Autor Thema: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)  (Gelesen 67810 mal)

Yinan

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5.291
  • U3BsaXR0ZXJtb25k
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #255 am: 25 Jun 2015, 21:28:01 »
@Priesterliche Keuschheit
Während ich unter normalen Umständen absolut der Meinung bin, dass sich Boni und Mali von Charakteren auf dem Charakterbogen finden lassen sollten, bin ich in diesem Fall anderer Ansicht, aus folgendem Grund:
Wie schwer ist es, jemanden zum Trinken in die nächste Kneipe einzuladen? Nicht übermäßig schwer.
Wie schwer ist es, jemanden zum Trinken in die nächste Kneipe einzuladen, wenn derjenige gerade Wache steht? Vermutlich deutlich schwerer, weil er mit deutlichen Konsequenzen rechnen muss, wenn das rauskommt.
Die Umstände in Form der Situation des Betroffenen sorgen also dafür, dass das gleiche Angebot zwei unterschiedliche Schwierigkeiten aufweist. Ebenso wäre das beim Priester, für den ein netter Abend mit Herrenbegleitung ein wesentlich schwereres Vergehen wäre als beim Streuner.
Das Beispiel passt aber mal wieder nicht.
Hier hat sich die Wache nicht einfach selbst eine Aufgabe auferlegt, sondern er hat von jemanden diese Aufgabe bekommen, von dem er Ärger bekommen kann.
Der Priester der ein Keuchheitsgelübde abgelegt hat bekommt aber von niemanden Ärger außer sich selbst, weshalb hier keinerlei Veränderung kommen sollte. Schließlich ist er nicht in der Pflicht gegenüber jemand anderes.
Wenn nicht anders gesagt, dann befassen sich meine Aussagen zu Regeln niemals mit Realismus oder Simulationismus, sondern nur mit Balancing.
----
Space is GOD DAMN TERRIFYING! Novas and Hypernovas are natures reminder that we can be wiped out instantly at any given time.

rettet den wald

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 211
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #256 am: 25 Jun 2015, 21:38:32 »
Schließlich ist er nicht in der Pflicht gegenüber jemand anderes.

...Wenn sein Gott daraufhin nicht mit ihm zufrieden ist, dann hat der Typ deutlich mehr Ärger als die Wache...
Keep calm and praise the sun.

Yinan

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5.291
  • U3BsaXR0ZXJtb25k
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #257 am: 25 Jun 2015, 21:53:28 »
Das mag sein, aber da wir bisher von einem generellen Priester ausgingen und nicht von einem Speziellen, der einen der absolut seltenen Götter anbetet, die von ihnen Keuchheit verlangen.
Denn davon dürfte es ziemlich wenige geben.
Wenn nicht anders gesagt, dann befassen sich meine Aussagen zu Regeln niemals mit Realismus oder Simulationismus, sondern nur mit Balancing.
----
Space is GOD DAMN TERRIFYING! Novas and Hypernovas are natures reminder that we can be wiped out instantly at any given time.

rettet den wald

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 211
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #258 am: 25 Jun 2015, 22:28:43 »
Das mag sein, aber da wir bisher von einem generellen Priester ausgingen und nicht von einem Speziellen, der einen der absolut seltenen Götter anbetet, die von ihnen Keuchheit verlangen.
Denn davon dürfte es ziemlich wenige geben.

Warum sollte er dieses Gelübde ablegen, wenn es nicht vom Gott (oder wenigstens von der Kirche) verlangt wird?

...Und wenn man solche Situationen als Modifikatoren aufgrund der Situation zulässt: Was hindert mich daran, unseren netten Gruppenmagier darum zu bitten, einen Fluch der Schmerzen auf mich zu sprechen, wenn ich gerade dabei sein sollte, mein Gelübde zu brechen? Das dürfte nach dieser Argumentation ja nen netten Bonus hergeben...
Keep calm and praise the sun.

Cifer

  • Korsaren
  • Hero Member
  • *
  • Beiträge: 1.793
  • Kapitänin Adawae
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #259 am: 25 Jun 2015, 22:55:18 »
@Yinan
Ich ging jetzt schon davon aus, dass bei einem "Gelübde" vermutlich auch die Priester-Stärke betroffen sein dürfte. Wenn es natürlich nur darum geht, dass der Priester den Abend eigentlich lieber in seinem Studierzimmer mit ein paar Texten verbringen möchte und seine Religion zu dem Thema gar nichts sagt, ist das eine andere Sache. Sozialer Druck (was sagt die prüde Gemeinde darüber, wenn ihr Hirte mal eben mit wem auf's Zimmer verschwindet?) könnte allerdings auch Boni für's Widerstehen geben.

