Autor Thema: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch  (Gelesen 8903 mal)

Nevym

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Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
« Antwort #30 am: 06 Feb 2015, 15:19:42 »
Ich denke schon die ganze Zeit über dieses Thema nach und finde wenig bis nichts dazu, was ich ausformuliernen kann, obwohl es genau das zu sein scheint, worüber ich am liebsten schreibe und es betrifft DAS Thema, was mich am meisten stört seit was weis ich wie lange schon....

Was mich bisher davon abgehalten hat auch nur zu kommentieren wurde mir eben an hand von Wikipedia und den folgenden Verlinkungen klar:
Zitat von: Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspiel
Rollenspiel nennt man:
  • ein Konzept eines interaktiven Spiels, siehe Rollenspiel (Spiel);
  • besonders seine Untergruppen Pen-&-Paper-Rollenspiel und Computer-Rollenspiel;
  • in der Soziologie an einen Status gestellte Erwartungen, Werte, Handlungsmuster und Verhaltensweisen, siehe Soziale Rolle;
  • in der (sozial-)Pädagogik eine systematische, regelhafte, rollenbasierte Arbeitsmethode, siehe Rollenspiel (Pädagogik);
  • in der Gruppenpsychotherapie das theatermäßige Inszenieren eines Problems, siehe Psychodrama;
  • in der Verhaltenstherapie eine Standardmethode zur Entwicklung, Überprüfung, Übung und Verfestigung gewünschten Verhaltens;
  • in der Sozialtherapie eine spielerische Interventionsform, siehe sozialtherapeutisches Rollenspiel;
  • in der lernorientierten Pädagogik Lernen durch Nachvollziehen einer Gesprächssituation, siehe szenisches Spiel;
  • in der Gruppendynamik die Erfahrung der eigenen Rolle anhand eines Vertreters, siehe Systemaufstellung;
  • in der Arbeits- und Organisationspsychologie die Simulation eines Gesprächs oder Konflikts, siehe Rollenspiel (Simulation);
  • ein Konzept in der Pantomime, siehe Jeux Dramatiques;
  • eine Sexualpraktik, siehe Erotisches Rollenspiel.
und den weiterführenden Links:
Wiktionary: Rollenspiel
Zitat
Bedeutungen:
spielerisches Hineinversetzen in fremde Rollen
[a:] Soziologie: Lehr- oder Therapiemethode
[b:] Spiel
[c:] Simulation von Konfliktsituationen und Gesprächen zu Schulungs- oder Einstellungszwecken
[...
Unterbegriffe:
[1b] Chatrollenspiel, Forenrollenspiel, Pen-&-Paper-Rollenspiel, Liverollenspiel (LARP), Schreibrollenspiel
Beispiele:
[1a] Im Rollenspiel lernten die Teilnehmer, besser mit konfliktgeladenen Situationen umzugehen.
[1a] Gewaltprävention für Jugendliche arbeitet oft mit Rollenspiel und Verhaltenstraining.
[1b] Das erste Rollenspiel im Sandkasten hieß früher häufig „Mutter-und-Kind“.
[1b] Es gibt eine riesige Auswahl an Rollenspielen für den PC.
[1b] Die drei populärsten Online-Rollenspiele haben jedes über eine Million Abonnenten.
[1c] Nachdem die Teilnehmer sich präsentiert hatten, ging es mit einem Rollenspiel los: „Der neue Dienstwagen“.
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon „Rollenspiel“
Zitat
[...]
Beispiel(e):
 Dieses Vorankommen auf der Karte ist trotzdem eine neue und originelle Weise der Bewegung in einem Rollenspiel. (Quelle: www.bielertagblatt.ch, 2010-12-22) 
 Als ein Beispiel für solch intensive Lernerlebnisse kann man das Rollenspiel verstehen, bei dem Jugendliche am eigenen Leib erfahren, wie skrupellos Industrienationen bei der Ausbeutung ärmerer Länder vorgehen. (Quelle: www.mittelbayerische.de, 2011-01-11) 
 Die Teilnehmer erleben dabei die typischen Übungen - etwa die Präsentation, die Postkorbübung oder das Rollenspiel. (Quelle: www.general-anzeiger-bonn.de, 2011-01-04)
 
und nur hier im letzten Link in einer einzigen Zeile taucht für mich das auf was ich bei John und den folgenden Beiträgen als "politisches Rollenspiel" interpretiere...

Auch finde ich bei all diesen Erklärungen kaum Hinweise und Anmerkungen zur Gewalt und zu "Konflikten" - ich finde keine Gewalttätiglkeit von Rollenspiel - nur in eine weiterführenden Link: Rollenspiel (Spiel) und in interpretierbarer, viel allgemeinerer Form in drei weiteren Einträgen:
[...]Inszenieren eines Problems[...]
[...]spielerische Interventionsform[...]
[...] Simulation eines Gesprächs oder Konflikts[...]

Deshalb ist für mich Rollenspiel grundsätzlich nicht gewalttätig und es kann grundsätzlich nicht "politisch" sein...
Trotzdem und gerade deswegen hat JohnLackland damit einen wichtigen Beitrag angestoßen.
In anderen Beiträgen und u.U. auf anderen Plattformen wurde das mal mit "Wie real darfs denn sein?" oder "Nicht schon wieder NextBigThing oder Endgegner plätten". Was auch schon so einige andere geschrieben haben ist, daß vielfältigen Erfahrungen zeigen, daß es kaum andere Konflikt- und Lösungsstrategien bie Spielern, Spielleitern, (Abenteuer-)Autoren, Welten- und Regeldesignern gibt als Gewalt.
Nur wenige Ausnahmen zielen auf alternative Lösungen, kreatives Umgehen oder (trickreiches) Wegesuchen für den Erfolg.
Mit letztem Wort zeigt sich auch gleich worin der eigentliche Zweck besteht - Erfolg, Spaß und Befriedigung zu haben - meist und leider nur unter Auflösung der real existierenden Schranken für Verhalten - hauptsächlich in Form von ritualisierter Ausübung von Gewalt (hier in Regeln gepackt).

Meiner Meinung muß das nicht so sein und ich arbeite seit Jahren daran, hier ein klein wenig zu ändern, sei es als langjähriger Spielleiter, bei der Abwandlung bestehender (Kauf-)Abenteuer oder auch (erst recht) in meinen selbsterstellten Abenteuern.

Leider ist es idR die erdrückende Mehrheit (ca 80-90%) der Spielerschaft, die genau nur eines haben will:
Konfliktlösung mit Gewalt in mehr oder minder harter Form.

Schade eingentlich, daß die wesentlichen Aspekte von "Rollenspiel" zu teils [in Anlehnung an Zitate] ".. unnötigen.." "blöden" "Fluff" [und wie immer das auch bezeichnet wird] verkommen und wohl so viele unterdrückte Emotionen drin stecken...

Für mich ist Rollenspiel viel mehr ...
Ich bin der Sand im Getriebe - ich kommentiere - ich kritisiere - ich phantasiere
The only real prison is fear, and the only real freedom is freedom from fear. (Aung San Suu Kyi)