuerstrahl zu beschwören. Draußen sprang Arrou gerade über die Mauer hinter die Balliste und löste sie aus. Der Geschossbolzen traf sein Ziel und löste ein schmerzerfülltes Gebrüll bei dem Wyvern aus. Im gleichen Moment zog Arrou seinen Bogen und spannte ihn. Ich schoss die gesammelte Energie als Feuerstrahl auf das riesige Tier, das daraufhin nur noch lauter brüllte und aggressiver wirkte als zuvor. Er kam näher, Annou-ki war gerade dabei die Balliste neu zu spannen, als der Thain seine Stimme zum Lied erhob. Bald sang er zweistimmig mit seiner Fylia. Musik so schön, dass die Welt einen Augenblick den Atem anzuhalten schien. Hagbart hatte sich also zu Herzen genommen, was wir auf dem Weg zur Burg Thursentrutz zu ihm gesagt hatten. Und dann bemerkten wir die Veränderung: Der Wyvern schlug merklich langsamer mit den Flügeln, wirkte insgesamt träger und nicht mehr so aggressiv. Trotzdem holte er in dieser Sekunde zum Schlag mit dem Schwanz aus und traf Anou-ki, die daraufhin wütend schrie und den Wyvern mit ihrem Kampfstab kitzelte. Unbeeindruckt grub dieser seine Klauen in die Balliste und biss den gesamten vorderen Teil ab. Mit Bedauern sah ich mein Meisterwerk zu Grunde gehen. Seleshas Feuerstrahl traf den Wyvern gleich darauf und holte mich ins Geschehen zurück. Arrous Pfeil traf zielgenau in ein Auge des Tieres. Meinem zweiten Feuerstrahl wich der Wyvern aus, ebenso dem Felsgeschoss von Selesha und er holte gerade zu einem weiteren Angriff aus, da versetzte Annou-ki ihm mit dem Kapfstab den Gnadenstoß. Diesmal traf sie und diesmal traf sie ihn richtig. Der Wyvern brach zusammen und atmete nicht mehr.

Nun galt es Ermengard Löwenherz zu finden. Mit den Materialien aus dem Lagerhaus bauten wir eine Brücke hinüber zum Südkastell. Der Brunnen, der dort stand erschien bodenlos. Einige Meter weiter unten steckte ein Speer in der Wand, den Anou-ki barg, gesichert mit einem Seil. Es handelte sich um die magische Lanze, mit der Ermengard gekämpft hatte. Vermutlich war sie in den Brunnen gestürzt und hatte die Lanze im Versuch, sich halten zu können, in die Wand gestoßen. Der Thain dankte uns viele Male. Die Überreste Ermengards würden wir später mit  Hilfe des Dorfes bergen können. Mit selbstgebauter Leiter erklommen wir den Bergfried und bahnten uns so den Weg ins Nest des Wyvern. Das erste, was uns entgegen schlug war ein Brechreiz erregender Gestank, der Selesha dazu veranlasste, in parfümierte Tücher zu atmen. Wir fanden einen Hirtenstab, den man wohl als Kampstab verwenden konnte, doch ansonsten war dort, abgesehen von abgefressenen Knochen, nichts zu holen.

Ich wollte den Leichnam des Wyverns zu Ehren Kashroks verbrennen und der Thain versprach mir, dies im Rahmen eines großen Festes auch zu tun.

Joselin hatte die Höhle ohne Schwierigkeiten gefunden und war dort auf eine sehr wütende Tiai gestoßen, die schon wieder munter wurde. Der Admiral schnarchte noch in seiner Ecke, doch Joselin erzählte mir später, Schmork habe nur simuliert, um Tiais Zorn zu entkommen. Als wir anderen auftauchten, waren er und Zork ganz plötzlich verschwunden.

Dem Thain mussten wir versprechen, dass wir die Nachtigall geheim halten würden. Er sei zu alt, um sich jetzt noch dem Spott der Leute auszusetzen, meinte er. Wir bezweifelten, dass es Spott geben würde, doch akzeptierten wir seinen Wunsch.

Den Hirtenstab ließen wir im Dorf mit einem Wyvernzahn verzieren und schenkten ihn Joselin. Als Erinnerung an dieses Abenteuer und als Lohn für seine Tapferkeit.

Das Amt des Thains übergab Hagbart an seinen Schwiegersohn Helgur. In seiner neugewonnenen, freien Zeit sang er regelmäßig in der großen Taverne am Marktplatz, was nicht nur ihn sondern auch alle, die ihm zuhörten, auf magische Art und Weise glücklich stimmte.

Und wir? Nun wir machten uns auf gen Süden in Richtung der Orklande. Doch sehr weit kamen wir nicht, denn schon am Tag unseres Aufbruchs von Westhaga stolperten wir geradezu in ein neues Abenteuer.