Yinan

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5.291
  • U3BsaXR0ZXJtb25k
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #260 am: 25 Jun 2015, 23:08:44 »
@Yinan
Ich ging jetzt schon davon aus, dass bei einem "Gelübde" vermutlich auch die Priester-Stärke betroffen sein dürfte.
Wobei gerade dann ja eigentlich kein positiver Umstandsbonus gegeben werden sollte, schließlich sollte das ja den Vorteil ausgleichen, wodurch die 0 Punkte gerechtfertigt sein sollen bei der Stärke. Aber wenn man dadurch jetzt besser den Sachen widerstehen kann, dann hat man nur noch einen weiteren Vorteil für die Stärke.
Wenn nicht anders gesagt, dann befassen sich meine Aussagen zu Regeln niemals mit Realismus oder Simulationismus, sondern nur mit Balancing.
----
Space is GOD DAMN TERRIFYING! Novas and Hypernovas are natures reminder that we can be wiped out instantly at any given time.

JohnLackland

  • Beta-Tester
  • Hero Member
  • ***
  • Beiträge: 3.003
  • Nicht Beißen!
    • Profil anzeigen
    • Oh Kultes
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #261 am: 25 Jun 2015, 23:09:56 »
Was ich spannend finde ist ja, das erste was eingefallen ist, sind katholische Priester mit dem Zölibat bei Verführung - sprich Keuchheit und das auf Lorakis zu münzen. Ich finde spannend das Priester = Keuch im Kopf war.
Bei mir übrigens auch....
Spielst du schon oder diskutierst du noch über die Regeln?

Cifer

  • Korsaren
  • Hero Member
  • *
  • Beiträge: 1.793
  • Kapitänin Adawae
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #262 am: 25 Jun 2015, 23:33:10 »
@Yinan
Ich ging jetzt schon davon aus, dass bei einem "Gelübde" vermutlich auch die Priester-Stärke betroffen sein dürfte.
Wobei gerade dann ja eigentlich kein positiver Umstandsbonus gegeben werden sollte, schließlich sollte das ja den Vorteil ausgleichen, wodurch die 0 Punkte gerechtfertigt sein sollen bei der Stärke. Aber wenn man dadurch jetzt besser den Sachen widerstehen kann, dann hat man nur noch einen weiteren Vorteil für die Stärke.
Ein Zölibat sehe ich persönlich auch effektiv als +/- 0, nicht als Ausgleich der positiven Aspekte der Priesterstärke - die müssen an anderer Stelle stattfinden. Als Nachteil ist natürlich zu sehen, dass der Priester selbst nicht verführend tätig werden darf und bei Schwäche ggf. seine Magie verliert, als Vorteil steht demgegenüber eben die erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Betörungsversuche.

Loki

  • Korsaren
  • Hero Member
  • *
  • Beiträge: 3.017
  • Q: Sein v ¬Sein
    • Profil anzeigen
    • Google
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #263 am: 25 Jun 2015, 23:58:20 »
Hier wurde gesagt: Priester kriegen einen unfairen und willkürlichen Vorteil, wenn man eine Verführen-Probe gegen sie erschwert (wenn sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben und dieses auch ernst meinen, also mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie es brechen). Es wurde weiterhin gesagt: Wenn ein Priester nicht verführbar sein soll, dann soll sich dies über entsprechende Regelmechanismen (hohe Attribute, Meisterschaften, etc.) wiederspiegeln. Beides ist zumindest zweifelhaft.

  • Dieser Bonus beschränkt sich nicht auf Priester, sondern ist für alle Charaktere in entsprechenden Situationen verfügbar (z.B. den absolut zart besaiteten Tierfreund zum Abschlachten eines Einhorns überreden, oder einen Magier dazu überreden, ein Buch zu verbrennen, etc.). Hier liegt also keine Ungleichbehandlung vor.
  • Das Regelwerk sieht für genau diese Angelegenheiten die positiven bzw. negativen Umstands-/Situationsmodifikatoren vor. Eben für alles, was über die reinen Werte hinaus geht. Deshalb bekommt der Kletterer einen Bonus, wenn er Kletterhaken dabei hat und der Kämpfer einen Malus, wenn er während des Kampfes durch einen Sumpf waten muss. Diese Modifikatoren hier anzuwenden ist also überhaupt nicht willkürlich, sondern - im Gegenteil - genau sinngemäß

Die Frage ist hier nicht, ob man "nur harte Werte entscheiden lässt" - denn Situationsmodifikatoren sind ebenfalls harte Werte, die vom Regelsystem nunmal so vorgesehen werden (und nunmal, laut Definition der Interpretation des Spielleiters unterliegen) -, sondern welchen Spielstil man pflegt. Diese Frage wurde schon so häufig in so vielen verschiedenen Foren diskutiert (und führt mMn letztlich auf die Ur-Frage zurück: Was muss ein Spieler eigentlich können, um seinen Charakter darstellen zu können?), dass ich persönlich keine große Lust verspüre, sie nochmal aufzurollen.

Halten wir einfach fest: Es gibt verschiedene Standpunkte. Ich für meinen Teil kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen (sowohl "Ich habe nunmal Redegewandtheit 13 - der Krieger springt jetzt mit mir ins Bett!" als auch "Steck dir deine Würfel sonst wohin, das würde mein Charakter niemals tun!"), gebe im Zweifel aber einfach der Willensfreiheit von Spieler und Charakter einen größeren Spielraum als der Konformität mit den Regeln.

LG
Who has seen the wind - Neither you nor I
But when the trees bow down their head, The wind is passing by

TrollsTime

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4.955
  • Brückentroll
    • Profil anzeigen
Re: Einschüchtern in Splittermond (und im Rollenspiel allgemein)
« Antwort #264 am: 26 Jun 2015, 08:21:13 »
Nach Austausch all dieser Argumente sehe ich mich in der Mitte verortet.
Deshalb fasse ich noch ein Mal zusammen:
-- Spielercharakteren darf auch ein Nachteil durch eine Sozialprobe entstehen
-- Dieser ist gemeinhin gering
-- Es sei denn die Wertediskrepanz ist enorm
-- Das Notaus indirekt über "Splitterpunkte" finde ich recht und billig, aber NICHT wegen irgendwelcher GMV- oder Ingame-Erklärungen, sondern schlichtweg, weil es "Splitterpunkte" sind. Ich behandle sie hier ausdrücklich nicht, weil es sich um eine Sonderregel einer mystischen Fähigkeit handelt, die auf die meisten Lorakesen nicht anwendbar ist.
Deshalb ist die Argumentation "Aber du kannst doch Splitterpunkte einsetzen" in meinen Augen nicht zielführend.
-- Das Notaus bei Feilschen über "Verhandlung abbrechen"  hasse ich wie die Pest, finde es nicht authentisch, absolut Abenteurer bevorteilend und nicht zielführend. Für Abenteurer darüber hinaus unnötig, da es ja noch das Notaus indirekt über Splitterpunkte gibt.
-- Das Notaus über Prinzipien wie zB ein Keuschheitsgelübde bzw eine satte Erschwernis finde ich immer dann ok, wenn aus diesem "kostenlosen" Feature in anderen Situationen auch ein Nachteil erwächst.
Sobald der Spieler sich nur einen kostenlosen Vorteil  erschleichen wollte, weckt er meinen Sadismus
-- Die Feilschenproblematik war meine Hauptbaustelle
-- Gemeinhin bin ich es gewohnt, dass meine Spieler mir zuspielen und ich ihnen. Die Problematiken ergeben sich dadurch eher selten.
Aber sie kommen vor.
-- Der "erzieherische" Gedanke ist mir (mittlerweile) relativ fremd und überhaupt nur statthaft, wenn ein einzelner Spieler ausschert. Tut es die Mehrheit, sollte eher der Spielleiter seine Attitüde überdenken.
-- Das Beispiel "Kauft mehr als beabsichtigt" kam bisher bei uns nur zwei Mal vor. An sich nur ein Mal (beim anderen Mal war Zauberei mit im Spiel) und beide Male hat der Char zwar ein "bisschen mehr" gekauft, aber für sein Geld auch was bekommen (wenn auch leicht überteuer). Beide Seiten hatten ihren Spaß im Endeffekt.
-- Für mich als Spieler gilt das gleiche
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"